Die schönsten und spektakulärsten Bilder bei diesen Olympischen Spielen sind nicht in Paris, sondern vor Tahiti entstanden. Dort fanden in diesem Jahr die Olympischen Surf-Wettbewerbe statt. Dabei entstand auch der aktuell heißeste Anwärter auf das Sportfoto des Jahres. Gabriel Medinas jubelte nach einem erfolgreichen Wellenritt im Viertelfinale in der Luft über einer Welle, neben ihm sein Surfbrett, ebenfalls vertikal.
Der heimliche Star beim Surfen war allerdings nicht Medina oder irgendein anderer Teilnehmer, sondern ein Buckelwal. Während die Surferinnen im Vordergrund auf die richtige Welle warten, sprang der Wal im Hintergrund senkrecht aus dem Wasser und zog alle Aufmerksamkeit auf sich. Er hätte eine Medaille verdient gehabt.
Paris, ach Paris
Es waren stimmungsvolle Tage in Paris, das hatte natürlich auch mit den französischen Erfolgen zu tun, klar. Doch wie die Stadt sich herausgeputzte - das war schlichtweg sensationell. Die Wettkampfstätten waren über die gesamte Stadt verteilt, kaum eine Sehenswürdigkeit, die nicht für den Sport und die Medaillenvergabe genutzt wurde. Beachvolleyball unter dem Eiffelturm, Radrennen vor den Stufen von Sacre-Coeur, Bogenschießen am Invalidendom oder Reitsport vor dem Schloss Versailles. Die Bilder aus Paris waren ein Genuss.
US-Maskottchen Snoop Dogg
Größter Konkurrent für den Buckelwal als heimlicher Star der Spiele ist Snoop Dogg. Wie ein allgegenwärtiges US-Maskottchen tingelt der Rapper in Paris von Event zu Event, feuerte seine Landsleute an und schaute sogar beim Dressur-Finale vor dem Schloss von Versailles vorbei. Aber nicht einfach so, sondern in stilvoller Montur samt Reithose, Jacket, Handschuhen und schwarzem Helm.
Der US-Sender NBC hatte Snoop nach Frankreich geschickt, nachdem er bei den Spielen von Tokio 2021 schon eine unterhaltsame Olympia-Show moderiert hatte.
Lässig, lässiger, Yusuf Dikec
Schießen ist bei den Olympischen Spielen in der Regel kein Sport, der für großes Aufsehen sorgt. Anders sieht das in diesem Jahr aus, vor allem wegen zwei Protagonisten. Auf der einen Seite ist der türkische Sportschütze Yusuf Dikec, der aufgrund seiner lässigen Schusshaltung das Internet begeisterte.
Während die Konkurrenz auf allerlei Hilfsmittel wie Augenklappen und Ohrenschützer setzte, brauchte der Silbermedaillengewinner Dikec nichts davon. Mit einer Hand in der Tasche und lässiger Körperhaltung reichte es für ihn auch so zum zweitbesten Ergebnis.
Diese Pose erlebte bei den Spielen eine solche Bekanntheit, dass Sportler aus anderen Sportarten sie in den folgenden Tagen als Jubel imitierten. Nicht zuletzt der schwedische Stabhochspringer Armand Duplantis, der in Paris einmal mehr einen neuen Weltrekord aufstellte und natürlich Gold gewann.
Cool, cooler, Kim Yeji
Wie eine finstere Film-Bösewichtin wirkte dagegen die südkoreanische Sportschützin Kim Yeji, was ihr ebenfalls große Bekanntheit im Netz verschaffte. Ganz nebenbei gelang ihr mit 42 Ringen ein neuer Weltrekord, den sie ganz lässig zur Kenntnis nahm.
Latte gerissen
Die Latte fiel und die Szene ging viral. Ein Video von der Qualifikation des Stabhochspringers bei den Olympischen Spielen in Paris hat im Internet für Aufsehen gesorgt. Darauf zu sehen: Der Franzose Anthony Ammirati, der an der Höhe von 5,70 Metern scheitert und das Finale verpasst - auf durchaus kuriose Art und Weise.
