Farbe in der City: Fassadenfestival in Paderborn

Stand: 14.08.2024, 10:39 Uhr

Bunt statt Grau: Graffiti-Künstler aus Deutschland und Europa gestalten noch bis Ende August Fassaden und Hauswände in Paderborn und bringen urbane Kunst in die Stadt. Das Fassadenfestival findet bereits zum vierten Mal statt.

Von Silke Tornede

Es hat fast etwas Meditatives, Juri Lobunko bei der Arbeit zuzusehen: Mit der Sprühdose zieht der Bielefelder Wandkünstler türkisfarbene Linien und Kreise. Auch Formen in Blau und Orange sind schon zu erkennen. Rund zehn Stunden brauche er für die "abstrakte Komposition", sagt der 33-Jährige, der auch unter dem Namen "Toon" bekannt ist und beim diesjährigen "Secret City"-Fassadenfestival in Paderborn den Anfang macht.

Kulturaustausch mit französischer Partnerstadt

Juri Lobunko am Graffiti-Stern in Paderborn. | Bildquelle: WDR Silke Tornede

Das Besondere: Juri Lobunko hat das Bild bereits im Juli bei einem Festival in Frankreich, in Paderborns Partnerstadt Le Mans, realisiert. Auf einem dreidimensionalen Objekt. In Paderborn bringt er das gleiche Motiv jetzt am Graffiti-Stern auf eine glatte Betonwand auf, etwa zwölf Meter lang und dreieinhalb Meter hoch.

Im Gegenzug kommt die französische Künstlerin Sarah Lembo Ende August nach Paderborn und plant hier ein Kunstwerk. Ein Schmetterlingsmotiv auf schwarzem Hintergrund, verrät Stefan Hermanns vom Kulturamt der Stadt Paderborn, der das Festival organisiert und sich über den europäischen Austausch freut.

Fassadenkunst in unterschiedlichen Facetten

Insgesamt beteiligen sich 22 Künstlerinnen und Künstler am diesjährigen Festival. Es geht nicht nur ums Sprayen, betont Hermanns. Auch Bodengraffiti, sogenannte Paste-Ups, Arbeiten mit Folien und Schablonen sind geplant. Anfang der Woche hat Claudia Cremer-Robelski aus Paderborn ein Stromhäuschen an der Stadtbibliothek gestaltet und dabei den Stil des historischen Gebäudes aufgegriffen. Ein Beispiel dafür, "dass Fassadenkunst auch intergieren kann und nicht immer nur bunte Aufmerksamkeit erzeugen will".

Auch Gemeinschaftsprojekte sind geplant: Lukas Michalski, Künstlername Kash, nimmt sich am kommenden Wochenende mit neun weiteren Künstlern eine rund 60 Meter lange Garagenwand vor. Statt grauer Tristesse soll eine Über- und Unterwasserwelt entstehen.

Werke in der virtuellen U-Bahn

Wasser als Anspielung auf die Pader, der Dom, der Pfau als kirchliches Symboltier oder das Paderborner Dreihasenfenster tauchen als lokale Bezüge immer wieder in den Graffiti auf.

Rund 60 Werke sind bei den Festivals in den vergangenen drei Jahren bereits entstanden und an vielen Orten in Paderborn zu sehen. In einer virtuellen Galerie, einer U-Bahn, können alle Arbeiten angeschaut werden, auch die, die es nicht mehr gibt, weil ein Gebäude zum Beispiel abgerissen wurde.

Graffiti und Streetart

Graffiti-Künstlerin Lackschnute bei der Arbeit. | Bildquelle: Stadt Paderborn / Dirk Rellecke

Graffiti-Kunst hat in Paderborn einen festen Platz. Nicht nachts illegal den eigenen Namenszug an Wände sprühen, sondern tagsüber ganz legal kreativ sein, Wandgemälde schaffen, Hausfassaden verschönern und die Stadt bunter machen, darum geht es dem Kulturamt.

In der Bevölkerung gebe es dafür eine große Offenheit. Einige Bürger stellen laut Stadt sogar Hauswände zur Verfügung, auch in der Hoffnung, dass professionell gestaltete Flächen nicht wild beschmiert werden. Oder geben Tipps, wo Fassaden verschönert werden könnten.

Metergroße Frauenfigur mit Pfauenfedern

So wies eine Anwohnerin auf eine weiße Wand hin, die inzwischen mit einer metergroßen Frauenfigur zum Hingucker geworden ist. Die Paderborner Künstlerin Lackschnute hat das Bild Anfang August gesprüht – als Vorgeschmack auf die rund 15 Objekte, die noch bis zum 30. August in Paderborn entstehen sollen.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporterin bei dem Festival

Über dieses Thema berichtet der WDR am 23. August auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit OWL und im Radio auf WDR 2.