Behutsam entnimmt Hannes mit einer Pipette fünf Milliliter Wasser aus seiner Wasserprobe und gibt ein paar Tropfen von einer Lösung dazu. Dann schüttelt er das Glas und fügt mit einem kleinen Messlöffel weißes Pulver hinzu. "Das sieht aus wie feines Salz", findet Hannes. Und es riecht auch ein bisschen unangenehm nach Essig.
Der 18-Jährige bestimmt gerade den Eisengehalt seines Trinkwassers. Das Wasser hat er zuhause aus dem Wasserhahn abgefüllt. Nach sieben Minuten hat sich die Farbe des Wassers nicht verändert, das heißt: kein Eisen im Wasser.
Uni-Trinkwasser-Projekt erstmals an Schule
Hannes ist in der 11. Klasse am Alice-Salomon-Berufskolleg. Sein Biologie-Leistungskurs beteiligt sich an einem Projekt der Bochumer Ruhr-Universität: "CS:iDrop - Citizen Science: investigation of drinking water of and by the public". Das Ziel: Leitungswasser auf den letzten Metern zu untersuchen.
Denn durch Armaturen, Rohre und Leitungen im Haus kann sich das Wasser verändern. "Bis zum Haus wird das Trinkwasser streng kontrolliert, danach ist der Vermieter verantwortlich", sagt Jan Kath, Leiter des Projekts. Die Jugendlichen haben heute die Chance, ihr eigenes Trinkwasser zu testen. Dafür benutzen sie eine "Waterbox". Das ist ein Koffer, der alle Materialien bereitstellt - Pipetten, Reagenzgläser und Lösungen. Damit untersuchen sie ihr Wasser auf Nitrit, Nitrat, Eisen und bestimmen den pH-Wert.
Schulklasse wird zu Forschenden
Auf mehreren Tischen sind Büretten aufgestellt und Erlenmeyerkolben stehen bereit. Die Klasse soll die Gesamthärte des Wassers ermitteln. Djumana füllt ihr Trinkwasser in einen Erlenmeyerkolben und gibt ein Pulver hinzu. Daraufhin färbt sich das Wasser pink.
Danach fügt sie so lange eine Lösung aus der Bürette hinzu, bis sich das Wasser von pink zu blau färbt: "Jetzt kann ich ablesen, wie viele Milliliter ich hinzugefügt habe, bis sich das Wasser verfärbt hat". Dadurch kann Djumana die Gesamthärte des Wassers bestimmen. Das Ergebnis: 8,3. Das heißt, das Wasser ist eher weich - typisch für Bochum. Die 17-Jährige hatte Spaß am Experimentieren: "Selbst einen Versuch durchzuführen, macht Spaß und dadurch ist direkt mehr Interesse und Aufmerksamkeit da".
CS:iDrop-Projekt endet im Dezember
Fast 600 Personen aus Bochum haben schon bei dem Projekt mitgemacht und ihr eigenes Trinkwasser zuhause und im Messlokal der Ruhr-Universität getestet. Auch Britta Bebenroth war dabei. Sie ist Lehrerin am Alice-Salomon-Berufskolleg und hat das Projekt an die Schule gebracht. Sie dachte sich: "Das gönnst du deinen Schülern auch."
Das CS:iDrop-Projekt endet im Dezember 2024. Drei Jahre lang hat das Team mit Bochumerinnen und Bochumern Trinkwasser analysiert und auch erste Ergebnisse erzielt. "Bei manchen Proben haben wir Schwermetalle gefunden, aber die Konzentration lag immer unter dem Grenzwert. Das war also unproblematisch", sagt Jan Kath. Der letzte Messtermin für das Projekt ist Anfang Dezember. Aber der ist schon ausgebucht.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Projekt CS:iDrop der Ruhr-Universität Bochum
- Workshop-Teilnehmende
- Lehrkräfte Alice-Salomon-Berufskolleg
- Jan Kath, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Didaktik der Chemie