In der Oberstufe des Heriburg-Gymnasiums in Coesfeld beispielsweise gehört ChatGPT schon wie selbstverständlich zum Unterricht. Und das sogar mehr, als es den Lehrern lieb ist. Denn Schüler geben offen zu, sich von ChatGPT beispielsweise bei Hausaufgaben umfassend helfen zu lassen.
"Chat GPT spart Zeit“
"Wenn ich ehrlich bin, nutze ich das eigentlich fast für alle Hausaufgaben, weil es halt einfach das Leben erleichtert und dann halt viel Zeit spart", sagt der 18-jährige Paul Benedikt. Der angehende Abiturient lässt sich einen Teil seiner Hausaufgaben von ChatGPT schreiben. "In allen Fächern klappt das aber noch nicht so gut."
Sorge, dass er damit auffliegen könnte, hat der 18-jährige nicht. "Ich formuliere das immer noch ein wenig um", sagt Benedikt. So sollen die Lehrer den Eindruck haben, dass er die Texte selbst verfasst habe. In Facharbeiten oder Klausuren will Benedikt aber noch nicht auf ChatGPT zurückgegriffen haben.
KI als Formulierungshilfe
Seine Mitschülerin Hanna nutzt die Computersoftware ebenfalls als Hausaufgabenhilfe: "In Bio haben wir jetzt ´ne Präsentation. Da die Sachen auszusuchen, ist ganz einfach. Es ist eine Formulierungshilfe." Hanna und auch Benedikt überprüfen aber die ausgeworfenen Ergebnisse laut eigener Aussage jeweils noch auf ihre Richtigkeit.
Konkrete Schummel-Verdachtsfälle
Am Heriburg-Gymnasium sind bereits mehrere Facharbeiten aufgetaucht, bei denen akuter Schummelverdacht mit KI besteht. In solchen Fällen droht die Note 6. Geschichtslehrer Tom Wulf sagt, dass er den Schreibstil seiner Schülerinnen und Schüler kenne: "Mir ist trotzdem sehr bewusst, dass wir natürlich niemals alle erwischen werden".
Prüfungen werden angepasst
Tom Wulf findet das aber auch nicht schlimm. Er sieht die künstliche Intelligenz als eines von vielen Werkzeugen, sich Informationen zu beschaffen. Ein Recherchetool. Bestimmte Aufgaben in Facharbeiten hat der Geschichtslehrer nun so verändert, dass ChatGPT hier nicht helfen kann, weil es lokale Themen sind. Die hat die Künstliche Intelligenz noch nicht so drauf.
KI und Fake News
Das Schulministerium in NRW hat den Schulen einen Leitfaden an die Hand gegeben. Das Ministerium sagt, ein Verbot von Künstlicher Intelligenz stehe nicht zur Debatte. Es gehe vielmehr darum, mit der Technik neue Lerninhalte zu entwickeln, wenn es beispielsweise darum geht, Fake News aufzudecken. Denn ChatGPT macht Fehler, liefert auch Falsch-Aussagen.