In NRW hatten Polizei, Feuerwehr und Notfallambulanzen in der Silvester-Nacht viel zu tun. Aus verschiedenen Regionen im Land wurden Brände gemeldet, darunter auch zwei Großbrände in Düsseldorf. Außerdem kam es zu Schlägereien, zum Beispiel in Köln.
Landesweit, so die Auskunft der Landesleitstelle der Polizei in Duisburg in einer ersten vorläufigen Bilanz, sei es gemessen an den Zahlen eine "eher ruhige" Einsatzlage gewesen. Schwere Straftaten oder auffallend viele Verletzte habe es nicht gegeben. Im Einsatz waren insgesamt mehr als 6.000 Beamte, darunter auch Kräfte der Bereitschaftspolizei.
42 Polizisten verletzt
Landesweit wurden in der Neujahrsnacht den Angaben zufolge 42 Polizeibeamte verletzt. Im Vorjahr waren es 23. Nach Zahlen des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW (LZPD) sprachen die Beamten in diesem Jahr 1.320 Platzverweise aus (Vorjahr: 1.099), nahmen 233 Menschen in Gewahrsam (2021: 163) und 25 (2021: 15) vorläufig fest. "Die Zahl der gemeldeten Straftaten liegt dennoch unter dem Niveau der Silvesternächte vor der Coronapandemie", heißt es in einer Mitteilung des LZPD.
Bei den Körperverletzungen stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr von 313 auf 382, gefährliche Körperverletzungen gab es 174 (102), bei der Zahl der Sexualdelikte gab es ein Plus von 13 auf 32. Auch die gemeldeten Sachbeschädigungen nahmen zu. Die Zahl stieg von 291 im Jahr 2022 auf 448.
Randale unter anderem in Essen, Hagen und Bonn
Mehrmals wurden in der Silvester-Nacht Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern attackiert. Unter anderem schossen Randalierer im Essener Stadtteil Freisenbusch Raketen auf Feuerwehrleute und bewarfen sie mit Böllern, als diese versuchte mehrere brennende Müllcontainer zu löschen. Schließlich bildete die Polizei zum Schutz der Kollegen eine Kette um den Einsatzort. Drei Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr wurden durch Böller leicht verletzt.
In Essen-Steele beschossen eine Gruppe von Menschen die Polizei mit Feuerwerkskörpern. Die Beamten waren zuvor alarmiert worden, weil sich etwa 200 Menschen gegenseitig mit Feuerwerk beschossen. Insgesamt registrierte die Feuerwehr in Essen mit 391 Einsätzen mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr, als es wegen der Corona-Pandemie noch einige Einschränkungen gab.
Von einer sehr hohen Einsatzzahl sprach auch die Polizei in Gütersloh. Es war deutlich mehr los als in den ruhigeren Vorjahren. Es mussten so viele Personen wegen Alkoholkonsums oder Aggressivität in Gewahrsam genommen werden, dass der Polizei die Zellen ausgingen und man sich mit weiteren Räumen behelfen musste.
In Hagen zündeten Randalierer Mülltonnen und Sperrmüll an und errichteten damit Barrikaden auf der Straße. Die Einsatzkräfte die daraufhin kamen, wurden ebenfalls mit Feuerwerksraketen beschossen. Auch in Dortmund kam es zu Angriffen auf Polizisten. Dennoch bezeichneten die Städte die Silvesternacht überwiegend als friedlich.
In der Bochumer Innenstadt bewarfen laut örtlicher Polizei an die 300 Menschen Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern, nachdem die Polizei einem 17-Jährigen eine Pistole abgenommen hatte.
In Duisburg beschossen sich mehrere Gruppen gegenseitig mit Feuerwerkskörpern. Auch die Polizei wurde bei ihrem Eintreffen mit Böllern beschossen und mit Steinen und Glasflaschen beworfen. Dabei wurde ein Streifenwagen beschädigt. In Hochfeld zündeten mehrere Menschen E-Scooter an und warfen anschließend Böller auf ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr. In Marxloh wurden durch brennende Mültonnen und Paletten Straßenbahnschienen beschädigt.
