Jens Hofmann vom Abbruchunternehmen Hagedorn ist zufrieden. Nach dem Debakel um die Absage der Sprengung am nächsten Sonntag kann er Anwohnern, Behörden und den zahlreich erwarteten "Sprengungs-Touristen" nun einen neuen Termin präsentieren.
Danach gehen Kesselhaus und Kühlturm des ehemaligen Kohlekraftwerks am 6. April zu Boden - ein Sonntag. Das Schauspiel beginnt um 11.00 Uhr. Dann wird eine halbe Tonne Sprengstoff im Kesselhaus detonieren.
Probleme bei Probesprengung
Bei einer Probesprengung Anfang Februar gab es Probleme. Es hat sich herausgestellt, dass "durch eine einmalige Sprengung nicht gewährleistet werden kann, das massive Bauwerk zu hundert Prozent kontrolliert zu Fall zu bringen", hieß es in der Pressemitteilung des Unternehmens.
Das Abbruchunternehmen musste deshalb seine Strategie ändern. Mit einer ersten kleinen Vorab-Sprengung wird nun ein Keil aus dem Kesselhaus herausgelöst. Dies passiert wenig spektakulär am kommenden Samstag im Inneren des Industriekolosses. Damit kann dann beim großen Rumms am 6. April das Gebäude auch wirklich komplett fallen.
Terminverschiebung kam für alle überraschend
Für die Nachbarn, die im Sicherheitsbereich rund um das Kraftwerk wohnen, kam die Absage des ersten Termins für die Sprengung überraschend.
Viele haben die Kohle für das Kraftwerk als Kumpel der benachbarten Zeche noch selbst aus der Tiefe gefördert, kennen den Umgang mit Sprengstoff. Sie sind gespannt auf die Sprengung in ihrer Nachbarschaft.
Gespanntes Warten auf die Sprengung
Das Kesselhaus ist 120 Meter hoch. Bei der Sprengung soll der Koloss wie ein wackeliger Stuhl zu Boden gehen, so der Plan von Sprengmeister Andrè Schewcow.
Erst vor wenigen Tagen gab es für die Anwohner eine Informationsveranstaltung. Dort war durchaus Skepsis in den Gesichtern der Kraftwerks-Anwohner zu beobachten. Aber auch Zustimmung. "Die werden das schon richtig machen", so der Tenor.
Sprengung des Ibbenbürener Kohlekraftwerks verschoben. WDR Studios NRW. 20.02.2025. 00:44 Min.. Verfügbar bis 20.02.2027. WDR Online.
"Das ist dann wie fünf nach zwölf bei Silvester: 20 Sekunden wird’s wohl dauern, bis alles explodiert ist." Jens Hofmann, Abbruchunternehmen Hagedorn
Schäden übernimmt die Abbruchfirma
"Und was ist mit den Erschütterungen?", fragte ein besorgter Anwohner. Die Antwort befand sich in einem roten Koffer. "Das sind Erschütterungsmessgeräte. Davon werden wir 20 in Gebäuden im gesamten Sperrbereich verteilen", sagt der Hagedorn-Vertreter.
Sollten die Messgeräte dann doch stärker ausschlagen, als erwartet, sollen sie die Regulierung möglicher Bauschäden vereinfachen. "Die Schäden übernimmt dann Hagedorn."
Leben im Schatten des Kraftwerks
Die Menschen auf dem Ibbenbürener Schafberg kennen sich vom gemeinsamen Leben im Schatten des Kohlekraftwerks. Doch die weithin sichtbare Landmarke ist bald Geschichte: zu Gunsten der Klimawende.
2021 wurde das Kraftwerk vorzeitig stillgelegt - nachdem RWE noch viele Millionen Euro in die Modernisierung gesteckt hatte. Aber Weiterbetrieb mit billiger Importkohle bis 2038, das hat sich erledigt. Das Kraftwerk macht Platz für einen riesigen Konverter. Der macht dann Windstrom aus der Nordsee zu Haushaltsstrom, auch für NRW-Haushalte.
Sprengung als Event
Geplant ist, dass die Anwohner am Tag der Sprengung mit Taxis abgeholt und zur Eventfläche auf dem Kraftwerksgelände gebracht werden. Und da wird dann auch gefeiert.
Zugleich muss die Asylbewerberunterkunft (ZUE) im Schatten des Kühlturms geräumt werden. Die mehreren hundert Menschen, die dort wohnen, sollen vorübergehend in einer Turnhalle untergebracht werden. An diesen Plänen hat sich bisher nichts geändert.
Asbest im Kühlturm
Wenn das Kesselhaus gesprengt wurde, ist der Kühlturm dran. Mit Stahlseilen sollen ihm quasi die Füße weggerissen werden. "Der wird nicht gesprengt, weil sonst Asbest freigesetzt würde", erklärt Jens Hofmann vom Abbruchunternehmen Hagedorn. "Aber das wird trotzdem spektakulär, nur ohne Explosionsknall."
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Abbruchunternehmen Hagedorn, Gütersloh