Regine Schulte (56) wohnt gegenüber der Galeria-Hauptverwaltung in Essen-Bredeney, nah der A52. Die Nachricht vom Aus für die Zentrale berührt sie. Schließlich verbindet sie mit dem Areal Kindheits-Erinnerungen. "Wir haben sogar auf dem Dach Räuber und Gendarm gespielt."
Eigener Supermarkt für Beschäftigte
Auf den Dachgarten gelangte man über einen der markanten Beton-Türme. "Im Winter haben wir sogar Iglus gebaut," erzählt sie, während sie mit ihrer Hündin auf den Grünflächen vor dem großzügigen Beton-Komplex spazieren geht. Ihre Mutter arbeitete dort als Chef-Sekretärin. "Es gab für Mitarbeiter einen Mini-Supermarkt, wo wir Bonbons gekauft haben."
Beim Anschauen der WDR-Fernsehbeiträge vom Einzug in die Zentrale 1969 muss die Bredeneyerin lachen. "Die hatten sogar im Haus eine kleine Rolltreppe." 450 Millionen Mark soll der Komplex gekostet haben – mit Kunstwerken und eigener Kantine. Inzwischen sind bei Galeria nicht nur die Rolltreppen in der Zentrale marode.
Weniger Mitarbeiter für die Zentrale
Galeria steht wieder eine Veränderung bevor: Ein Konsortium um die US-Investoren Richard Baker und Bernd Beetz soll offenbar den Zuschlag für die insolvente Warenhauskette erhalten. Für den Kauf soll nach WDR-Informationen mit entscheidend gewesen sein, dass die Zentrale in eine günstigere, kleinere Immobilie wechselt.
Wann das passiert, ist noch unklar. Von den aktuell 900 Mitarbeitern in der Zentrale sollen nach WDR-Informationen nur noch rund die Hälfte mit umziehen.
Betriebsrätin hofft auf Vorteile
Galeria-Gesamtbetriebsrätin Andrea Grisail arbeitet seit 30 Jahren bei Karstadt im Rhein Ruhr Zentrum Mülheim. Die Nachricht vom Aus der Hauptverwaltung an der A 52 löst bei ihr Zweierlei aus: "Ich hoffe, dass möglichst viele der qualifizierten Kollegen in der Zentrale uns erhalten bleiben." Und: "Weg vom Standort auf der grünen Wiese hin zum Geschäft kann nur Vorteile bringen."
Neue Verwaltung in Filial-Nähe
Grisail hat von uns als WDR erfahren, dass die Insolvenzverwaltung für den Umzug eins zur Bedingung gemacht hat: Die neue Zentrale muss sich direkt an eine Filiale andocken. Das soll laut Kundennähe symbolisieren. Düsseldorf oder der Limbecker Platz sind im Gespräch. Grisail: "Wenn die Zentrale die Auswirkung ihrer Planung sofort mitbekommt, weil sie im selben Haus arbeitet – wunderbar."
Stadt Essen will Galeria-Zentrale halten
Unterdessen gibt die Stadt Essen den Kampf um den Standort der Galeria-Zentrale noch nicht auf. "Wir haben der Insolvenzverwaltung acht Immobilien angeboten", sagt Ariane Bauer von der Essener Wirtschaftsförderung. Der größere Teil davon liegt in direkter Nähe zur Filiale am Limbecker Platz. Damit sei die elementare Anforderung erfüllt.
Karstadt-Verwaltung steht unter Denkmalschutz
Die einstige Vorzeige-Immobilie in Essen-Bredeney wird inzwischen auch vom Polizeipräsidium Essen mit genutzt. Zieht die Galeria-Zentrale aus, dürfte es angesichts des Sanierungs-Staus nicht leicht sein, einen neuen Mieter zu finden. "Im Sommer ist es zu heiß, im Winter zu kalt", heißt es aus der Galeria-Insolvenzverwaltung.
Eins freut Anwohnerin Regine Schulte: Die Zentrale steht unter Denkmalschutz und kann nicht abgerissen werden.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- WDR-Informationen
- Galeria-Insolvenzverwaltung
- Galeria-Gesamtbetriebsrätin Andrea Grisail
- Anwohnerin Regine Schulte