NWL entscheidet über Übernahme der Eurobahn

Stand: 30.01.2025, 06:00 Uhr

Die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Nahverkehr Westfalen-Lippe entscheidet heute, ob der NWL die Eurobahn für die symbolische Summe von einem Euro übernimmt. So sollen der Nahverkehr in Westfalen und das Unternehmen gesichert werden.

Von Lars Faulenbach

Wenn irgendwo in Westfalen ein Nahverkehrszug hält, dann ist die Chance groß, dass es sich um einen Zug der Eurobahn handelt. Das private Bahnunternehmen betreibt rund ein Drittel der Strecken in Westfalen. Die Züge mit dem blauen Logo rollen vor allem durch Ostwestfalen-Lippe und das Münsterland, fahren aber auch durch das Ruhrgebiet, bis ins Rheinland, nach Niedersachsen und in die Niederlande.

Zugausfälle häufen sich

Zuletzt tun sie das allerdings immer häufiger nicht mehr. Vor allem aufgrund von Personalproblemen fallen immer wieder Fahrten aus. Zum Leidwesen der Eurobahnkunden, wie Markus Rieger: "Das merke ich jedes Mal, wenn ich aus Ostwestfalen ins Ruhrgebiet fahre und mit der Eurobahn fahren muss, dass leider die Verlässlichkeit nicht gegeben ist, da häufig Züge ausfallen."

Immer wieder gab es zuletzt Einschränkungen bei der eurobahn | Bildquelle: WDR / Rüdiger Wölk

Das Problem der fehlenden Lokführer kennen alle Unternehmen, die im Schienenpersonennahverkehr aktiv sind. Bei der Eurobahn ist es aber noch ausgeprägter als bei anderen Bahnunternehmen. Hintergrund sind die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in denen die Eurobahn seit einigen Jahren steckt.

Eurobahn hat seit 2022 keinen Eigentümer mehr

Die finanzielle Schieflage der Eurobahn resultiert aus steigenden Energiekosten und dem anhaltenden Fachkräftemangel, insbesondere bei Triebfahrzeugführern. Das führt zu Zugausfällen, die Fahrpläne mussten mehrfach reduziert werden, das wiederum hat Vertragsstrafen zur Folge. Wegen dieser Kostenspirale hat sich Ende 2021 die französische Muttergesellschaft Keolis zurückgezogen, bislang wurde kein neuer Investor gefunden.

Wegen dieser Unsicherheiten ist die Eurobahn als Arbeitgeber aktuell wenig attraktiv, verliert eher Personal, als welches zu gewinnen, weiß Betriebsrat Udo Zambo: "Der ein oder andere sieht sich um, ich habe gestern mit einem Kollegen gesprochen, der verlässt uns im Mai. Man versucht neuen Nachwuchs zu bekommen, aber leider ist die Erfolgsquote nicht so hoch, wie man sich das wünscht."

NWL will Eurobahn wieder attraktiver machen

Warten auf die Eurobahn - manchmal auch länger | Bildquelle: Nahverkehr Westfalen-Lippe / Smilla Dankert

Hier setzt die Idee des NWL an, die Eurobahn für einen symbolischen Euro zu übernehmen. Die Hoffnung ist, das Unternehmen durch die temporäre Übernahme der Eurobahn-Anteile in ruhigere Fahrwasser zu lenken und als Arbeitgeber wieder attraktiver zu machen. Außerdem könnte der NWL die bestehenden Verkehrsverträge anpassen und neu ausschreiben, um den Betrieb bis 2032 zu sichern.

Dieses Vorgehen soll die Eurobahn für zukünftige Investoren attraktiver machen und gleichzeitig finanzielle Risiken für die öffentlichen Haushalte minimieren. Denn eine Interimsvergabe der Strecken an andere Unternehmen, dürfte den NWL deutlich teurer zu stehen kommen, ist die Befürchtung.

NWL entscheidet über Übernahme der Eurobahn WDR Studios NRW 30.01.2025 00:45 Min. Verfügbar bis 30.01.2027 WDR Online

Städte und Kreise fühlen sich erpresst

Alle Städte und Kreise im Verbandsgebiet des NWL, die ihre Entscheidung bekannt gegeben haben, haben der Übernahme zugestimmt. So auch der Kreis Unna. Landrat Mario Löhr geht diesen Weg nur mit großen Bauchschmerzen, weil er 2027 einen Millionenverlust befürchtet. Die Entscheidung sei dennoch alternativlos: "Die Abwägung war, jetzt eine Entscheidung pro Eurobahn zu treffen, dass nicht die Kunden die Benachteiligten sind und dass die Bahn weiter läuft."

Hilfe für die klammen Städte und Kreise erwartet Löhr jetzt vom Bund und vor allem vom Land NRW: "Man hätte hier vom Land eine Patronatserklärung haben müssen, die für dieses Risiko dann auch eintritt. Weil das Land die Haushaltssituation der Kommunen und Kreise kennt." Bislang gibt es aber keine Signale vom Land, dass es dazu bereit ist.

Quellen:

  • Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe
  • Interview Mario Löhr
  • Fahrgastverband ProBahn
  • Reporter

Über dieses Thema berichten wir am 30.01. auch in der Lokalzeit aus Dortmund im WDR Fernsehen.