Ammirati hatte die Latte schon halb überwunden, touchierte sie jedoch mit den Beinen und räumte sie schließlich ganz ab - mit seinem Penis. Der Franzose erhielt nach dieser viralen Szene laut "TMZ" ein lukratives Angebot einer Porno-Seite, nämlich sein "Talent" für bis zu 250.000 Dollar in einer Webcam-Show zu zeigen.
Alles Käse bei Giorgia Vialli
Die italienische Turnerin Giorgia Villa hat in Paris mit der Mannschaft die Silbermedaille gewonnen. Im Netz wurde sie aber weniger aufgrund ihrer starken Leistungen berühmt, sondern wegen ihres Sponsors, dem Herstellerverband des Parmesans, Parmigiano Reggiano.
Das allein ist erstmal kein Aufreger, aber für diesen Sponsor hat die 21-Jährige bereits das ein oder andere ungewöhnliche Fotoshooting mit sehr großem Käse gemacht. Aufmerksamkeit hat sie sich und ihrem Sponsor damit in jedem Fall verschafft.
Der norwegische "Muffin Man"
Die Olympischen Spiele sind der Höhepunkt im Leben vieler Sportlerinnen und Sportler. Alles wird dem Erfolg untergeordnet, dabei darf die passende Ernährung natürlich nicht fehlen. Beim norwegischen Schwimmer Henrik Christiansen sind das: die Schoko-Muffins aus der Kantine im Olympischen Dorf. Als er mehrere Gerichte der Speisekarte probiert hatte, bekamen die Muffins von ihm satte 11/10 Punkte. Seitdem kennt der 27-jährige selbsterklärte "Muffin Man" offenbar keine Grenzen mehr und hat selbst den Nachttisch neben seinem Bett mit Muffins gefüllt.
Pariser Seine zu schmutzig für Triathleten
Lange Gesichter bei den Triathleten: Ihr Training und der olympische Wettkampf mussten verschoben werden. Der Grund: Das Wasser war zu dreckig. Im Pariser Fluss Seine war die Bakterienbelastung zu groß. "Das ist alles andere als gut", klagt der deutsche Verbands-Sportdirektor Martin Veith. Für die Athleten sei dies maximal unglücklich. "Das bedeutet, dass sie aus dem Fokus raus müssen."
Das hat auch der Bonner Olympionike Lasse Lührs so erlebt. Er erzählt, dass er um 4 Uhr wach gewesen sei, schon seine Tasche für den Wettkampf gepackt habe und gerade frühstücken wollte, als die Nachricht von der vorläufigen Absage kam. Auch die angereisten Fans zeigten sich enttäuscht.
Die Qualität des Wassers war schon vor den Olympischen Spielen immer wieder ein Thema. Der französische Staat hatte 1,4 Milliarden Euro investiert, um den Fluss sauber zu bekommen. Das Problem: Bei starken Regenfällen sind die Kanäle überfordert und das Abwasser wird in den Fluss geleitet. Seit 100 Jahren ist das Baden in der Seine streng verboten, doch mit Olympia sollte sich das alles ändern. Am Ende waren die Wasserwerte dann aber doch noch akzeptabel und die Sportlerinnen und Sportler konnten starten.
Olympia-Rausschmiss wegen Besuch am Eiffelturm
Eine nicht genehmigte Spritztour zum Eiffelturm während der Olympischen Spiele hat jetzt für zwei brasilianische Olympioniken Konsequenzen. Die Schwimmerin Ana Viera wurde aus der Olympia-Delegation ihres Landes ausgeschlossen und muss nach Hause fahren, wie das Brasilianische Olympische Komitee mitteilte. Schwimmer Gabriel Santos wurde verwarnt. Beide hatten das olympische Dorf ohne Genehmigung verlassen.
