Mit einem breiten Lächeln streift sich Hasan Cankaya seine lange schwarze Robe des Protokollführers im Gerichtssaal über. Es sei jedes Mal ein schönes Gefühl, wenn er sie trägt. "Als ich das erste Mal die Robe angezogen habe, war ich super aufgeregt", sagt er.
Der 21-jährige steht im größten Sitzungssaal am Dortmunder Amtsgericht. In wenigen Sekunden wird er seiner Aufgabe als Protokollführer nachgehen. Testweise – mit seinen Ausbildern. Hasan Cankaya ist einer von zwölf Auszubildenden zum Justizfachangestellten im dritten Lehrjahr am Amtsgericht Dortmund.
"Mangel ist groß"
Insgesamt gibt es über 36 Azubis in den drei verschiedenen Lehrjahren zum Justizfachangestellten. Was nach starkem Nachfrage an der Ausbildung klingt, übertüncht einen Nachwuchsmangel. "Der Mangel ist groß. Wir haben durch den demographischen Wandel ein Loch, da viele jetzt in Rente oder in Pension gehen", sagt Lara Hoffmann. Die 38-jährige ist Ausbilderin für die Justizfachangestellten beim Amtsgericht in Dortmund.
"Wir sind halt nicht so bekannt wie der Zoll, die Polizei und die Bundeswehr", so Hoffmann. Beim eh schon hart geführten Kampf um potenzielle Auszubildende kommt hinzu, dass nur die wenigsten davon wissen, dass man einen Ausbildungsberuf in der Justiz erlernen kann.
Landesweite Aktionswoche
Laut Hoffmann würden einige den "Knast" mit dem Begriff Justizfachangestellter assoziieren. Doch das Klischee ist falsch. Stattdessen gehört etwa das Protokollführen bei Gerichtsverhandlungen oder das Erteilen einer Akteneinsicht, das Begleiten von Anwälten oder etwa das Beglaubigen von Schriftstücken zu dem Beruf.
Um mit dem Image des Berufes aufzuräumen und ihn besser zu vermarkten, hat das Justizministerium in Nordrhein-Westfalen die "landesweite Woche der Ausbildung in Justizberufen" ins Leben gerufen. Diese läuft noch bis zum 17.November. Eröffnet wurde sie von NRW-Justizminister Dr. Benjamin Limbach (Bündnis 90/ Die Grünen).
Hasan findet Beruf vielseitig
Im Fall von Hasan Cankaya war keine Aktionswoche notwendig, um ihn von einer Ausbildung bei der Justiz zu überzeugen – und das obwohl er diesen Beruf zunächst nicht kannte. Erst durch seine Tante, die beim Sozialgericht arbeitet, wurde er auf den Ausbildungsberuf zum Justizfachangestellten aufmerksam. Rückblickend ist Hasan glücklich, sich für diese Berufsausbildung entschieden zu haben: "Das hat bisher einfach gepasst."
Die Tätigkeit des Protokollführers im Sitzungssaal gefällt Hasan Cankaya bislang am besten. Warum? Es gäbe teilweise einfach richtig interessante Prozesse. "Ich erinnere mich an einen schwerwiegenden Fall. Ich war ich den halben Tag hier als Protokollführer. Es gab keine Unterbrechung, da wurde die ganze Zeit verhandelt", erinnert er sich. Aber das Protokollieren ist nicht die einzige Tätigkeit, die ihm als herangehender Justizfachangestellter gefalle.
"Der Beruf ist so vielseitig, dass eigentlich für jeden etwas dabei ist", sagt Hasan. Justizfachangestellte können zum Beispiel auch Anwälte in psychiatrische Kliniken begleiten.
Faszination der großen Prozesse
Wenn Hasan im kommenden Januar seine Ausbildung abschließt, darf er als voll ausgebildeter Justizfachangestellter auch bei den ganz großen Prozessen das Protokoll führen. Der Gedanke löst bei ihm ein breites Lächeln aus.
Hasan Cankaya befindet sich am Ende seiner Ausbildung. Sollte er die Abschlussprüfung im Januar bestehen, kann er eine Stelle innerhalb Justiz antreten. Am liebsten beim Amtsgericht in Dortmund. Das steht aber noch nicht fest