Kampagne gegen Gewalt gegen Rettungskräfte Lokalzeit Münsterland 05.12.2023 Verfügbar bis 05.12.2025 WDR Von Markus Wollnik

Rettungssanitäter aus Lüdinghausen über Gewalt bei Einsätzen

Stand: 06.12.2023, 11:02 Uhr

Immer häufiger werden Rettungskräfte Opfer von Gewalt. Auch im Münsterland. Zwei Rettungssanitäter aus Lüdinghausen machten jetzt ihre Erlebnisse öffentlich. Anlass war der Start einer bundesweiten Kampagne der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung gegen Gewalt gegen Einsatzkräfte.

Die beiden Rettungssanitäter Leon Stuhr und Max Ocklenburg aus Lüdinghausen (Kreis Coesfeld) sind erst seit Kurzem im Dienst. Aber auch sie haben schon Gewalt erfahren müssen.

Max Ocklenburg (links) und Leon Stuhr einsatzbereit | Bildquelle: WDR

"Als wir kurz vor dem Sofa waren und uns dem Patienten nähern wollten, ist dieser aufgesprungen, uns entgegen gesprungen und wollte uns boxen, schlagen", erinnert sich Max Ocklenburg an einen Einsatz, den der Patient selbst veranlasst hatte. "Wir haben uns umgedreht, sind raus aus der Wohnung, zurück ins Treppenhaus, runter, zum Auto gerannt und haben dort die Polizei verständigt, dass wir mit Polizeischutz wieder zum Patienten gehen."

Beleidigungen, Bedrohungen, Angriffe

Situationen wie diese sind kein Einzelfall. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung hat am Dienstag zum Start einer bundesweiten Kampagne gegen Gewalt gegen Einsatzkräfte das Ergebnis einer Umfrage unter mehr als 1.300 Mitgliedern von freiwilligen Feuerwehren veröffentlicht.

Start für bundesweite Kampagne gegen Gewalt gegen Einsatzkräfte | Bildquelle: WDR

Danach hatte etwa jeder Dritte schon einmal Gewalt im Dienst erlebt. "Beleidigungen, Beschimpfungen, Bedrohungen, Nötigungen oder tätliche Angriffe auf Beschäftigte und ehrenamtlich engagierte Menschen sind inakzeptabel", heißt es dazu in einer Resolution der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.

Konsequenzen gefordert

Christoph Schlütermann, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Coesfeld fordert einen konsequenten Umgang mit überführten Gewalttätern. "Wir brauchen eine schnellere rechtliche Vorgehensweise (...), kein Verfahren, das ein Jahr dauert. Das hat keine pädagogische Wirkung. Sondern es sollte zügig (...) abgeurteilt werden."

Experten sehen "Eskalationsdynamik"

Andre Niewöhner leitet das landesweite Netzwerk "Sicher im Dienst" | Bildquelle: WDR

Allerdings gehen viele Einsatzkräfte, die Gewalt erfahren haben, nicht zur Polizei. Nur drei von zehn erstatteten Anzeige, berichtet Andre Niewöhner, Leiter des landesweiten Gewaltnetzwerks "Sicher im Dienst". Er hält spezielle Trainings der Polizei für Rettungssanitäter und Feuerwehrleute für wichtig.

Dabei geht es auch um Fragen der Kommunikation. "Aus der Forschung wissen wir, dass es selten Angriffe aus dem Nichts gibt. Häufig ist es eine Eskalationsdynamik", weiß Niewöhner. "Manchmal schaukeln sich die Dinge nämlich hoch und dann geht es darum zu erkennen, wie kann ich deeskalieren."

Rettungssanitäter aus Lüdinghausen über Gewalt bei Einsätzen 00:38 Min. Verfügbar bis 06.12.2025

Quelle:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
  • DRK-Kreisverband Coesfeld