"Möchten Sie einen Kaffee haben?" Alexandra Georg, Leiterin des Kreuztaler Familiengrundschulzentrums, ist schon eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn im Einsatz. Mit einer mobilen Kaffeetheke hat sie sich vorm Haupteingang der Schule aufgebaut.
Flyer und Kaffee
Geduldig spricht sie jeden Erwachsenen an, der sein Kind in die Schule bringt. Einige nehmen das Angebot an. Außerdem verteilt sie Flyer mit weiteren Aktivitäten des Zentrums. Dazu gehören Picknicks oder Ausflüge zum Freizeitpark "Fort Fun".
Wir wollen an die Eltern herankommen. Viele haben grundsätzliche Vorbehalte gegen Schule, besuchen auch keine Elternabende. Aber ohne sie können wir auf Dauer auch den Kindern nicht helfen. Alexandra Georg, Leiterin des Kreuztaler Familiengrundschulzentrums
"Mama lernt Deutsch"
Drinnen startet ab acht Uhr der Sprachkurs "Mama lernt Deutsch" – speziell für die Mütter der Schüler. Viele sitzen allein Zuhause, während ihre Männer arbeiten, haben weniger soziale Kontakte. Darunter leiden die Sprachkenntnisse.
Aber im Kurs geht es nicht nur um die deutsche Sprache, sondern auch Alltagskultur, Sitten und Gepflogenheiten. Das alles geschieht in einem lockeren Umfeld. Niemand wird gezwungen und Tests oder Prüfungen gibt es auch nicht.
80 Prozent mit Migrationsgeschichte
Während die Mütter lernen, hat auch der Unterricht für ihre Kinder begonnen. Die Klasse 1d ist mit Tablets und digitaler Tafel ausgestattet. 80 Prozent der Kinder hier haben eine Migrationsgeschichte, rund ein Viertel spricht schlecht Deutsch.
Für Lehrerin Miriam Richter eine Herausforderung, mit der sie gut klar kommt:
"Man muss kreativer sein und manche Dinge besser erklären. Oft auch mit Bildern, damit jedes Kind mitkommt." Miriam Richter, Lehrerin
Bessere Förderung
Schulleiter Markus Furhrmann hat an seiner Schule ein spezielles Belohnungssystem für die Schülerinnen und Schüler eingeführt. Wer irgendetwas gut macht - Müll wegräumen, Streit schlichten - erhält ein Ticket. Wer zehn Stück davon gesammelt hat, bekommt zum Beispiel Hausaufgaben frei.
Dass seine Schule mit einer "9" den schlechtest möglichen Wert im Sozialindex des Landes bekommen hat, überrascht den Schulleiter nicht. "Alle sollten begreifen, dass man an einer solchen Schule mehr leistet als nur Unterricht gestalten," so Fuhrmann. Immerhin: Nach Aussagen des Landes sollen Schulen mit schlechtem Sozialindex jetzt besser unterstützt werden.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Schulleiter Grundschule "An Dreslers Park", Kreuztal
Über dieses Thema berichtet der WDR am 26.02.2024 auch im Fernsehen in der Lokalzeit Südwestfalen.