Prozess-Auftakt nach Schuss auf Bochumer Synagoge Lokalzeit Ruhr 16.11.2023 Verfügbar bis 16.11.2025 WDR Von Thomas Becker

Prozess um Schuss auf Synagoge in Bochum

Stand: 16.11.2023, 18:33 Uhr

Vor zweieinhalb Jahren ist nachts ein Fenster der Bochumer Synagoge durch einen Schuss beschädigt worden. Deshalb steht seit Donnerstag ein 37-jähriger Tatverdächtiger vor Gericht.

Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand. Mitarbeiter der jüdischen Gemeinde hatten am Morgen danach die beschädigte Fensterscheibe bemerkt und die Polizei verständigt. Die fand auf dem Fußboden zwei Metallkugeln.

Festnahme nach zwei Jahren

Zwei Jahre hat die Polizei nach dem Täter gefahndet. Dann nahm sie den Verdächtigen fest, weil er ein Auto in Brand gesteckt haben soll. DNA-Spuren ergaben, dass er noch für andere Brandstiftungen und auch für die Schüsse auf die Synagoge verantwortlich sein könnte.

Die Polizei rechnet den Mann dem rechtsextremen Milieu zu. Bei einer Wohnungsdurchsuchung nach der Festnahme hatte sie Nazi-Devotionalien gefunden. Vor Gericht hatte der Mann, wie vorab schon durch seinen Anwalt angekündigt worden, nichts gesagt.

Gemeinde lebt in Angst

Die jüdische Gemeinde in Bochum verfolgt den Prozess am Landgericht sehr aufmerksam. Mitarbeiterinnen der Gemeinde sprachen heute mit dem WDR, wollten aber nicht namentlich genannt werden. Nicht nur durch den Prozess und durch die Entwicklungen der letzten Wochen in Israel und dem Gaza-Streifen sind die Mitglieder stark emotionalisiert.

Sie beschreiben ein permanentes Gefühl der Angst, hervorgerufen durch eine immer stärker werdende antisemitische Stimmung. "Seit den Schüssen machen wir hier im Gebäude kein Fenster mehr auf, höchstens auf Kippe", beschreibt eine Mitarbeiterin die Situation. Man fühle sich allein gelassen, sagt eine andere: "Der Schuss war eine Sache. Aber wir sagen schon die ganze Zeit, dass es Antisemitismus gibt. Und uns hat keiner zugehört."

Ein Urteil in dem Prozess am Landgericht wird Anfang Dezember erwartet.

Über dieses Thema berichten wir am 16.11.2023 in der Lokalzeit auf WDR 2 und im WDR Fernsehen.