Vorwürfe wegen Russland-Sanktionen: Claas stoppt Lieferungen

Stand: 01.12.2022, 21:07 Uhr

Der Landmaschinenhersteller Claas aus dem Kreis Gütersloh streitet ab, gegen geltende Sanktionsvorschriften zu verstoßen. Die Lieferungen nach Russland werden trotzdem gestoppt.

Der Wochenzeitung "Zeit" liegen nach eigenen Angaben interne Unterlagen des Konzerns aus Harsewinkel vor. Demnach plane Claas seit Monaten, Ausfuhrbeschränkungen zu umgehen, um im kommenden Jahr die Produktion in einem russischen Werk wieder aufzunehmen. Dafür sollten Bauteile für Motoren, Mähdrescher oder Strohhäcksler zu neuen Komponenten zusammengesetzt werden, um die Embargo-Kontrollen zu passieren.

Konzern bestreitet Vorwürfe

Der Konzern bestreitet die Vorwürfe. Die erforderlichen Genehmigungen des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle und der Zollstellen lägen vor. Alle Lieferungen würden erst nach intensiver Prüfung freigegeben.

In einem Schreiben an den WDR teilt das Unternehmen mit, dass die Sanktionspakete der EU ausdrücklich Ausnahmen enthielten. Demnach sei der Export von Mähdreschern und Bausätzen ausgenommen.

Streitpunkt: Einzelteile

Was aber ist mit den Einzelteilen? Für Viktor Winkler, einen Anwalt der sich auf das Thema Sanktionen spezialisiert hat, ist die Frage nicht eindeutig geklärt. Er sagte am Mittwoch dem WDR: "Das ist die Problematik hier. Ich darf ganzheitlich noch etwas liefern, das ist der Mähdrescher, aber darf ich die Einzelteile liefern? Und besonders problematisch wird es dann, wenn ich, so formuliert es ja die Zeit, diese Teile in anderen verstecke. "

Beispiel Hydraulikzylinder

Es geht um Waren, die sanktioniert sind, weil sie Russlands Wirtschaft nützen und Teile, die in Kriegsgerät verbaut werden können. Die "Zeit" nennt in der Recherche unter anderem Hydraulik-Zylinder. "Ob der Hydraulik-Zylinder, der geliefert worden ist zu 100 Prozent sanktioniert ist, dass kann man nicht abschließend sagen. Aber eins ist sicher: wenn ich einen Hydraulik-Zylinder ausliefere, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Zylinder in der Verordnung ein großes Problem darstellen", so Winkler.

Werk in Russland seit 2005

Claas hat seit 2005 im russischen Krasnodar ein eigenes Werk, das vor sieben Jahren für 120 Millionen Euro ausgebaut wurde. Seitdem habe sich, so Claas, die Produktion von Mähdreschern in dem Werk vervierfacht.

Claas stoppt Lieferungen und will prüfen

Am Donnerstag wies der Landmaschinenhersteller die Vorwürfe erneut zurück. Man habe den Fall aber zum Anlass genommen, "die betroffenen Lieferungen nach Russland vorerst zu stoppen und die entsprechenden Vorgänge einer Compliance-Prüfung zu unterziehen", teilte ein Unternehmenssprecher mit.

Der WDR berichtete am 30.11.2022 über das Thema auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.