Das Galeria-Kaufhof-Gebäude steht mitten in Elberfeld. Am Neumarkt. Dort wo auf 20.000 Quadratmetern Mode, Spielzeug und Haushaltswaren verkauft wurden, soll künftig die Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule ihr neues Zuhause beziehen. Die Idee ist für Wuppertal neu und soll gleich mehrere Vorteile für die Stadt haben: Die Sanierung der "ELSE" oder ein Neubau fielen weg, es gäbe keinen Leerstand in der Stadtmitte und das personell unterbesetzte Gebäudemanagement der Stadt würde auch entlastet.
Umbauen statt neu bauen
"Schule muss neu gedacht werden", sagt Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind. Denn Wuppertal hat - wie viele andere Städte in NRW auch - ein Problem: Die Schülerzahlen steigen, es gibt einen enormen Sanierungsstau bei Schulgebäuden und viele Städte sind in der Haushaltssicherung. Auch Wuppertal.
Es sei laut Schneidewind günstiger, ein Gebäude mit guter Substanz umzubauen als eine Schule komplett neu zu errichten oder aufwendig zu sanieren. "Von daher ist es durchaus auch ökonomisch eine vernünftige Lösung.“
Immer mehr Städte setzen auf Mieten stadt Bauen
Auf das Konzept Mieten statt Bauen setzen immer mehr NRW-Städte. Köln zum Beispiel hat gerade zwei Pilotprojekte an den Start gebracht. So hat ein Gymnasium ein neues Zuhause in einem ehemaligen Bürokomplex gefunden.
Der Bauprojekteentwickler Coinel aus Düsseldorf hat bereits mehrere Objekte umgebaut und auch für Wuppertal Ideen: Außer der ELSE soll auch die Stadtbibliothek in das alte Kaufhof-Gebäude einziehen. Außerdem sollen eine Dreifachsporthalle integriert und auf dem Dach ein großer Schulhof gebaut werden.
Schwänzen zu attraktiv
So innovativ und attraktiv die Idee auch scheint - Schulleiter Torsten Peters sieht das kritisch. Sein Schülerklientel sei nicht für die Innenstadt geeignet. "Die Ablenkung ist dort viel zu groß", sagt er. "Am Neumarkt gibt es alles, was Schulschwänzen attraktiv macht."
Außerdem gebe es keinen Rückzugsort für die Inklusionskinder, die schon jetzt auf dem "Paradeberg" in Elberfeld außerschulische Angebote nutzen würden. "Wir haben hier eine gute Infrastruktur in der Nachbarschaft - die möchten wir ungern aufgeben“, sagt Peters. Die Grünanlage Hardt und der Park am Platz der Republik nördlich der City böten Möglichkeiten, die die Innenstadt nicht habe.
Die Kritik des Schulleiters: "Uns hat man erst eine Woche vor Veröffentlichung der Pläne informiert. Man hätte uns vorher mit ins Boot holen sollen. Ich kenne keine Schulleitung, die sofort in die Innenstadt ziehen würde".
Unsere Quellen:
- Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind
- Schulleiter ELSE Torsten Peters
- Firma Coinel Development
Über dieses Thema berichten wir am 17.04.2024 im Fernsehen in der Lokalzeit Bergisches Land.
Kommentare zum Thema
Ich finde das Projekt mega. Besonders mit der Bibliothek. sieht toll aus. Es sollte doch keine kleine Kinder in diese gehen und es gibt doch real Schulen in der Stadt. Siehe Friedrichstr. Das Kind schwanzt so wie so wenn er will egal ob er in Mitte in der Stadt oder paar Meter weiter ist und Hof auf dem Dach kann ich mir gut mit höheren Glass teil Stein Mauer vorstellen..... 🙏
Klassisches PPP-Verfahren. Manche Politiker werden auch nie klug. Statt zeitig, also vor Jahrzehnten, die stadteigenen Gebäude zu pflegen und somit zu erhalten, wird nun einem Investor (aka "Heuschrecke") langfristig das Geld nachgeworfen. Und bitte: Lasst euch nicht von den inhaltsleeren Geplapper der Firma auf ihrer Webseite blenden: Es gibt bei Investoren keine hehren Ziele, es zählt nur die Rendite!
Wo soll denn da ein Schulhof sein? Ohne Schulhof ist das doch völlig unmöglich, oder sehe ich das falsch?
Aus dem Artikel: "auf dem Dach ein großer Schulhof gebaut werden". Abgesehen davon, daß das ein ziemlich langweiliger Schulhof werden wird (bei meiner Schule gab es 4 Ebenen, viele Bäume und sonstiges Grünzeug), sehe ich da auch Probleme im Falle eines Brandes im Gebäude. Der Schulhof ist dann kein geeigneter Rückzugs- und Versammlungsort.
Auf freie Parkplatz (auf dem Dach) ist als Hof zu benutzen.
"und auf dem Dach ein großer Schulhof gebaut werden." Ich frag mich grad bloß, wie das dann mit der Absicherung aussieht. Zaun hoch genug, dass kein Kind runter fallen kann, ist ja kein Problem. Aber wenn man außerdem vermeiden möchte, dass Bälle, Flaschen usw. runter fliegen (geworfen) werden können, muss man ja bald schon ein Netz über das komplette Dach spannen - was dann schnell wie ein Gefängnishof aussieht.