Auch in Bonn-Medinghoven standen kurz nach Mitternacht mehrere Müllcontainer in Brand. Als Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr vor Ort waren, griff eine größere Gruppe diese mit Feuerwerkskörpern und Steinen an. Erst eine Hundertschaft konnte die Personengruppe später auflösen. Verletzt wurde niemand.
Auch in Düsseldorf rückte die Polizei in der Silvesternacht nach Angaben eines Sprechers zu Einsätzen mit "diversen Randalierern und auf sich einschlagenden Personen" aus. Die Einsätze verteilten sich über das ganze Stadtgebiet.
In Köln war die Polizei in der Silvester-Nacht nach Angaben einer Sprecherin mit Hunderten Kräften "an unterschiedlichen Hotspots" im Einsatz. Mit zunehmendem Alkoholkonsum seien auch Böller in Richtung von Personen abgefeuert worden, sagte eine Polizeisprecherin.
Außerdem sei es mit steigendem Alkoholpegel auch zu kleineren Auseinandersetzungen und Pöbeleien gekommen. Wie in der Silvesternacht üblich, waren mehr Polizisten als sonst im Einsatz.
Feuerwehr muss zahlreiche Brände in NRW löschen
Vor allem die Feuerwehr musste in der Nacht zu Neujahr immer wieder ausrücken, weil Gebäude in Brand standen. In einem Wohnhaus im sauerländischen Balve-Beckum (Märkischer Kreis) kam eine Frau bei einem Brand ums Leben. Die 66-jährige Bewohnerin wurde am frühen Neujahrsmorgen während der Löscharbeiten tot aufgefunden, wie die Polizei mitteilte.
Das Gebäude hatte bereits beim Eintreffen der Rettungskräfte vollständig in Flammen gestanden und war nach dem Brand einsturzgefährdet. Die Ursache für das Feuer war zunächst nicht bekannt.
Am frühen Morgen gab es einen Großbrand in Düsseldorf im Stadtteil Heerdt. Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot vor Ort. Anwohner sollten wegen Geruchsbelästigung Türen und Fenster geschlossen halten.
Zuvor waren bei einem anderen Großbrand in der Lagerhalle eines Düsseldorfer Baustoffhandels im Stadtteil Reisholz Papierrollen in Flammen aufgegangen. Die Feuerwehr war nach Angaben eines Sprechers mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort. Verletzte gab es nach Angaben der Polizei nicht. Ein Streckenabschnitt der Bahn musste kurzzeitig gesperrt werden. Der Baustoffhandel liegt in einem Industriegebiet im Süden Düsseldorfs. Die Ursache des Brandes war zunächst unklar.
Die Einsatzkräfte im Hochsauerlandkreis sprachen in der Nacht von ungewöhnlich vielen, kleineren Bränden. Zum Beispiel brannten Carports, Balkone und Hecken. In Lüdenscheid im Sauerland brannte eine Autowerkstatt, in der mehrere Pkw standen.
In Bergneustadt im Bergischen Land hat ein Feuer ein Wohn- und Geschäftshaus mit einer Gärtnerei weitgehend zerstört. In Kreuztal-Krombach gab es ein Feuer im Außenbereich der Krombacher Brauerei.
In Preußisch Oldendorf im Kreis Minden-Lübbecke brannte in der Nacht ein Einfamilienhaus komplett ab. Das Feuer hatte im Dachstuhl begonnen, der Schaden wird auf 200.000 Euro geschätzt. Die Eigentümer waren nicht zu Hause, sondern im Urlaub. Die Polizei ermittelt die Brandursache.
Bis zum frühen Morgen rückte die Feuerwehr Mönchengladbach zu mehr als 40 Kleinbränden aus, darunter oft Mülltonnen und Altpapiercontainer. In Peel brannte ein mit Strohballen beladener Anhänger und in der Mönchengladbacher Innenstadt ein Pkw.
Verletzungen durch Böller, Alkohol und Schlägereien
Auch die Rettungsdienste hatten in der Silvesternacht alle Hände voll zu tun. Vor allem Verletzungen durch oft illegale Böller beschäftigten die Einsatzkräfte.
In Essen im Stadtteil Katernberg verletzte sich ein Mann lebensgefährlich und seine achtjährige Tochter schwer, als sie zusammen Silvester-Raketen starten lassen wollten. Laut Polizei gingen die Feuerwerkskörper zu früh los. Beide wurden mit Verbrennungen in eine Spezialklinik in Bochum gebracht.
