"Klock, klock, Klock." Stephan Knappe hebelt mit der Spitzhacke die sogenannten Schieber auf. Es ist stockdunkel um fast 23 Uhr in der Nacht. Gelbes Warnlicht blitzt immer wieder auf. Fast niemand ist unterwegs, alle zehn Minuten kommt mal ein Auto vorbei und das an einer der stark befahrensten Straßen Dortmunds.
Der Wartungsdienst der Dortmunder Netz GmbH - Donetz - ist in dieser Nacht in Dortmund-Wellinghofen unterwegs. Die gelernten Anlagenmechaniker sind zu dritt und fahren immer mal wieder die Nachtschicht. Sie prüfen jeden Tag das Rohrnetz auf Leckagen.
Mit einer sogenannten Nullverbrauchsmessung finden sie heraus, ob im zu prüfenden Bereich ein Wasserleck liegt. Die Rohre liegen unter der Erde, nicht jeden Rohrbruch muss man direkt sehen. Geprüft werden hier nur die Trinkwasserleitungen. Die rund 35 Mitarbeitenden in der Wartung und Inspektion sind für etwa 3000 Kilometer Rohrnetz verantwortlich. Das sind die Trinkwasserleitungen, die unter Dortmund, Herdecke und Teilen von Wickede liegen.
Prüfungen der Wasserrohrleitungen am besten in der Nacht
Erfahrungsgemäß ist zwischen 1 und 4 Uhr nachts am wenigsten los. Die meisten Menschen schlafen und gehen nicht mehr zur Toilette, waschen sich nicht die Hände und lassen die Spülmaschine nicht laufen. Diese Voraussetzungen machen sich die Mitarbeiter zu Nutze: Wenn der Wasserverbrauch in der Prüfzone null ist, ist kein Rohrbruch vorhanden.
Holger Willeke ist einer der Mitarbeitenden und macht seinen Job gern: "Ich liebe die Herausforderung und die Abwechslung. Aber es kommt immer auf die Kunden an." Die würden manchmal nicht verstehen, dass die Männer mit Blinklichtern und Warnweste das Wasserrohre prüfen und keine Autos klauen. "Teilweise werden wir stark angefeindet", erzählt er. Bei dem Krach, der nachts entsteht, um die Kappen der Rohrleitungen aufzuschlagen, sei das kein Wunder, das könne er auch verstehen.
Zum Einsatz fahren die Wasserrohrprüfer mit zwei Autos raus. Ein Team kümmert sich darum die sogenannten Schieber zuzudrehen. Die sind vergleichbar mit einem Wasserhahn. Insgesamt sieben Stücken drehen die Männer in dieser Nacht zu. Der andere Kollege, heute Marcel Schuhmann-Kroll, lädt die Trinkwasserschläuche aus und verbindet sie mit einem Hydranten. Dieser Hydrant speist während der Prüfung ersatzweise das Wassernetz. Sorgen machen, dass man das Netz in dieser Zeit nicht genug Wasser bekommt, braucht man sich nicht. Über einen einzigen Hydranten fließen bis zu 1500 Liter pro Minute durch.
Konstanter Wasserverbrauch Hinweis auf Leck im Rohr
An Monitoren im Inneren des Fahrzeugs wird eine Software gestartet, auf der das Team den Wasserdruck und den Wasserdurchfluss ablesen kann. Dann fängt das Warten an. Zeigt die blaue Wasserverbauchslinie 0 an, gehen sie davon aus, dass das Netz keine Leckage hat.
Andersfalls verkleinern die Wasserinspekteure die Prüfzone so lange, bis sie eingrenzen können, wo der konstante Verbrauch herkommt. Ist das Leck gefunden, wird das Rohr spätestens nach zwei Tagen ausgebessert oder ausgetauscht. Bei größeren Rohren, bei denen schnell mal mehrere tausend Liter Wasser pro Minute in das Abwasser versickern, geht das auch sofort.
Im Durchschnitt findet der Wartungsdienst etwa 400 Leckagen im Jahr. Das sind rund sieben in der Woche.
Wasserrohrnetz in Dortmund größtenteils aus den 1970ern
Ein großer Teil des Dortmunder Wasserrohrnetz sei in der Nachkriegszeit angelegt worden. "Dort hat man alles, was man hatte, verbaut - potenziell auch Trümmerschutt. Und wenn der an den Leitungen liegt, kann er diese beschädigen", sagt Kay Efselmann, Leiter Betrieb und Instandhaltung der Rohrnetze.
"Große Rohrbrüche kündigen sich aber nicht an", sagt Efselmann. "Rohre haben eine durchschnittliche Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren. Im besten Fall sieht man die Rohre nie wieder, wenn man sie einmal verbuddelt hat."
Unsere Quellen:
- Dortmunder Netz GmbH Donetz
- Reporterin vor Ort