Auslöser des Ärgers ist ein neu angelegter Radschutzstreifen. Dafür wurden Haltelinien von Stoppschildern einmündender Straßen nach hinten verlegt. Die Folge: Autofahrer, die abbiegen wollten, hatten keine freie Sicht mehr. Der Baum stand im Weg.
Nach den Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt06) muss ein Verkehrsteilnehmer bei erlaubtem Tempo 50 in beiden Richtungen 70 Meter freie Sicht haben. Also wurde der Baum gefällt, zwei weitere Bäume stehen ebenfalls auf der Liste und sind akut gefährdet.
Zweifel am Sinn von Radschutzstreifen auf der Straße
Vertreter des Allgemeinen Fahrradclubs (ADFC) sehen die gesamte Baumaßnahme als Planungsfehler. Sie bezweifeln, dass Radschutzstreifen auf der Straße Fahrradfahrer wirklich schützen.
Da müssten dann schon bauliche Abgrenzungen her und nicht nur Farbe auf der Straße wie in diesem Fall, auf der Lüdenscheider Parkstrasse. Und: Der ADFC will nicht als Sündenbock für das Fällen von gesunden Bäumen herhalten.
Weitere Baumfällungen sollen verhindert werden
Die zuständige Bezirksregierung, von der das Geld für den Radschutzstreifen kam, hat einem Kompromissvorschlag der Stadt unter Vorbehalt zugestimmt. Dieser sieht vor, dass keine weiteren Bäume mehr gefällt werden, obwohl die Sichtachsen nicht komplett frei sind.
Mögliche Alternativen zur Baumfällung, wie eine geänderte Verkehrsführung, kamen wegen der Verkehrsbelastung von rund 2.800 Fahrzeugen pro Tag nicht in Frage. Auch eine Einbahnstraßenregelung oder Tempo 30 seien für die Stadt aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht nicht machbar, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.
ADFC-Sprecher Frank Theis findet die jetzige Situation absurd: "An manchen Stellen darf jetzt wegen des Radschutzstreifens Tempo 50 gefahren werden, wo vorher nur 30 km/h erlaubt waren. Und ein gesunder Baum ist weg."
Über dieses Thema berichten wir auch in der Lokalzeit Südwestfalen im Radio auf WDR 2.