Drei Viertel der 18- bis 29-Jährigen träumt davon, ein eigenes Haus zu kaufen. Auch Sarah und Jan aus Langenfeld - beide Ende 20, verheiratet mit Kind - hätten gerne Eigentum. Noch wohnen in einer Dreizimmerwohnung zur Miete. Doch sie wollen mehr. "Für mich bedeutet das Sicherheit, ein Zuhause und Ankommen", sagt Sarah. Sicher könne man sein Geld rentabler anlegen.
Das Paar spart seit Jahren auf ein Eigenheim. "Viele sagen: Cool, dass ihr das hinkriegt, aber für mich wäre das nichts", berichtet Jan über die Reaktionen ihrer Freunde. "Aber wir wissen, wofür wir das machen", ergänzt Sarah.
War es früher tatsächlich einfacher, ein Haus zu finanzieren?
Es ist ein weit verbreitetes Gefühl und treibt vor allem junge Menschen um: Warum konnte sich die Elterngeneration noch ein Haus finanzieren und heute scheint das so unmöglich? Beim Blick auf die Immobilienpreise könnte man das denken, denn die sind in den vergangenen Jahren explodiert. Ein Beispiel: 1988 zahlte man laut Analysehaus Bulwiengesa für ein durchschnittliches Reihenhaus in Deutschland umgerechnet 190.000 Euro. 2020 waren es 470.000 Euro - also 150 Prozent mehr.
Trotzdem: Der durchschnittliche Preis für ein Haus sei zwar gestiegen, es sei aber trotzdem bezahlbarer als früher, informiert das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln. Das liegt an unseren Einkommen und an den Zinsen. Letztere sind heute deutlich niedriger als vor 40 Jahren. Wir müssen also weniger draufzahlen, wenn wir uns bei der Bank Geld leihen. Außerdem verdienen die Menschen heute im Durchschnitt mehr als die Menschen in den 1980er-Jahren.
Wer weniger Eigenkapital hat, zahlt mehr drauf
Tragen auch die Banken eine Schuld? Die Bank vergibt erst mal Kredite, damit Menschen sich so große Investitionen wie einen Hausbau überhaupt leisten können. Wer einen Kredit für sein Haus haben will, muss vor allem auch eigenes Geld mitbringen - und zwar in der Regel zwischen 10 und 30 Prozent des Kaufpreises. Durch die gestiegenen Hauspreise wird auch das Eigenkapital, das mitzubringen ist, immer größer. Es ist sozusagen die teure Eintrittskarte für einen günstigen Kredit.
Das heißt aber auch: Menschen mit weniger Eigenkapital zahlen eher drauf. Sie bekommen häufig einen schlechteren Zinssatz und müssen dadurch mehr Geld an die Bank zurückzahlen.
Hohe Grunderwerbssteuer, aber auch Förderprogramme
Zum Kauf eines Eigenheims gehören auch die Nebenkosten. Da wäre zunächst die Grunderwerbssteuer. Die muss jeder zahlen, der ein Haus baut oder kauft. Bei einem Hauspreis von 550.000 Euro sind das in Nordrhein-Westfale fast 36.000 Euro - 6,5 Prozent. Zum Vergleich: Bis 1997 lag die Grunderwerbssteuer in ganz Deutschland bei nur zwei Prozent.
Außerdem kommen vom Staat immer mehr Auflagen, die weitere Kosten verursachen. Zum Beispiel für energieeffizientes Bauen.
Aber der Staat tut auch was. Es gibt verschiedene Förderprogramme, die beim Bau oder Hauskauf helfen sollen. Die sind allerdings oft an viele Kriterien gebunden.
Finanzierungsberater: "Raten zur Übung zurücklegen"
Umfragen zeigen: Rund 30 Prozent der Leute, die vom Eigenheim träumen, würden auf Urlaub verzichten, 17 Prozent würden mehr zu Hause kochen. Finanzierungsberater Sebastian Blaumeiser hat aber auch immer wieder junge Leute in seinem Büro, die sehr hohe Erwartungen haben, aber nicht so leben.
Ein Haus zu kaufen, nur um es zu haben und dann nur noch das Haus zu bezahlen, mache aber wenig Sinn, sagt der Experte.
Er empfiehlt zunächst nicht nur eine solide Haushaltsrechnung mit Einnahmen und Ausgaben, sondern auch einmal für ein Jahr die angepeilten Raten zur Übung zurückzulegen. "So kann man sehen, ob es funktioniert, und man hat schon ein bisschen Eigenkapital zusammen."
Sparen und Kompromisse für das Eigenheim
Sarah und Jan haben beschlossen, weiter zu sparen, auch wenn es zulasten der Zweisamkeit geht. Jan ist neben seinem Job noch als selbstständiger Innenarchitekt tätig. Dadurch konnten sie schon viel zurücklegen.
Und jetzt stehen sie tatsächlich in Langenfeld auf der Baustelle ihres eigenen Hauses. Noch ist nicht einmal der Rohbau zu sehen, aber das Fundament liegt schon. Die beiden sind viele Kompromisse eingegangen, damit das Haus nicht zu teuer wird. So haben sie zum Beispiel auf einen Keller verzichtet. Und doch werden sie auf eine Abzahlrate von 3.000 Euro im Monat kommen.
Ihr Wunsch an die Politik? "Schön wäre, wenn es sich mehr junge Leute leisten könnten."
Über dieses Thema berichten wir ab 26.09.2024 um 16 Uhr auch im Youtube-Kanal "Die andere Frage" von WDR und funk.
Unsere Quellen:
- Gespräche mit Sarah und Jan aus Langenfeld
- Institut der Deutschen Wirtschaft Köln
- Verbraucherzentrale Bundesverband
- Statistisches Bundesamt
- Haus & Grund
- Bundesverband deutscher Banken
- tagesschau.de zum Immobilienmarkt
- Studie des Finanzierers Interhyp zur Wahrnehmung des Immobilienmarktes
- Finanzierungsberater Sebastian Blaumeiser
- Analysehaus Bulwiengesa