Böllerverbotszonen und Videoüberwachung: Was hat es gebracht?

Aktuelle Stunde 01.01.2025 34:59 Min. Verfügbar bis 01.01.2027 WDR Von Nils Rode

Jahreswechsel in NRW: Ein Toter und Angriffe auf Einsatzkräfte

Stand: 02.01.2025, 13:35 Uhr

Tausende Menschen haben in NRW friedlich den Jahreswechsel gefeiert. Allerdings gab es auch zahlreiche Angriffe auf Einsatzkräfte, Böllerverbotszonen wurden missachtet und im Kreis Soest starb ein Mann beim Böllern. Ein Überblick.

Die Menschen in NRW haben verhältnismäßig friedlich das neue Jahr begrüßt. Das berichteten an Neujahr viele Polizei-Leitstellen und Feuerwehren im Land. Überschattet wurde die Silvesternacht von einem tödlichen Unfall in Geseke im Kreis Soest nach der Explosion eines wohl nicht zugelassenen Böllers sowie durch Angriffe auf Einsatzkräfte. Nach dem Unfall in Soest gab es inzwischen auch eine Festnahme.

Weniger verletzte Polizeibeamte als vor einem Jahr

Kölner Polizeibeamte nehmen einen Mann fest

Festnahme in Köln, nach Übergriffen auf die Beamten

Insgesamt waren zum Jahreswechsel in NRW rund 7.000 Beamtinnen und Beamten im Einsatz. Laut der vorläufigen Silvester-Bilanz des NRW-Innenministeriums hat die Zahl der Angriffe auf Einsatzkräfte zugenommen, die Anzahl der verletzten Einsatzkräfte sei jedoch zurückgegangen. Demnach wurden 17 Polizistinnen und Polizisten verletzt, sieben weniger als zum Jahreswechsel 2023/2024. In 54 Fällen wurden die Einsatzkräfte aus einer Gruppe mit Pyrotechnik angegriffen. 76 Strafanzeigen wurden wegen Widerstandshandlungen gegen polizeiliche Einsatzkräfte und aufgrund von tätlichen Angriffen gestellt.

Bilder zum Jahreswechsel in NRW

Tausende Menschen in NRW haben Silvester friedlich gefeiert und das Jahr 2025 begrüßt. Allerdings gab es auch zahlreiche Randalierer und Angriffe auf Einsatzkräfte. Die Bilder zum Jahreswechsel.

Schwimmer springt in denn Fluss

Ein kalter, aber sportlicher Start ins neue Jahr: Bei einer Wassertemperatur von sechs Grad haben sich Menschen in Münster in die Fluten des Dortmund-Ems-Kanals gestürzt.

Ein kalter, aber sportlicher Start ins neue Jahr: Bei einer Wassertemperatur von sechs Grad haben sich Menschen in Münster in die Fluten des Dortmund-Ems-Kanals gestürzt.

Die Mitarbeiter der Abfall-Betriebe hatten am Neujahrsmorgen jede Menge Arbeit - etwa hier in Köln. Um vier Uhr morgens ging es los.

Am Abend zuvor hatten sich Städte, Kommunen und Einsatzkräfte auf die Silvesternacht vorbereitet. In zahlreichen Städten in NRW wurden Böllerverbotszonen eingerichtet - wie rund um den Kölner Dom. So sollten friedlich feiernde Menschen geschützt werden.

Auf ein ordentliches Feuerwerk mussten die Kölnerinnen und Kölner trotz Verbotszone aber nicht verzichten. Pünktlich um 12 wurde in der Domstadt der Jahreswechsel mit zahlreichen Raketen gefeiert.

Auch in der Düsseldorfer Altstadt versammelten sich Tausende Menschen am Rheinufer, um sich das Feuerwerk anzuschauen.

Damit die Böllerverbote eingehalten werden, hatte die Polizei die Erlaubnis, Menschen auch ohne Anlass zu kontrollieren - so wie hier in Köln.

Das klappte allerdings nicht überall. In zahlreichen Städten - wie hier in Düsseldorf - wurde auch in der Böllerverbotszone Feuerwerk gezündet.

Im nahe gelegenen Erkrath musste die Polizei gegen 150 Jugendliche vorgehen. Sie hatten mehrere Mülltonnen angezündet, die Einsatzkräfte mit Feuerwerk beschossen und umgeworfene Toilettenhäuschen als Barrikaden benutzt.

In Duisburg-Marxloh wurde sogar der Eingangsbereich eines türkischen Restaurants zerstört. Vor allem illegale Feuerwerkskörper führten zu massiven Zerstörungen.

Bundesweit kamen außerdem fünf Menschen bei Unfällen mit Feuerwerk ums Leben. In NRW starb ein 24-Jähriger in Geseke bei Paderborn. Er hatte nach ersten Erkenntnissen einen selbst gebauten Feuerwerkskörper gezündet.

