Taschendiebe brauchen Menschen auf der Straße. Das hat die Corona-Pandemie eindrücklich gezeigt. 2022, als das Leben auf die Straße zurückgekehrt ist, gab es in Nordrhein-Westfalen über 37.000 gemeldete Taschendiebstähle. Das sind 35 Prozent mehr als noch 2021. Die meisten Fälle bleiben unaufgeklärt, weil der Diebstahl oft nicht sofort auffällt und der oder die Täter längst weg sind.
Erst Ende September hat das Land NRW bei einer bundesweiten Aktionswoche gegen Taschendiebstahl mitgemacht. Polizisten im ganzen Land haben Menschen auf der Straße angesprochen und auf die Gefahren aufmerksam gemacht. Innenminister Herbert Reul (CDU) will die Menschen sensibilieren. "Täter sollen gar nicht erst zugreifen können", sagte er.
"Der Dieb beklaut immer den Unvorsichtigsten"
Viele dieser Täter arbeiten in Gruppen und hochprofessionell. Das bestätigt auch der Zauberkünstler Giovanni Alecci aus Leichlingen, der Zivilfahnder zum Thema Taschendiebstahl fortbildet. "Man muss vorsichtiger sein, als der Nebenmann. Der Dieb beklaut immer den Unvorsichtigsten". Entscheidend sei, dass Taschendiebstahl nicht spontan und zufällig passiere. Täter beobachten Menschengruppen, bevor sie zuschlagen. Wer sein Portemonnaie an der Kasse ganz oben in die Handtasche legt und diese offen lässt, ist attraktiver als jemand, der das Portemonnaie unter den Einkäufen verstaut, sagt Alecci. Auch 1.000 Euro am Automaten abzuheben und die Scheine dann sichtbar ins Portemonnai zu stecken, sei leichtsinnig.
Tipps der Polizei gegen Taschendiebstahl
Auch die Polizei rät zu diesen vermeintlichen einfachen Vorsichtsmaßnahmen:
- Wertsachen am Körper verstauen
- Taschen vor dem Körper tragen
- Handy im Straßencafé nicht zur Straßenseite auf dem Tisch ablegen
"Wer erst über mich drüber greifen muss, um das Handy zu schnappen, wird mich in dieser Situation nicht beklauen", bestätigt Zauberkünstler Giovanni Alecci. "Und Diebe, die sehen, dass ein Portemonnaie in einer Innentasche einer Jacke steckt, die auch noch mit einem Reißverschluss gesichert ist, wird mich als Opfer ignorieren."
Diebe minimieren Risiko
Grundsätzlich scheuen Taschendiebe das Risiko. Sie suchen sich häufig ältere Menschen aus, die wahrscheinlich langsamer reagieren und im Ernstfall auch weniger Gegenwehr leisten würden. Die meisten Versuche brechen die Diebe sogar ab. Auch für NRW-Innenminister Reul geht es um das Bewusstsein der Menschen, dass sie überhaupt daran denken, dass sie beklaut werden könnten. "Wer seine Tasche im Blick hat, macht es Langfingern schwer".
Tricks der Diebe: Abdecker und Blocker
Vorsichtig sollte man immer dann sein, wenn fremde Menschen einen einfach ansprechen und zum Beispiel mit einer großen Straßenkarte hantieren. Diebesbanden arbeiten nämlich mit zahlreichen Strategien. Beim sogenannten Abdeckertrick verhindert zum Beispiel die Straßenkarte kurzzeitig den Blick auf die eigenen Wertsachen. Ein zweiter Täter kommt dann dazu und klaut unbemerkt Tasche oder Handy.
Auch der Blocker-Trick ist beliebt: Eine Person kniet sich plötzlich auf dem Gehweg hin, um sich vermeintlich die Schuhe zu binden. Dadurch läuft man auf und ist mit dieser Situation beschäftigt. Wieder kommt ein zweiter Täter dazu und klaut zum Bespiel das Portemonnaie aus der Gesäßtasche. Auch hier haben die Täter die Menschen vorher beobachtet und durch diese Unvorsichtigkeit überhaupt als mögliches Opfer identifiziert.
Täter sehen Opfer weit im Voraus
Gerade in großen Menschenmengen - also an Bahnhöfen oder auch auf den jetzt startenden Weihnachtsmärkten - lohnt es sich also , Vorsichtig walten zu lassen. Man sieht Täter zwar nicht, die Täter sehen aber lange im Voraus der eigentlich Tat ihre Opfer. "Es lohnt sich, den Tätern zu zeigen, dass bei mir nicht so leicht etwas zu holen ist", sagt Zauberkünstler GIovanni Alecci. Auch wenn das mehr Umstände bedeutet. Denn: "Wo ich schwer dran komme, kommt auch der Dieb schwer dran."