Viera habe "respektlos und aggressiv" auf die Entscheidung reagiert und diese angefochten, hieß es in einer Mitteilung des brasilianischen Wassersportverbandes. Daher wurde sie komplett aus der Olympia-Mannschaft ausgeschlossen, während Santos mit einer Verwarnung davonkam. "Wir sind nicht hier zum Vergnügen oder zum Urlaub machen", sagte der Leiter der brasilianischen Schwimmmannschaft. Warum der Ausflug auffiel? Sportlerin Ana Viera hatte auf ihrem Instagramkanal ein Foto des Paares vor dem Eiffelturm gepostet. "Der gepostete Beweis für das Verbrechen", kommentierte ein User darunter. "Dieses Foto war teuer", schreibt ein anderer.
Christlicher Ärger über Eröffnungsfeier
Knapp vier Stunden dauerte die pompöse Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele. Erstmals fand die Feier nicht im Stadion, sondern in der Pariser Innenstadt statt. Trotz Dauerregens waren hunderttausende Fans vor Ort, es gab Auftritte von Superstars wie Lady Gaga und Céline Dion. Doch nicht alle waren begeistert.
Eine Szene der Feier, die an das berühmte Gemälde "Das letzte Abendmahl" erinnert, sorgt für Aufregung. Im Orginal sitzen Jesus Christus und seine Apostel an einer Tafel, bei der Eröffnungszeremonie sind es Menschen aus der queeren Szene. Vor allem Christen sind darüber entzürnt. "Das queere Abendmahl" sei "ein Tiefpunkt und in der Inszenierung völlig überflüssig" gewesen, sagte etwa der Passauer Bischof Stefan Oster. Auch konservative und rechte Politiker übten Kritik an der Szene.
Die Olympia-Macher wiesen die Kritik zurück. "Unsere Absicht war es nie, unverschämt zu sein", sagte der Regisseur der Eröffnungszeremonie, Thomas Jolly am Samstag. Und die Kommunikationschefin der Olympia-Organisatoren, Anne Descamps, bekräftigte: "Thomas Jolly hat wirklich versucht, Gemeinschaft und Toleranz zu feiern." Umfragen zur Akzeptanz der Zeremonie hätten gezeigt, dass dieses Ziel erreicht worden sei.
Chaos beim Fußball
Bereits vor der Eröffnungsfeier ist das Olympische Fußballturnier gestartet - und wie: Beim Spiel zwischen Argentinien und Marokko am 24. Juli hat wirklich jeder den Überblick verloren. Marokko führte 2:1. Doch in der 16. Minute (!) der Nachspielzeit traf Argentinien zum vermeintlichen 2:2-Ausgleich. Das Last-Minute-Tor sorgte dann für Chaos: Aufgebrachte marokkanische Fans stürmten aus Protest das Spielfeld im Stadion von Saint-Étienne, im Chaos pfiff der Schiedsrichter, die Mannschaften rannten in die Kabinen. Das Spiel schien beendet, auch die Fans verließen dann das Stadion.
Doch das Spiel war nicht beendet, nur unterbrochen. Und es wurde nach gut zwei Stunden Pause vor leeren Rängen fortgesetzt - zunächst einmal mit einem Videocheck, der prompt feststellte, dass der vermeintliche Ausgleichstreffer der Argentinier wegen Abseits zurückgenommen werden musste. Der Schiedsrichter pfiff noch einmal für drei Minuten an, dann war endgültig Schluss und Marokko konnte den chaotischen 2:1-Erfolg feiern. Argentiniens Trainer Javier Mascherano ärgerte sich stattdessen über den "größten Zirkus, den ich je in meinem Leben gesehen habe."
Kappe statt Kopftuch?
Kurz vor dem Start der Spiele gab es Streit um die Teilnahme einer französischen Leichtathletin mit Kopftuch an der Eröffnungszeremonie. Sprinterin Sounkamba Sylla schrieb laut übereinstimmenden Medienberichten auf Instagram: "Du bist für die Olympischen Spiele nominiert, die in deinem Land stattfinden, aber du kannst nicht an der Eröffnungsfeier teilnehmen, weil du ein Kopftuch trägst." Das Olympische Komitee Frankreichs teilte auf Anfrage mit, dass nun eine Lösung gefunden sei: Demnach wird die 400-Meter-Läuferin eine Kappe tragen.
