Vor dem ersten türkischen Europameisterschaftsspiel in Dortmund feierten tausende Türkei-Fans schon Stunden vor dem Anpfiff in der Innenstadt. Friedlich, fröhlich, farbenfroh und ausgelassen. Einzelne Fans zeigten aber immer wieder den "Wolfsgruß", eine Geste der rechtsextremen Ülkücü-Bewegung - auch Graue Wölfe genannt.
Civan Akbulut beobachtet diese Bewegung seit Jahren. Er ist Vorsitzender der Informationsstelle Antikurdischer Rassismus und sitzt für die Partei "Die Linke" im Integrationsrat Essen. Wegen seines Engagements gegen Islamismus und türkische Rechtsextreme bekommt er regelmäßig Hassbotschaften und Drohungen.
Rechtsextreme Bewegung wird vom Verfassungschutz beobachtet
Die Grauen Wölfe hält er für sehr gefährlich. "Die sehen Gewalt als legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung. Sie sind antisemitisch, rassistisch, begründen ihre Ideologie auch vermeintlich Rassenideologisch. Da heißt es zum Beispiel, dass Kurdinnen und andere Minderheiten minderwertig seien", erklärt Akbulut.
Die Bewegung wird auch vom Verfassungsschutz beobachtet. Im Verfassungschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalens heißt es: Bei der Ülkücü-Bewegung handelt es sich "um eine Gruppierung, die sich gegen den Gedanken der Völkerverständigung und gegen den im Grundgesetz verankerten Gleichheitsgrundsatz verstößt." Ein zentrales Merkmal sei dabei die Idealisierung der eigenen türkischen Identität. Ziel sei ein Staat, in dem alle Turkvölker vereint seien - weit über die Grenzen der heutigen Türkei hinaus.
Polizei: Wolfsgruß keine strafbare Handlung
Dennoch werden die Symbole der Grauen Wölfe ganz offen gezeigt. Auch bei Fußballspielen wie dem in Dortmund. Felix Groß, Pressesprecher der Polizei Dortmund erklärt dazu: "Das Zeigen des Wolfsgrußes ist keine strafbare Handlung. Wir haben hier keine Straftat, wo die Polizei Dortmund ein Ermittlungsverfahren einleiten könnte."
Dennoch sei der Gruß für manche Menschen eine Provokation. "Auch wenn grundsätzlich keine strafbare Handlung vorliegt, versuchen wir solche Dinge im Keim zu ersticken", so Groß. Dabei sei es egal, ob es sich um eine Demonstration order ein Fußballspiel handle.
Graue Wölfe in Deutschland nicht verboten
Dass der Wolfsgruß nicht strafbar ist, liegt daran, dass die Grauen Wölfe in Deutschland - im Gegensatz zu Frankreich - nicht verboten sind. Zwar hat der Bundestag 2020 beschlossen ein Verbot der Bewegung zu prüfen - bisher aber ohne Ergebnis.
Bei Civan Akbulut stößt das auf Unverständnis: "Das ist ein Unding und für mich völlig inakzeptabel. Und zwar ist das nicht nur eine Frage von Symbolik. Die Graue-Wölfe-Bewegung gefährdet tatsächlich Menschen hier in Deutschland. Es gibt immer wieder Übergriffe und Drohungen."
Solange es kein entsprechendes Verbot gibt, wird der Wolfsgruß und andere Symbole der Grauen Wölfe öffentlich zu sehen sein. Vermutlich auch beim nächsten Europameisterschaftsspiel der Türkei in Dortmund.
Unsere Quellen:
- Interview mit Civan Akbulut
- Interview mit der Polizei Dortmund
- Verfassungsschutzbericht NRW 2023
- Reporter vor Ort