Insgesamt wurden laut Innenministerium 1.204 Platzverweise erteilt, 169 Personen in Gewahrsam genommen und 13 Personen vorläufig festgenommen. Körperverletzungsdelikte wurden in 362 Fällen zur Anzeige gebracht, davon handelte es sich in 245 Fällen um gefährliche Körperverletzung. Auch wurden im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr Sachbeschädigungen zur Anzeige gebracht. Die Polizei NRW registrierte hier 645 Strafanzeigen. Bei den Zahlen handelt es sich um Auswertungen vom Silvesterabend 18 Uhr bis zum Neujahrsmorgen 6 Uhr.

Dass es weniger verletzte Polizeibeamte als im vorherigen Jahr gegeben habe, liegt laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) auch an der guten Vorbereitung: "Die Polizei war gut vorbereitet und hat viele Chaoten frühzeitig aus dem Verkehr gezogen."

Rheinland

Menschen stehen auf einem Platz. Im Hintergrund stehen Mannschaftswagen der Polizei.

Mannschaftswagen der Polizei stehen auf dem Bahnhofsvorplatz in Köln

Unbekannte haben in mehreren Stadtteilen von Köln Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr mit Feuerwerkskörpern angegriffen. Drei Beamte seien durch Böller verletzt worden, teilte die Kölner Polizei mit. Einem Beamten wurde ein Böller gegen den Hals geworfen - er war in Folge der erlittenen Verbrennungen nicht mehr dienstfähig. Zwei andere Polizisten wurden durch Feuerwerk an den Beinen verletzt. In allen drei Fällen leiteten die Beamten Strafermittlungen wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ein. In den vergangenen Jahren war es bereits zu ähnlichen Angriffen gekommen. In mehreren Stadtteilen mussten Brände gelöscht werden.

Auf dem innerstädtischen Hohenzollernring sei es laut Staatsanwaltschaft und Kölner Polizei in der Silvesternacht zu einem Messerangriff gekommen. Ein 18 Jahre alter Mann soll einem 25-Jährigen nach einem zunächst verbal geführten Streit ein Messer in den Oberkörper gestoßen haben. Der Schwerverletzte wurde in einer Klinik notoperiert. Polizisten nahmen den anhand von Bildern aus der polizeilichen Videobeobachtung wiedererkannten Tatverdächtigen an der Gilbachstraße fest. Eine scharfe Schusswaffe, die er kurz vor seiner Festnahme weggeworfen haben soll, stellten die Beamten sicher.

Silvester-Bilanz der Polizei

WDR Studios NRW 01.01.2025 01:02 Min. Verfügbar bis 01.01.2027 WDR Online


Die Domstadt hatte zwar einen großen Bereich in der Innenstadt festgelegt, in der überhaupt nicht geböllert werden durfte. Aber längst nicht jeder habe sich daran gehalten, so die Polizei - auch nicht in der Böllerverbotszone in Düsseldorf. Im nahe gelegenen Erkrath haben etwa 150 Jugendliche und Heranwachsende randaliert. Sie setzten Mülleimer in Brand, warfen Böller auf Einsatzkräfte und Wohnhäuser und nutzten umgeworfene Toilettenhäuschen als Straßensperren. Um die Feuerwehrleute bei ihren Löscharbeiten vor dem Beschuss durch Pyrotechnik zu schützen, setzte die Polizei auch Schutzschilde ein. Die Ermittlungen gegen die unbekannten Täter laufen - Verletzte gab es nach bisherigen Erkenntnissen nicht.

In Duisburg zerstörte die Detonation eines verbotenen Böllers Teile eines Restaurants. Dort verletzten sich auch vier Menschen beim Hantieren mit Feuerwerk. Ein Mann musste ins Krankenhaus, als ein Böller in seiner Hand explodierte. Die Feuerwehr in Krefeld rückte zu mehreren Bränden aus. Auch in Solingen meldete die Feuerwehr mehrere kleine Brände, die wohl durch Feuerwerkskörper ausgelöst wurden. In Heinsberg brannte am Morgen eine Lagerhalle völlig ab. Die Brandursache ist noch unklar.

In Leverkusen mussten zahlreiche kleine Brände gelöscht werden. Meist ging es laut Feuerwehr um Feuer in Müll- und Papiercontainern. Auch dort wurden laut Polizei Einsatzkräfte während der Löscharbeiten mit Pyrotechnik beworfen. Bonn meldet einen "unruhigen Jahreswechsel": Laut Bundespolizei hatten vier Jugendliche in einem Tunnel im Hauptbahnhof mutmaßlich gezielt mit einer Silvesterrakete auf einen Obdachlosen geschossen, der hierdurch einen Schock erlitt. Offenbar filmten die Verdächtigen das Geschehen mit dem Handy. Wie in anderen Städten wurden auch in Bonn Böller-Angriffe auf Einsatzkräfte gemeldet. Im Stadtteil Hardtberg habe es vereinzelt "Entgleisungen" im Zusammenhang mit Feuerwerk gegeben - Einzelheiten wurden nicht bekannt. Auch in Bergheim wurden laut Polizei gezielt andere Personen mit Böllern beworfen.

