Ärger bei "SuperBioMarkt"-Kette aus Münster

Stand: 26.07.2022, 20:00 Uhr

Die Filiale des SuperBioMarktes in Hamburg ist pleite, die Mitarbeiter stehen auf der Straße. Sie sind stinksauer auf ihren ehemaligen Chef, Michael Radau aus Münster. Er hatte die Kette "SuperBioMarkt" gegründet, jetzt steht er in der Kritik.

Von Heike Zafar

Katharina Geitz hat als Verkäuferin im SuperBioMarkt in Hamburg gearbeitet. Sie hatte aus der Belegschaft als erste erfahren, dass ihr Laden geschlossen werden sollte. Ein Handwerker hatte es eher zufällig ausgeplaudert. Das war am 17. Mai. Die Schließung war für Ende des Monats geplant.

Schließung war offenbar länger bekannt

Betriebsrat Hakan Durmaz beklagt unfairen Umgang | Bildquelle: WDR

Dabei hätte der Geschäftsführer, Michael Radau aus Münster, sie und ihre Kollegen schon viel früher über die anstehende Schließung informieren müssen, sagt auch Hakan Durmaz. Er ist Betriebsratsvorsitzender des inzwischen geschlossenen SuperBioMarkts in Hamburg: "Radau ist ein großer Unternehmer in der Bio-Branche und von dem hätte ich schon erwartet, dass er sich nicht der Verantwortung entzieht, sondern dass er mit uns spricht." Außerdem hätte Durmaz erwartet, dass sein ehemaliger Chef einen Sozialplan aufstellt und Abfindungen zahlt.

Zumal die Schließung der Filiale offenbar schon lange besiegelt war: Bereits sechs Wochen, bevor ein Handwerker davon sprach, hatte Geschäftsführer Radau die Kündigung des Mietvertrags unterschrieben. Er habe die Mitarbeiter aber nicht früher informiert, weil der Eigentümer der Immobilie in Hamburg die Auflösung des Mietvertrages rückgängig machen wollte:

"Das ist nicht gut gelaufen, und wenn ich das im Nachhinein sehe, dann würde ich sagen, es wäre wahrscheinlich besser gewesen, wir hätten diese Filiale nicht übernommen." Michael Radau, Geschäftsführer "SuperBioMarkt"

Geschäft in Hamburg von Anfang an Belastung?

Der Biopionier aus Münster hat es inzwischen zu 31 SuperBioMarkt-Filialen in NRW und Niedersachsen gebracht. Im vergangenen Jahr hat er insgesamt sieben Läden von einem anderen Biohändler übernommen, das Hamburger Geschäft war dabei aber wohl von vornherein ein Klotz am Bein: Zu weit von der Zentrale in Münster entfernt, mit einem Betriebsrat, mit dem es Ärger um Löhne und Arbeitszeiten gab.

Die Filiale in Hamburg wurde geschlossen | Bildquelle: WDR/Detlef Proges

Der Umsatz sei rapide gesunken, sagt Radau. Im Mai habe dann ein Wirtschaftsprüfer geraten, Insolvenz anzumelden. Eine Insolvenz, die nicht der gesamten SuperBioMarkt AG schadet, sondern nur den Standort Hamburg betrifft. Denn die Hamburger Filiale gehörte, anders als die anderen Filialen, nicht zur SuperBioMarkt AG, sondern zu einer eigenen GmbH.

Radau hatte GmbH umbenannt

Die hatte Michael Radau, nur wenige Tage vor dem Insolvenzantrag, umbenannt: In "HH Osterstraße GmbH". Für das Image sei es besser, wenn der Name "SuperBioMarkt" im Zusammenhang mit der Insolvenz nicht auftaucht, räumt Geschäftsführer Radau ein.

Mitarbeiter warten jetzt auf ihr Geld

Über 30 SuperBioMärkte gibt es in NRW | Bildquelle: WDR/Detlef Proges

Für die ehemaligen Mitarbeiter hat das Image des Unternehmens, das unter anderem mit einem "fairen und persönlichen Umgang mit den Mitarbeitern" wirbt, umso mehr gelitten. Sie warten jetzt auf ihr Geld - und das wird erst kommen, wenn der Insolvenzverwalter grünes Licht dafür gibt. "Bis dahin müssen wir uns verschulden", sagt Hakan Durmaz. Er und mehrere seiner Kollegen und Kolleginnen klagen inzwischen gegen ihre Kündigungen vor den Arbeitsgerichten in Hamburg und in Münster.