In Bottrop verursachte eine fehlgeleitete Rakete bei einem elfjährigen Kind leichte Verbrennungen im Gesicht. Verletzungen an Hand und Gesicht durch Feuerwerkskörper erlitt ein 23-jähriger Mann in der Innenstadt.
In Jülich im Kreis Düren hat ein Mann am Silvesterabend zwei Finger verloren. Nach Angaben der Polizei hatte der 27-Jährige mehrere zugelassene Knallkörper miteinander verklebt. Bei der Zündung explodierte das selbstgebastelte Bündel in der Hand des Mannes.
Außerdem endete in Jülich ein handfester Streit bei einer Silvester-Feier für einen Mann zuerst im Krankenhaus und dann auf einer Polizeiwache. Die Bewohner eines Mehrfamilienhauses hatten sich kurz nach Mitternacht geprügelt. Laut Polizei wurde der stark alkoholisierte 28-Jährige zuerst mit einer Platzwunde behandelt. Anschließend stahl er vor dem Krankenhaus ein unverschlossenes Fahrrad und stürzte vor den Augen einer Zeugin. Der Jülicher kam in Gewahrsam.
In Mönchengladbach verletzte sich ein zwölfjähriges Kind durch Feuerwerkskörper an den Augen. Es wurde in eine Spezialklinik nach Krefeld transportiert, wie die Feuerwehr mitteilte.
In Herten sind mehrere Jugendliche am Neujahrstag schwer verletzt worden, als sie gefundene Böller gezündet haben. Ein 13-Jähriger ließ am Sonntagnachmittag einen auf der Straße gefundenen Böller explodieren und wurde dabei schwer an der Hand verletzt, wie die Polizei Recklinghausen mitteilte. Er musste mit einem Rettungshubschrauber in eine Kinderklinik gebracht werden. Seine ebenfalls anwesende Mutter sei leicht verletzt worden.
In der Nähe hatten zuvor bereits zwei Jugendliche einen Böller in einem Mülleimer gefunden und gezündet. Der 17-Jährige wurde schwer an der Hand verletzt und kam mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus, der 18-Jährige wurde leicht verletzt.
Volle Notfallambulanzen in den Kliniken
Das Uniklinikum Münster berichtet von "sehr vielen Sprengverletzungen". So hätten Patienten sich beim Feuerwerk häufig die Arme oder das Gesicht verletzt. Am Neujahrstag würden Patienten kommen, die sich alkoholisiert beispielsweise bei Stürzen mit dem Rad verletzt haben und Verletzungen erst verspätet bemerken.
Auch die Uniklinik Düsseldorf berichtet von Verletzungen nach dem Feuerwerk: Beispielsweise an der Hand, an den Augen oder im Gesicht. Auch Kinder seien betroffen. Die Notfallambulanz sei nicht überlastet gewesen, habe in der Silvesternacht aber viel zu tun gehabt. Von der Klinik für Notfallmedizin an den Evangelischen Kliniken in Essen-Mitte hieß es, die Nacht sei eher ruhig gewesen.
In der Uniklinik Köln sind in der zentralen Notaufnahme rund 20 Patienten chirurgisch behandelt worden, weil sie sich beispielsweise durch Böller verletzt haben. Das sei das normale Ausmaß für eine Silvesternacht, heißt es von der Klinik. Auffällig sei aber das Patientenaufkommen in der Augenheilkunde: Hier seien bis zum Neujahrsnachmittag 50 Patienten behandelt worden, weil sie beispielsweise durch Kleinteile beim Feuerwerk verletzt worden sind.
Im St. Marien-Krankenhaus in Siegen kamen viele Menschen mit Atemwegsproblemen in die Notaufnahme. Darunter seien insbesondere Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen gewesen, berichtet das Krankenhaus. Insebsondere sie hatten Probleme mit der hohen Feinstaubbelastung durch das Silvesterfeuerwerk.
"Happy new year": Einen Haarreif mit diesem Schriftzug hatte sich eine Frau in Düsseldorf auf den Kopf gesetzt.
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