Seit Jahren müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Galeria Karstadt Kaufhof immer wieder um ihren Job fürchten. In dem Kaufhaus in Bonn herrscht trotz erneuter Schieflage Im Moment vorsichtiger Optimismus: Die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen ist groß.
"Ich gucke nicht mehr auf die Uhr , wann ich ins Büro gekommen bin und wann ich abends nach Hause gehe", erzählt Peter Zysik. Für ihn ist jeder Arbeitstag derzeit eine Überraschungstüte. Er rauscht von einem Gespräch ins nächste, hört zu, verhandelt, diskutiert.
Zysik vetritt die rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen bei Galeria Karstadt Kaufhof in Bonn. Zudem ist er stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender und sitzt im Aufsichtsrat. Das Auf und Ab des Konzerns erlebt er seit Jahren hautnah mit. "Das ist eine psychische Belastung", räumt er ein.
Der Stolz auf die Filiale trägt durch die Krisen
Der 59-Jährige wirkt dennoch gefasst. Er nimmt sich Zeit für unser Gespräch in seinem Büro in der Bonner Filiale. Ein großes Transparent an der Wand wirbt für den Betriebsrat mit den Worten: "Jederzeit ein Ansprechpartner". "Das hängt hier schon seit den 70ern", erzählt Zysik. Dabei huscht ein leises, stolzes Lächeln über sein sonst eher ernstes Gesicht.
Es sind dieser Stolz und die hohe die Identifikation mit dem Haus, die die Belegschaft in Bonn durch die Krisenjahre tragen. Zum dritten Mal innerhalb von nicht mal vier Jahren hat Galeria Karstadt Kaufhof Anfang Januar Insolvenz angemeldet. Doch aufgegeben hat in Bonn bisher kaum jemand, sagt Zysik:
Optimistisch: Galeria in Bonn funktioniert
Peter Zysik selbst ist ein Galeria-Urgewächs. Vor 42 Jahren hat er im Kaufhof in Neuwied seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann gemacht. Anfang der 90er wechselte er nach Bonn.
Die Bonner Filiale soll erstmal geöffnet bleiben. Und von mehreren Seiten ist Optimismus zu vernehmen hinsichtlich der Zukunft des Hauses: Das Geschäft laufe sehr gut, mit treuen Kundinnen und Kunden, einer guten Führung und nachhaltigen, kreativen Konzepten. Dazu eine Toplage, mitten in der Innenstadt.
Schieflage nur wegen Signa-Insolvenz
Schuld an der aktuellen Lage ist laut Zysik die Insolvenz des Gesellschafters Signa, zu dem auch die Bonner Kaufhof-Filiale gehört. "Man könnte fast schon ein bisschen despektierlich sagen: Wir sind unschuldig in Not geraten. Wir spüren hier alle, dass das Warenhaus lebt."
Deswegen kämpft er, für seine Galeria. Er muss nun zum nächsten Termin nach Köln, danach geht es zurück nach Bonn, dort Telefonkonferenzen, Gespräche und offene Ohren für Kolleginnen und Kollegen. Die letzten Telefonate dann über die Freisprechanlage im Auto auf der Heimfahrt, die er vielleicht gegen 19 Uhr antreten wird.
"Wenn ich dann zuhause bin, freue ich mich auf ein kleines Essen mit meiner Frau und ein Glas Kölsch. Und dann geht es morgen weiter." Mit einer Informationsrunde für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um halb 10. An einem Samstag.