Duisburger Jugendamt drohte die Zahlungsunfähigkeit Lokalzeit aus Duisburg 06.11.2024 24:47 Min. Verfügbar bis 06.11.2026 WDR Von Laura Kasprowiak

Duisburger Jugendamt drohte die Zahlungsunfähigkeit

Stand: 08.11.2024, 11:25 Uhr

Das Duisburger Jugendamt wäre fast zahlungsunfähig gewesen - hätte es nicht kurzfristig eine millionenschwere Finanzspritze gegeben.

Von Laura Kasprowiak

Das Jugendamt hat ein gewaltiges Finanzproblem: Von den ursprünglich veranschlagten 340,8 Millionen Euro im Haushalt wäre Ende Oktober nichts mehr übrig gewesen. Das wird nun in einer jetzt veröffentlichten Vorlage deutlich.

Laut Stadtverwaltung sind die Gründe vielfältig. Demnach hätte man nicht absehen können, wie sich die Situation in den Familien entwickeln würde. "Hier sind auch die Folgen von Flucht, Inflation und weiteren überörtlichen Stressfaktoren nicht immer voll absehbar." Das heißt im Klartext: Das Geld hat für die wachsende Zahl von Menschen, die zwingend Hilfe benötigen, nicht mehr ausgereicht.

Träger hätten nicht mehr bezahlt werden können

In der Vorlage der Verwaltung wird die Dringlichkeit der Finanzspritze damit begründet, dass das Geld zur "Sicherstellung gesetzlich verpflichtender Aufgaben der erzieherischen Hilfen benötigt wird, die keinen Aufschub dulden". Damit sind unter anderem Angebote gemeint, die in familiären Konfliktsituationen oder beispielsweise bei Erziehungsfragen unterstützen sollen.

Die vielen Träger, die diese Hilfen leisten, hätten so nicht mehr bezahlt werden können. In der Vorlage heißt es aber auch, dass "diese Entwicklung erst im Laufe des Septembers genauer kalkuliert werden konnte".

Offene Rechnungen von über 39 Millionen Euro

Schon in den Wochen zuvor war es offenbar immer wieder zu Verzögerungen bei der Begleichung offener Rechnungen der zuständigen Träger gekommen, die mit dem Jugendamt zusammenarbeiten. Denn neben den finanziellen Nöten gibt es einen dramatischen Personalmangel. Nur durch Überstunden und Wochenendarbeit konnten die Ausstände von über 39 Millionen Euro abgearbeitet werden.

Manch kleiner Träger drohte durch die verzögerten Zahlungen in die Insolvenz zu rutschen. Sebastian Ritter vom Bündnis 90/ Die Grünen ist Mitglied des Jugendhilfeausschusses und wurde erst vor kurzem über die finanzielle Notlage des Jugendamtes informiert. Er spricht von einem Organisationsversagen. "Das ist ein sehr schwieriger Umgang mit den Trägern, von denen wir genauso abhängig sind wie sie von uns als Geldgeber", sagt er.

Von der Stadt heißt es dagegen, es habe intern nie Zweifel gegeben, diese gesetzlich verpflichtenden Leistungen zu zahlen. Sebastian Ritter ist fassungslos angesichts der mangelnden Transparenz. "Entweder hatte man die Situation nicht im Blick oder man wollte damit hinterm Berg halten - und beides ist nicht in Ordnung", meint Ritter. 

Unsere Quellen:

  • Stadt Duisburg
  • WDR Reporterin
  • Bund des Steuerzahler NRW