Ruhrgebiet

In der Innenstadt von Recklinghausen warfen Unbekannte kurz nach Mitternacht Böller in Richtung von Polizeifahrzeugen. In Datteln kontrollierten Beamte Jugendliche, die mutmaßlich Böller in Mülleimern zur Explosion gebracht hatten. Bei ihnen wurden Messer und Signalpistolen sichergestellt. In Castrop-Rauxel ging ein öffentlicher Bücherschrank in Flammen auf, in Herten wurde ein 19-jähriger Randalierer zur Wache gebracht. In Essen wurden Einsatzkräfte mit Raketen und Böllern attackiert - verletzt wurde niemand.

In Dortmund hatten sich um Mitternacht mehrere hundert Personen in der City versammelt und "teilweise unkontrolliert" pyrotechnische Gegenstände gezündet, so die Polizei. Mehrere von ihnen kamen in Gewahrsam oder erhielten Platzverweise. Eine Mitarbeiterin des kommunalen Ordnungsdienstes und ein Polizeibeamter wurden durch Böller leicht verletzt. Ein Mann wurde beim Abfeuern von Feuerwerk von einem Auto angefahren. Er wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht.

In Hagen wurde ein 24-Jähriger gefasst, der einen Böller auf einen Streifenwagen geworfen haben soll. Der junge Mann kam in Polizeigewahrsam. Gegen ihn wurde ein Strafverfahren eingeleitet. In Gladbeck wurde ein Mehrfamilienhaus wegen eines Feuers geräumt. Verletzte gab es nicht, die Ursache war zunächst unklar. Ein 22-Jähriger starb in Bottrop, als er mit seinem Wagen gegen einen Baum prallte. Dort meldete die Feuerwehr ebenfalls zahlreiche Brände.

Unbekannte haben in Gelsenkirchen Feuerwehrleute mit Feuerwerk beschossen. Die Angriffe ereigneten sich, während die Helfer mit Löscharbeiten an einer brennenden Mülltonne beschäftigt waren, teilte die Polizei mit. Verletzt wurde niemand. In Mülheim an der Ruhr, Gevelsberg und Dinslaken meldete die Feuerwehr ebenfalls mehrere Brände, dabei ging es meistens um kleinere Einsätze aber auch um Feuer in Mehrfamilienhäusern.

In Bochum, Herne und Witten nahm die Polizei insgesamt zwölf Menschen wegen verschiedener Delikte in Gewahrsam. Vier Personen leisteten Widerstand, zwei von ihnen griffen Polizeibeamte an. Ein Beamter wurde dabei leicht verletzt.

Westfalen

Ein 24-Jähriger ist in Geseke im Kreis Soest beim Hantieren mit einem Feuerwerkskörper tödlich verletzt worden. Es besteht der Verdacht, dass illegale Pyrotechnik bei dem Unfall eine Rolle gespielt hat. Inzwischen ist in dem Zusammenhang auch ein junger Mann festgenommen worden. Das hat die Polizei bestätigt. Es wird ermittelt, ob er den illegalen Knallkörper, durch den der 24-Jährige tödlich verletzt wurde, zusammengebaut oder verkauft hat.

Insgesamt kamen bundesweit fünf Männer bei Unfällen mit Feuerwerk ums Leben.

In Münster beschlagnahmten Beamte eine Schreckschusspistole, mit der ein 46-Jähriger mehrere Schüsse abgegeben hatte. Während des Einsatzes wurden die Polizisten mit Böllern beworfen - verletzt wurde niemand.

In Siegen kam es in der Silvesternacht zu mehreren Bränden, Körperverletzungsdelikten und einem Widerstand. Gegen sechs junge Männer im Alter von 16 bis 22 Jahren wurde Strafanzeige wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Waffengesetz erlassen. Sie hatten mutmaßlich Schüsse mit einer Schreckschusspistole abgegeben. Gegen einen der 16-Jährigen wurde darüber hinaus Strafanzeige wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte erlassen. Derselbe Jugendliche schlug später in der Nacht gemeinsam mit einem 19-Jährigen auf einen 20-Jährigen ein und verletzte eine 34-Jährige durch einen Flaschenwurf. Gegen beide leitete die Polizei ein Strafverfahren ein.

In Hamm meldete die Polizei drei Festnahmen: Ein 49-Jähriger hatte versucht, einen anderen Mann mit einer Flasche anzugreifen. Zwei weitere Männer kamen wegen aggressiven Verhaltens in Gewahrsam. Mehrere Festnahmen gab es in Höxter wegen Körperverletzungsdelikten.

In Iserlohn beschädigten Unbekannte die Fensterscheibe einer Tür der Polizeiwache im Ortsteil Letmathe. In Plettenberg zündeten Unbekannte mit Pyrotechnik eine Hecke auf einer Länge von etwa 20 Metern an. Durch Feuerwerkskörper erlitt ein Mann in Bocholt schwerste Verletzungen und kam ins Krankenhaus.

Unsere Quellen:

  • Pressemitteilungen von Polizei und Feuerwehr
  • Pressemitteilung des NRW-Innenministeriums
  • dpa

Über dieses Thema berichten wir am 01.01.2025 auch im WDR-Fernsehen: WDR aktuell um 13 Uhr.