Bürgerinitiative will nach Tötung mehr Schutz für Obdachlose

Stand: 25.01.2024, 11:51 Uhr

Vor knapp drei Monaten ist ein 47 Jahre alter Obdachloser in Horn-Bad Meinberg erstochen worden. Eine Bürgerinitiative fordert nun mehr Einsatz für Menschen ohne Wohnung.

Von Christine Etrich

"Freigeister" nennt sich die Bürgerinitiative - so wie sich auch die Obdachlosen in Horn-Bad Meinberg selbst nennen. Die Menschen ohne festen Wohnsitz sind Teil dieser Initiative. Es wird nicht über sie gesprochen, sie sitzen mit am Tisch.

Sie waren schließlich Thorsten D.'s enge Freunde, kannten ihn gut. Gemeinsam verbrachten sie Tage und Nächte am Naturdenkmal Externsteine in der Nähe. "Wir vermissen ihn so sehr", sagt Richard Löffler mit Tränen in den Augen. Seine Freundin Eva ergänzt: "Er war einer von uns, immer hilfsbereit, immer freundlich."

Thorsten D.'s Tod geht immer noch vielen in Horn nahe. | Bildquelle: wdr/ Tim Belke

Dass sich jetzt eine Initiative aus rund 20 Bürgerinnen und Bürgern in Horn-Bad Meinberg gebildet hat, die ihre Sorgen im Blick hat, ist für sie der einzige Sinn von Thorstens sonst so sinnlosem Tod. Sie sind dankbar für dieses Engagement.

Kleidung und ein warmes Essen

Die Gruppe sammelt und verteilt unter anderem Kleiderspenden. Der ortsansässige Leiter eines Seniorenheimes bietet Essen an, das übrig geblieben ist. Auch Duschmöglichkeiten gibt es zwei Mal in der Woche in seiner Einrichtung.

Die Bewohner des Seniorenheimes unterstützen die Arbeit ebenfalls mit Geld- und Sachspenden. Es seien sogar schon Freundschaften zwischen den älteren Menschen und den "Freigeistern" entstanden.

Begegnungsstätte fehlt

Ihre Forderungen formulieren sie gemeinsam. | Bildquelle: WDR

Was aber bislang fehlt, ist ein Ort, an dem sich die Obdachlosen tagsüber aufhalten können, um mal einen Kaffee zu trinken oder sich aufzuwärmen. Die Stadt hat versprochen, eine solche Begegnungsstätte zu schaffen. Doch noch gibt es sie nicht. Der Bürgerinitiative dauert das zu lange.

"Es ist jetzt Winter, es ist jetzt kalt und nass, wir müssen sofort handeln", fordert die Sprecherin der Initiative, Bianca Kompalla. Die Verwaltung in Horn-Bad Meinberg bittet jedoch um Geduld. Für einen solchen Ort müsse man einen Raum finden, möglicherweise Personal einstellen und schlichtweg die Kosten ermitteln.

All das brauche halt Zeit, erklärt der Sozialamtsleiter. Die Chancen, dass im nächsten Winter eine solche Begegnungsstätte bereit steht, sind groß: Die Kommunalpolitiker wollen das Vorhaben beschließen, so schnell wie möglich.

Prozesstermin steht fest

Spuren sind gesichert, die Angeklagten geständig. | Bildquelle: WDR/Müller

Doch noch vorher haben alle, denen Thorsten D.'s Tod immer noch nahe geht, einen anderen Termin im Kalender stehen. Bald werden sich viele aus Horn-Bad Meinberg am Landgericht in Detmold treffen. Im Februar beginnt dort der Prozess gegen die drei angeklagten Jugendlichen.

 

Über dieses Thema berichtet der WDR am 25.01.2024 auch im Fernsehen in der Lokalzeit OWL.