Auf der Geburtsstation ist viel zu tun und Diana Mungula wird voll eingespannt. Die Krankenpflegerin arbeitet schon selbständig die Visite aus und bereitet eine Infusionslösung für eine Patientin vor.
Die 28-Jährige gehört zu den drei neuen mexikanischen Fachkräften, die im Marienhospital Gelsenkirchen im Einsatz sind. Pfleger Julian Bary leitet sie an, aber er hat schnell gemerkt: Das sind Kolleginnen mit Erfahrungen. "Meine neuen Kolleginnen sind auf einem sehr hohen Level ausgebildet und das unterstützt uns sofort auf den Stationen."
Pflegerinnen mit Bachelor
Alle drei Krankenschwestern haben ein Studium vorzuweisen - und Berufserfahrung. "In Mexiko war ich fünf Jahre an der Uni und habe einen Bachelor gemacht, danach habe ich zwei Jahre als Krankenschwester gearbeitet", sagt Angelica Villagrana. Auf ihren neuen Job haben sich die jungen Frauen ein Jahr in ihrer Heimat vorbereitet. Sie mussten einen Sprachkurs bestehen und die Pflegestandards, die in Deutschland gelten, kennenlernen.
Internationales Projekt wirbt Pflegerinnen fair an
Die neuen Mitarbeiterinnen im Marienhospital kommen aus einem Land, in dem es keinen Mangel an Pflegekräften gibt, sondern eher zu viele. Darauf achten die Kooperationspartner, die sich um die Vermittlung kümmern. Koordiniert wird das Projekt Global Skills Partnership vom Bundesministerium für Gesundheit und von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit.
Mexikanerinnen erhoffen sich eine Zukunft in Gelsenkirchen
Pflegekräfte in Mexiko werden sehr schlecht bezahlt und bekommen wenig Anerkennung. Umgerechnet 500 Euro verdienen sie im Monat. Auch wenn die Lebenshaltungskosten dort deutlich niedriger sind, verdienen sie hier vergleichsweise mehr.
Diana Mungula sieht hier neue Perspektiven für sich. "Hier gibt es viel mehr Möglichkeiten, in Mexiko leider nicht. Die Krankenhäuser sind hier besser und es gibt mehr Technologie", sagt sie. Krankenpfleger Julian Bary ist froh, dass er Unterstützung bekommen hat. Seine Kolleginnen arbeiten sehr selbständig und er spüre schon jetzt eine deutliche Entlastung, sagt er.
Zukunft in Gelsenkirchen
Jetzt wollen die neuen Kolleginnen noch besser Deutsch lernen und das Ruhrgebiet erkunden. Noch sind sie im Anerkennungsjahr. Wie lange sie in Gelsenkirchen bleiben, darauf mussten sie sich vertraglich nicht festlegen, das Projekt setzt auf Freiwilligkeit.
Für die jungen Frauen ist aber schon jetzt klar: Sie wollen lange bleiben und sich hier eine Zukunft aufbauen. Gelsenkirchen ist ihr neues Zuhause.
Über dieses Thema berichten wir am 14. November 2022 bei WDR2: Lokalzeit Rhein/Ruhr.