Zwei Männer in orangener Arbeitskleidung stehen auf einer Leiter. Sie montieren Schilder von einem Ampelmast ab. Schilder, die die Stadt Essen erst im Oktober angebracht hat. An einer anderen Stelle kratzen Arbeiter weiße Markierungen von der Straße. Es ist ein weiteres Kapitel im Streit um die Verkehrsführung auf der Rüttenscheider Straße.
Die "Rü" ist eine der bekanntesten Straßen in Essen. Auf beiden Seiten reiht sich ein Lokal an das andere, ebenso viele Geschäfte. Doch der Platz ist begrenzt. Regelmäßig kommen sich Lieferwagen, Autos, Radfahrer und Fußgänger in die Quere. Seit Jahren wird darüber gestritten, wie der Verkehr auf der Straße optimiert werden kann.
Klagen gegen neue Verkehrsführung in Essen
Seit 2020 ist die Rüttenscheider Straße eine Fahrradstraße. Fahrräder haben hier also eigentlich Vorrang vor Autos. In der Praxis funktioniert das aber oft nicht. Deshalb wurde ein neues Verkehrskonzept erarbeitet. Seit Mitte Oktober dürfen an mehreren Kreuzungen auf der Rüttenscheider Straße die Autos nur noch links und rechts abbiegen. Geradeaus fahren geht nicht mehr. Das soll die Straße entlasten.
Für viele ist es aber eine Belastung. Zunächst hatte eine Firma geklagt, weil ihre Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz nicht mehr gut erreichen konnten. Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hat der Firma Recht gegeben. Die Stadt Essen musste daraufhin die neue Verkehrsführung teilweise wieder zurücknehmen.
Stadt Essen lässt Schilder abmontieren
Jetzt die zweite Niederlage der Stadt Essen vor Gericht. Diesmal hat eine Boutique-Besitzerin geklagt. Und wieder hat ihr das Verwaltungsgericht Recht gegeben. Die Anordnung: Die Stadt Essen muss die komplette neue Verkehrsführung aussetzen. Am Mittwoch wurden deshalb Schilder und Markierungen entfernt. Die Deutsche Umwelthilfe nennt das ein "komplettes Behördenversagen". Es wird nicht das Ende des Streits sein. Die Stadt Essen prüft eine Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht in Münster.
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen spricht von zunehmender "Kompromisslosigkeit bei den Wünschen und Bedarfen der verschiedenen Verkehrsarten". Eine Umfrage an der Rüttenscheider Straße zeigt, wie gespalten die Menschen sind. "Es ist schade, dass sich die Autofahrer immer weiter ausbreiten können", sagt eine Fahrradfahrerin. "Ich finde es gut für die Geschäfte, es ist jetzt wieder besser geworden", sagt eine Autofahrerin, als die Schilder abmontiert sind. Die Diskussionen um den Verkehr auf der Rüttenscheider Straße werden damit weitergehen.
Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Menschen in Essen-Rüttenscheid
- Stadt Essen
- Deutsche Umwelthilfe