Im Kölner Drogenkonflikt gibt es zwei weitere Festnahmen und Hausdurchsuchungen. Spezialeinheiten setzten heute mitten in Köln einen 25-jährigen Deutschen und einen 24-jährigen Deutsch-Tunesier fest. Sie sollen noch am Abend dem Haftrichter vorgeführt werden. Es geht um eine Entführung in Hürth bei Köln und den Handel mit 700 Kilo Cannabis, so die Staatsanwaltschaft.
Verdächtige wollten sich möglicherweise absetzen
Es scheint Gefahr im Verzug gewesen zu sein, denn die Festnahmen kamen völlig überraschend. Möglicherweise wollten sich die Verdächtigen absetzen. Laut Staatsanwaltschaft besteht der Haftgrund der Fluchtgefahr.
Absetzen wollte sich auch schon ein Deutsch-Iraker vor wenigen Wochen. Er wurde aber in Paris am Flughafen Charles de Gaulle gefasst. Der Mann, Sohn eines Kölner Gastronoms, sitzt in Auslieferungshaft und ist offenbar der Komplize des heute festgenommenen Deutsch-Tunesiers.
Beide sollen die 700 Kilo Cannabis von der mutmaßlich niederländischen sogenannten "Mocro-Mafia" zum Weiterverkauf in Köln geliefert bekommen haben. Davon verschwanden rund 350 Kilo, was die Auseinandersetzung im Drogenmilieu offenbar entzündete.
Auch Hausdurchsuchungen
Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten heute auch zwei Wohnungen und einen Kiosk sowie ein Einfamilienhaus in Overath. Dabei wurden Mobiltelefone, hohe Bargeldbeträge im vierstelligen Bereich, teure Uhren und Datenträger sichergestellt.
Bei der Kölner Polizei sind derzeit im Bereich Organisierte Kriminalität rund 80 Beamtinnen und Beamte zusammen mit Ermittelnden der Staatsanwaltschaft in der "EG Sattla" zusammengezogen worden. Sattla ist das arabische Wort für Haschisch. Die Auseinandersetzung im Drogenmilieu beschäftigt seit Sommer Polizei und Staatsanwaltschaft. Es gab alleine mehr als 20 Anschläge mit Sprengsätzen, Folterungen und Entführungen.
Korrekturhinweis: In einer ersten Meldung hieß es, der eine Verdächtige sei ein Deutsch-Marrokaner. Er ist aber Deutsch-Tunesier.
Hinweis der Redaktion zum Begriff "Mocro-Mafia":
Auch wir verwenden diese Bezeichnung, weil sie weit verbreitet ist. Da die Bezeichnung umstritten ist, setzen wir sie in Anführungszeichen. Denn anders als der Name suggeriert, besteht das Netzwerk den Daten zufolge eben nicht ausschließlich aus Mitgliedern mit marokkanischen Wurzeln. Vielmehr handelt es sich um multinationale Banden, die etwa Kontakt zu spanischen Kriminellen halten und vor allem Geschäfte mit Kokain und Cannabis machen.
Unsere Quellen:
- Polizei und Staatsanwaltschaft Köln