Von Oma ausgebildet: 22-jähriger Hammerwerfer bei Olympia Lokalzeit OWL 30.07.2024 03:14 Min. Verfügbar bis 31.12.2024 WDR Von Fynn David Just

Von Oma ausgebildet: 22-jähriger Hammerwerfer bei Olympia

Stand: 31.07.2024, 16:53 Uhr

Sören Klose aus Porta Westfalica hat es zu den Olympischen Spielen geschafft. Er kommt aus einer wahren Hammerwerfer-Familie.

Von Fynn David Just

Er ist da, wo gerade wohl wirklich jeder gerne wäre: Paris. Olympia. Die ganz große Bühne.
Sören kommt aus dem kleinen Dorf Nammen bei Porta Westfalica und tritt für Deutschland in der Disziplin Hammerwerfen an - mit gerade einmal 22 Jahren. Vergangenes Jahr gewann er bereits die Deutsche Meisterschaft und holte Bronze bei der Europameisterschaft.

Sören ist in Paris angekommen | Bildquelle: WDR

Jetzt also Olympia. Am Mittwochabend ist er im olympischen Dorf in Paris angekommen, Freitagvormittag ist die Qualifikationsrunde. Wenn er die schafft, steht er am Sonntag im Finale - mit der Chance auf eine Medaille.

Schon die Mutter gewann bei Olympia

Eine Medaille für den jüngsten Hammerwerfer des Turniers? Das Potential dafür liegt bei Sören in den Genen, schließlich kommt der 22-Jährige aus einer echten Hammerwerfer-Familie.

Sein Vater, Holger Klose, war bei der Leichtathletik-Abteilung von Eintracht Frankfurt und nahm in den 1990er- und 2000er-Jahren an Welt- und Europameisterschaften teil.

Mama Kirsten Münchow gelang bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney sogar Historisches: Bei der Premiere des Hammerwurfs der Frauen holte sie Bronze für Deutschland. Ein unvergesslicher Moment, den sie ihrem Sohn jetzt natürlich auch wünscht.

"Ich hab nur gesagt: Bleib ruhig. Bleib entspannt. Genieß es vor allen Dingen. Nimm die Eindrücke mit, die du erlebst. Weil: So schnell kommt man ja sowieso nicht dahin.“ Kirsten Münchow, Bronze-Gewinnerin bei den Olympischen Spielen 2000 und Mutter von Sören

Von der Oma trainiert

Kirsten wurde schon von ihrer Mutter, Sörens Oma, Karin Münchow trainiert. Sie ist auch der Grund, warum der Sohn jetzt in die Fußstapfen seiner Eltern tritt.

Oma Karin hat ihrem Enkel den Hammer sprichwörtlich "in die Wiege" gelegt. Erst war sie seine Babysitterin, später hat sie ihn in seiner Kindheit und Jugend viele Jahre lang trainiert. Schon als Kleinkind hat er mit nachgebastelten Styropor-Hammern um sich geworfen, erzählt sie.

"Wir mussten ihn ja immer zu den Tunieren seiner Eltern mitnehmen. Er ist also quasi auf dem Sportplatz mit dem Hammer großgeworden.“ Karin Münchow, Oma und Trainerin von Sören

Die beiden haben eine ganz besondere Beziehung, Sörens Erstwohnsitz ist noch immer bei der 76-Jährigen.

Mittlerweile wird Sören von Bundestrainer Helge Zöllkau trainiert. Nach jedem Sieg geht Sörens Blick aber immer noch als erstes zur Oma auf der Tribüne.

Sörens Mutter Kirsten (links) und Oma Karin (rechts) | Bildquelle: WDR

Auf die Frage, wie sich das jetzt anfühlt, dass der Enkel bei Olympia ist, füllen sich Karins Augen mit Tränen: "Ich bin sehr sehr stolz auf ihn. Es steckt jahrelanges Training dahinter. Wir haben die Pubertät und alles gut miteinander überstanden. Jeden Wettkampf, wo ich dabei sein darf, begleite ich ihn."

Aufs Loslassen kommt es an

6,26 Kilogramm wiegt ein Hammer in der Kategorie der Männer. 76,06 Meter weit hat er so einen bereits geschleudert - sein persönlicher Rekord. Der Weltrekord liegt übrigens bei 86,74 Metern und wurde seit 1986 nicht mehr übertroffen.

Ein paar mal schwingen, vier Drehungen um sich selbst und dann im richtigen Moment loslassen. Darauf kommt es beim Hammerwerfen an. "Wenn man nichts fühlt, fliegt er meistens am weitesten. Es darf einem nichts wehtun, dann hat man den perfekten Wurf", erklärt Mutter Kirsten Münchow.

Eine Medaille mit erst 22 Jahren wäre zwar ein riesen Traum. Dass ihr Sohn das schon schafft, glaubt Kirsten aber nicht. Sie will auch keinen Druck aufbauen.

"Zutrauen würde ich ihm, dass er vielleicht sogar das Finale erreicht." Kirsten Münchow, Bronze-Gewinnerin bei den Olympischen Spielen 2000 und Mutter von Sören

Dafür muss Sören am Freitag einen perfekten Wurf landen, um dann am Sonntag seine Mutter vom Gegenteil zu überzeugen. Und vielleicht doch eine Medaille mitzunehmen. Wie schon seine Mama damals vor 24 Jahren in Sydney.