"Die Vertreter in unseren Delegationen und in unseren französischen Teams werden kein Kopftuch tragen", sagte Frankreichs geschäftsführende Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra. Der Chef des Olympischen Komitees Frankreichs verteidigte diese Linie. "Es ist vielleicht in anderen Ländern nicht nachvollziehbar, aber das ist Teil unserer DNA hier in Frankreich", sagte David Lappartient.
IKEA statt "Anti-Sex-Betten"
Eismaschine, Massage-Sessel, Flachbildfernseher - eigentlich fehlt es der deutschen Delegation im Olympischen Dorf ja an nichts. Wären da nicht diese Betten. Wie vor drei Jahren in Tokio schlafen die Athleten auch in Paris in Betten aus Pappkarton. Die sollen zwar umweltfreundlich sein, Gerüchten zufolge aber für Zweisamkeit eher ungeeignet sein. Die "New York Post" schrieb deshalb sogar von "Anti-Sex-Betten".
Der britische Wasserspringer Tom Daley machte direkt einen Härtetest, sprang sogar auf seinem Bett herum und postete ein Video davon auf Instagram. Sein Fazit: Die Betten sind stabil.
Einen Tick zu stabil für die schwedischen Handballerinnen. Weil ihnen die Matratzen in den Betten zu hart waren, haben sie kurzerhand Ersatz besorgt - natürlich bei IKEA. "Man muss lösungsorientiert sein und das tun, was für einen am besten ist", sagte Rückraumspielerin Jamina Roberts der Zeitung "Expressen".
Kondome und Lecktücher im Olympischen Dorf
Für wen die "Anti-Sex-Betten" kein kompletter Stimmungskiller sind, gibt es auch noch Geschenke: Während der Spiele sollen in den Sportlerquartieren bis zu 200.000 Kondome verteilt werden. Grund dafür sei die Zunahme von sexuell übertragbaren Krankheiten, erklärte Laurent Dalard, der im Organisationskomitee für Erste Hilfe und den Umgang mit gesundheitlichen Risiken zuständig ist. Neben den klassischen Kondomen würden auch latexfreie Modelle angeboten sowie Lecktücher, die etwa bei Oralsex vor der Übertragung von Krankheiten durch Körperflüssigkeiten schützen. Nicht ganz ernstgemeintes Fazit von Deutschlands Basketball-Star Moritz Wagner beim Sportschau-Kanal "diemitdendunks": "Da ist der IOC auf jeden Fall positiv gestimmt."
Surfwettbewerb fast 16.000 Kilometer von Paris entfernt
Zu den meisten Olympia-Wettkämpfen lässt sich von NRW aus am besten mit dem Zug fahren. Etwas schwierig ist das allerdings bei den Surfwettbewerben auf Tahiti. Bis zur größten Insel Französisch-Polynesiens sind es von Paris aus knapp 16.000 Kilometer. Dort gab es im Vorfeld Proteste gegen die Spiele - Bewohner hatten Sorge vor Umweltschäden.
Für Olympia waren neue Straßen, Wohnungen und sogar ein neuer Turm aus Aluminium im Meer gebaut worden. Der Turm ist für die Wettkampfrichter, um von dort die Athleten beobachten zu können. Für die Bauarbeiten sollte in ein Korallenriff gebohrt werden. Umwelt- und Surfgemeinschaften schlossen sich aber dagegen zusammen. Auch die Wohnungen wurden nicht gebaut. Die nötigen Unterkünfte stellen nun Bewohner in ihren Privathäusern. Sportler wurden auf einem Kreuzfahrtschiff untergebracht. Der Turm im Meer ist verkleinert worden.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagenturen SID, dpa, AFP
- Instagram-Account von Tom Daley