Sportwetten zählen zu den besonders suchtgefährdenden Glücksspielen, weil sie im Alltag sehr präsent und digital jederzeit verfügbar sind. Im Rahmen von Sport-Übertragungen im Fernsehen und Internet ist die Werbung von Sportwettanbietern überall zu sehen, sie ziert Werbebanden und Trikots von Vereinen, prominente Sportler und Sportlerinnen werben in TV-Spots für das schnelle Geld und den besonderen Kick mit Sportwetten.
Und das kommt an: Mit Online-Sportwetten wurde allein im vergangenen Jahr in Deutschland ein Umsatz von 7,72 Milliarden generiert. Außerdem gibt es einen wachsenden Schwarzmarkt.
Warnzeichen erkennen
Wie andere Glücksspiele können auch Sportwetten süchtig machen. Selbst, wenn die Mehrheit der Deutschen verantwortungsbewusst zocke, sagt Psychologe und Glücksspielforscher Dr. Tobias Hayer von der Uni Bremen im WDR-Interview. Gerade das Fan-orientierte Wetten auf den Lieblingsverein gehöre zur Freizeitgestaltung dazu und sei erstmal unproblematisch.
Dieses unbedenkliche Verhalten könne allerdings relativ schnell kippen. Dafür zeigten sich klare Suchtsymptome wie eine Intensivierung des Wett- und Glücksspielverhaltens. Man solle sich spätestens helfen lassen, "wenn man nicht mehr ohne kann, wenn man die Kontrolle über seine Glücksspielaktivitäten verliert und sich Folgeschäden einstellen", beschreibt Hayer.
Die Sucht selbst zu erkennen oder sie gar zu verleugnen, gehöre aber zu den Problemen im Suchtbereich. "Wenn die Frage mit 'Ja' beantwortet werden kann, ob man schon mal Geld für Glücksspiele ausgegeben hat, das eigentlich für andere Zwecke vorgesehen war, dann sollten die Alarmglocken schrillen", warnt der Experte.
Besonders hoch sei die Suchtgefahr von Online-Glücksspielen. Sie hätten "keine Grenzen und eine ständige Verfügbarkeit", man brauche nur ein internetfähiges Endgerät, um daran teilzunehmen. Dazu gebe es dort Spielangebote mit schneller Taktfolge, hoher Spielgeschwindigkeit und Entscheidungen im Sekundentakt. "Diese Kombination ist brandgefährlich", sagt der Glücksspielforscher.
Zahlreiche Hilfsangebote
Für Menschen, die in die Glücksspielsucht abgerutscht sind, gebe es in Deutschland aber ein "ausdifferenziertes Hilfesystem", so Hayer. Der klassische Weg seien die ambulante Suchtberatung oder stationäre Angebote. Es gebe aber auch "niedrigschwellige Hilfen" wie Telefon-Helplines oder eine Online-Beratung.
Einen Überblick, wo Betroffene und Angehörige Hilfe finden, gibt es zum Beispiel beim Land NRW unter www.gluecksspielsucht-nrw.de.
Unsere Quelle:
- WDR2-Interview mit Psychologe Dr. Tobias Hayer
Über dieses Thema berichtete der WDR am 25.09.24 auch im Hörfunk, u. a. im "Morgenecho" bei WDR 5.
Noch keine Kommentare