Nach tagelanger Hitze und Trockenheit in NRW soll es am Donnerstag zu teils heftigen Schauern und Gewittern kommen. Durch den Klimawandel nehmen diese Phänomene zu: Immer häufiger folgen auf anhaltende Dürre heftige Regenfälle, sehr zum Leidwesen der Landwirte. Denn die Ackerböden trocknen erst aus und sind dann kaum in der Lage, so viel Wasser auf einmal aufzunehmen.
Dem Dürremonitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (UFZ) zufolge können die Pflanzen in großen Teilen des Landes aktuell dem Boden keine Feuchtigkeit mehr entziehen. Zahlreiche Bauern fürchten um ihre Ernten.
Gärten besser auf Trockenheit vorbereiten
Doch nicht nur die Landwirtschaft, auch Hobby-Gärtner und Gärtnerinnen haben mit den Folgen den Klimawandels zu kämpfen. Ein paar Veränderungen können helfen, den heimischen Garten besser auf Trockenheit und Starkregen einzustellen und noch dazu einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. "Wir werden den Klimawandel nicht mehr vollständig aufhalten können, also müssen wir uns anpassen und es gibt ein ganzes Bündel an möglichen Maßnahmen", sagt Ralf Krücken, Geschäftsführer des Landesverbands der Gartenfreunde Rheinland.
Was muss ich beim Gießen beachten?
Grundsätzlich gilt: Wasser wird immer knapper. Bei Niederschlag sollte daher möglichst viel Regenwasser aufgefangen werden, das dann in Trockenphasen zur Bewässerung genutzt werden kann. Als kurzfristige Maßnahme bietet sich das Aufstellen von Regentonnen an. Längerfristig kann sich auch die Einrichtung einer Zisterne lohnen.
Beim Gießen sollte auf eine möglichst gezielte Bewässerung geachtet werden. "Auf den großen Wassersprenger, bei dem das meiste Wasser schon in der Luft verdunstet, sollte man verzichten", sagt Krücken. Der beste Zeitpunkt, um Pflanzen zu gießen, ist in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden. In der prallen Mittagssonne verdunstet das Wasser schnell wieder und die Tropfen auf den Blättern wirken wie Lupen, sodass diese schnell verbrennen können.
Worauf kann ich im Gemüsebeet achten?
Wichtig ist, die oberste Erdschicht regelmäßig aufzulockern. Denn in einem verkrusteten Boden bilden sich leicht Risse, sogenannte Kapillare, durch die das Wasser auch aus tieferen Lagen verdunstet wie bei einem Kaminzug. Durch das Auflockern wird das verhindert.
Auch eine Bedeckung des Bodens mit Mulch, Heu, Laub oder Stroh kann die Verdunstung abmildern. Sinnvoll ist außerdem das Anlegen eines Komposthaufens. Das organisch zersetzte Material ist ein optimaler Dünger, speichert Wasser und bindet noch dazu CO2.
Welche Pflanzensorten eigenen sich?
"Grundsätzlich sollte auf Pflanzen, die viel Wasser benötigen, möglichst verzichtet werden" sagt Ralf Krücken. "Die meisten Gemeinden setzen bei der Stadtbegrünung inzwischen auf klimaresistente Bäume und Pflanzen. Das geht auch im heimischen Garten."
Bei den Nutzpflanzen eignen sich laut Krücken mediterrane Sorten wie Artischocken oder Paprika. Bei Zierpflanzen setzten sich immer mehr Sorten aus Steppenregionen durch, mögliche Baumarten seien beispielsweise die ungarische Eiche oder die Hopfenbuche. Generell gilt, beim Anbau auf Vielfalt zu achten. In einer gesunden Mischkultur profitieren die unterschiedlichen Pflanzen voneinander.
Was muss ich bei der Rasenpflege beachten?
"Der Rasen ist eine der regenerativsten Pflanzensorten, die es gibt", sagt Krücken. Das Gras erhalte die Gesundheit des Bodens, sorge für mehr Artenvielfalt und damit Umweltschutz vor allem dann, wenn es möglichst wenig behandelt werde. "Bei anhaltender Trockenheit stirbt das schöne Grün zwar ab, kommt aber auch schnell wieder nach", so Krücken. Ein natürlicher Rasen sei also durchaus sinnvoll, der gepflegte grüne Golfrasen hingegen ein kaum zu erhaltendes Luxusgut.
Müssen jetzt auch die großen, alten Bäume gegossen werden?
Große, teils Jahrzehnte alte Laubbäume, sind an deutlich feuchteres Klima gewöhnt. "Diese Bäume benötigen sehr viel Wasser und verdunsten an heißen Tagen mehrere hundert Liter", sagt Krücken. Letztlich sei es eine individuelle Entscheidung: "Ist der Baum so wichtig, ihn mit viel kostbarem Wasser am Leben zu erhalten oder ist womöglich ein Artenwechsel sinnvoller?" Wer den Baum erhalten will, kann beispielsweise auf Bewässerungsbeutel zurückgegreifem, die um den Stamm gelegt und die auch mit Regenwasser befüllt werden können.
Was ist mit Grünflächen in Städten?
Auch Städte und Gemeinden sehen sich bei der Pflege öffentlicher Grünflächen verstärkt mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert. So pflanzen die Verwaltungen zunehmend klimaresistentere Sorten, die weniger Wasser benötigen. Und dennoch: Bei anhaltenden Trockenphasen schaffen es viele Kommunen nicht mehr, die komplette Bewässerung zu bewerkstelligen und setzen vielerorts auf Bürgerengagement.
So vergeben zahlreiche Städte in NRW Patenschaften für Straßenbäume und kleine städtische Grünanlagen, darunter Aachen, Köln, Dortmund, Münster, Bielefeld und Wesel. Die Patinnen und Paten kümmern sich um die Pflege nebst Bewässerung und erhalten für ihr Engagement Urkunden oder kleinere Gutscheine.
Im Tiergarten in Siegen setzte man auf eine besonders innovative Idee, um die Besucher des Waldstücks für das Thema Klimawandel zu sensibilisieren. Mehrere Bäume dort sind mit speziellen Sensoren ausgestattet, die den Wasserfluss messen. Daraus lässt sich ableiten, ob der Baum unter Stress oder Trockenheit leidet. Über eine App lassen sich die Daten in Echtzeit abrufen. Ein Pilotprojekt, das künftig womöglich auch in anderen Städten zum Einsatz kommen soll.