Betrunken, wütend, beleidigend: So haben Mitarbeitende den Filmstar Til Schweiger an seinen Filmsets beschrieben. Das berichtet der "Spiegel". Demnach herrsche ein "Klima der Angst" an Schweigers Filmsets. Schweiger weist die Vorwürfe zurück.
Laut "Spiegel" habe Schweiger am Set von "Manta Manta 2" sogar einem Mann ins Gesicht geschlagen. Dieser soll ihm gesagt haben, dass er nicht drehen könne, da er zu betrunken sei.
Zahlreiche Meldungen bei Gewerkschaft Verdi in NRW
Auch bei der Gewerkschaft Verdi Filmunion NRW sind Meldungen nach dem Dreh von "Manta, Manta 2" eingegangen. "Wir haben zahlreiche Meldungen bekommen, die sich auf gewalttätige Vorgänge bezogen haben", sagte Ingo Weerts von der Filmunion gegenüber dem WDR. Die Meldungen seien in vielen Bereichen sehr übereinstimmend gewesen. Unter anderem sei es um lange Arbeitszeiten und die Unterschreitung der Ruhezeiten gegangen.
In den Meldungen sei ebenfalls gesagt worden, dass Schweiger "gewalttätig gegen Personen der Produktionsabteilung vorgegangen ist", so Weerts. Aus der Distanz habe man dies nicht verifizieren können. Die Filmunion bat nach einer Anfrage des Spiegels ihre Mitglieder am Filmset, mit den Journalistinnen in Kontakt zu treten, was zahlreiche Mitarbeitende getan hätten.
Förderung durch die Film- und Medienstiftung NRW
"Manta Manta 2" hat von der Film- und Medienstiftung NRW Fördergelder von 1,2 Millionen Euro erhalten. Wie geht die Stiftung nun mit den Vorwürfen gegen die Arbeitsbedingungen an Schweigers Filmset um? Die bittet nach einer WDR-Anfrage Constantin Film um Stellungnahme. Mit Unterzeichnung des Fördervertrages würden sich alle Geförderten, also in diesem Fall auch die Constantin Film, "zur Einhaltung aller gesetzlichen Vorgaben und Arbeitsschutz-Bestimmungen. Insofern bedürfen die von Ihnen angesprochenen mutmaßlichen Vorfälle zunächst der weiteren Aufklärung", heißt es in einer schriftlichen Antwort der Filmstiftung
Verdi: Wenn Hauptdarsteller auch Regisseur ist, entsteht Machtkonzentration
Generell sei es ein großes Problem in der Filmbranche, dass problematische Zustände innerhalb der Branche diskutiert würden: "Aber beim Schritt, sich an Institutionen außerhalb der Branche zu wenden, gibt es eine große Hemmschwelle." Die Gewerkschaft könne bei einer rechtzeitigen Meldung die Drehorte besuchen und in Augenschein nehmen. Sie könne sich auch an die für Arbeitsschutz zuständigen Behörden wenden und auf einen Drehabbruch hinwirken. Ein großes Problem sei aber, "dass die Aufzeichnungen der Arbeitszeiten oft nicht ganz wahrheitsgemäß erfolgen", so Weerts.
Der Gewerkschaft ginge es nicht um die Person Til Schweiger. Es sei vielmehr generell ein Problem, wenn eine Person am Set viele Ämter innehabe - wenn der Hauptdarsteller also Regie führe, Produzent sei oder andere wichtige Aufgaben übernehme. So komme es zu einer Machtkonzentration und es entstehe das Gefühl einer Alleinherrschaft.
Schauspielerin Nora Tschirner ruft Branche zu Auseinandersetzung mit Vorwürfen auf
Weerts unterstützt auch die Kritik der Schauspielerin Nora Tschirner. Schweigers Filmpartnerin Tschirner meldete sich nach dem Artikel auf Instagram zu Wort. Sie äußerte sich nicht explizit zu den Vorwürfen gegen Til Schweiger - sondern zu den Arbeitsbedingungen in der Filmbranche generell. Es sei ein "offenes Geheimnis", dass solche Zustände herrschten - seit Jahrzehnten.
Sie forderte Verantwortliche in der Branche auf, sich "die Karten zu legen als Industrie, was Arbeitsschutz angeht". Man dürfe den Mut derer, die sich geäußert hätten, nicht ignorieren - sondern müsse sich mit den Vorwürfen auseinandersetzen.
Über dieses Thema berichtete der WDR am 28.04.2023. in der Aktuellen Stunde.