Mehrere dutzend Männer nach Massenschlägereien in Essen identifiziert

Stand: 28.06.2022, 10:14 Uhr

Nach den Tumulten Essen-Altendorf, hat die Polizei mehrere Dutzend Beteiligte identifiziert. Samstag und Sonntag waren dort mehrere hundert Menschen aufeinander losgegangen.

Nach den Massenschlägereien am Wochenende, bei den dutzende Männer mit Messern, Waffen und Alltagsgegenständen aufeinander losgingen, hat die Polizei eine große zweistellige Zahl an Menschen identifiziert, die beteiligt sein könnten. Ob sie Täter, Opfer oder auch nur Zeugen sind, kann die Polizei zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Unter anderem etwa 40 Menschen sind laut Angaben der Polizei am Sonntag in eine Wohnung geflüchtet. Die Polizei hat dort alle Personalien aufgenommen.

Islamischer Friedensrichter soll Streit schlichten

Die Polizei bestätigt, dass offenbar ein sogenannter islamischer Friedensrichter den Streit beilegen soll, lehnt das Vorgehen durch eine Paralleljustiz aber ab. Man arbeite auch nicht mit solchen sogenannten Parallelstrukturen zusammen. Der Fall werde vor einem deutschen Gericht nach deutschem Recht verhandelt. Islamische Friedensrichter sind von Familienclans anerkannte Autoritätspersonen, die vermeintlich im Sinne des Korans entscheiden. Häufig handelt es sich dabei um Imame.

Innenminister Reul beunruhigt

"Es ist ein Hinweis, dass wir es noch nicht im Griff haben", sagt NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zu den Auseinandersetzungen im Essener Stadtteil Altendorf. Er hoffe, dass es ein "singuläres Ereignis" sei. Denn eigentlich sei die Zahl der Tumulte in den letzten Jahren zurückgegangen. "Wir hatten wirklich gerade in Essen Ruhe und dann dieser fürchterliche Ausbruch. Da muss man genauer hingucken."

Hunderte schlugen aufeinander ein

Am Samstag hatte es in Altendorf drei Verletzte gegeben, einer von ihnen musste mit schweren Stichverletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Eine Anwohnerin hatte den Beginn der Auseinandersetzung mit ihrem Handy aufgenommen. Kurz darauf schlugen Dutzende von Männern aufeinander ein. Die Beteiligten waren mit allem aufeinander losgegangen, was gerade zur Hand war: Möbel, Geschirr, Besteck.

Wieder Massenschlägerei

Am Sonntag dann ist zunächst alles ruhig auf der Altendorfer Straße in Essen. Doch die Ruhe täuscht. Am Abend geht es erneut los: Wieder sind zwei große Gruppen aneinander geraten. Über den Tag verteilt habe es immer wieder Versammlungen von rund 30 Menschen gegeben, so die Polizei. Am Abend waren es demnach dann wieder rund 100 Personen. Sie sollen sich geschlagen und getreten haben. Die Polizei hatte den Stadtteil Altendorf nach dem Vorfall am Samstag aber besonders im Blick und konnte dieses Mal schnell eingreifen.

Einige Anwohner verteidigen Stadtteil

Sie erteilte Platzverweise und nahm einige Unruhestifter in Gewahrsam. Waffen wurden bei diesem Einsatz nicht gefunden, auch Verletzte hat es nicht gegeben. Die Polizei ermittelt jetzt anhand von Zeugenaussagen und Handyvideos die Hintergründe der Tumulte und versucht, Beteiligte zu finden.

Die Reaktionen aus der Nachbarschaft sind gemischt – viele wollen sich lieber nicht vor der WDR-Kamera zu den Vorfällen äußern. In den sozialen Netzwerken schreiben Userinnen und User, dass sie die Altendorfer Straße schon lange meiden würden – weil es dort immer wieder zu Problemen komme.

Einige Anwohner sind zwar betroffen von den Tumulten in ihrem Stadtteil, hätten aber keine Angst, sagen sie. Der ehemalige Ratsherr, Wolfgang Weber, sagt beispielsweise: "Solche Aktionen verderben das ganze Image. Dabei lebt es sich eigentlich sehr gut in Altendorf." Der Stadtteil, so Weber, sei viel mehr als nur die Altendorfer Straße.

Deshalb setze er sich auch weiter dafür ein, dass die Bevölkerung dies sehe. "Altendorf galt auch in meiner Kindheit als verrufener Stadtteil", sagt Alfred Burwick. Auch er ist Anwohner - und das seit über 50 Jahren. Auch er fühlt sich weiterhin sicher.

Über dieses Thema haben wir am 27. Juni 2022 bei WDR 2 berichtet: Lokalzeit Rhein/Ruhr, 15:30 Uhr.