Die drei Rettungssanitäter waren zusammen unterwegs und kamen gerade von einem anderen Einsatz. Die 22-jährige Auszubildende und ihre 29- und 32-jährigen Feuerwehrkollegen wurden nach ihrer Aussage unter dem Alarmstichwort "Suizid" zu einer Jugendeinrichtung in der Dortmunder Nordstadt gerufen. Hier saß nach bisherigen Erkenntnissen der damals 16-jährige Mouhamed Dramé in suizidaler Absicht mit einem Messer in einer Nische zwischen einer Kirchenwand und einem Zaun.
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Sanitäter warteten abseits des Einsatzes
In einiger Entfernung zum tatsächlichen Einsatzgeschehen wurde die Rettungswagenbesatzung von der Polizei angehalten und durch Gesten zu verstehen gegeben, zu warten. In der Zeit bereiteten sie sich auf einen möglichen Einsatz vor, schilderten die Zeugen vor Gericht. Dann hätten sie schnell aufeinander folgende Schüsse gehört und seien von den entfernt stehenden Polizisten herbeigerufen worden.
Der Lokalzeit-Podcast "Mouhamed Dramé – Wenn die Polizei tötet"
Am Einsatzort habe Mouhamed Dramé bereits auf dem Bauch gelegen, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Der 29-jährige Sanitäter habe dann einen groben Check des Körpers von Dramé vorgenommen. Vier Schussverletzungen habe er dabei entdeckt. Eine davon im Gesicht - ein Durchschuss der Wange.
Trotz Schussverletzungen: Dramé sei "stabil" gewesen
Zusammen mit zwei Polizisten habe man Dramé dann auf eine Trage und in den Rettungswagen befördert. Immer wieder habe Dramé sich dabei gewehrt und versucht, sich aufzurichten, schilderten die Sanitäter. Entsprechend schwierig sei es gewesen, ihm im Rettungswagen die nötigen Zugänge zu legen. Einer der Rettungssanitäter gab an, dass Dramé gerötete Augen gehabt hätte, wohl in Folge des Pfeffersprayeinsatzes gegen ihn.
Den Zustand Dramés beschrieb der 32-Jährige Rettungssanitäter: "Der war stabil." Der Patient habe zudem selbstständig geatmet. Lediglich der Blutdruck sei nicht festzustellen gewesen. Dementsprechend überrascht sei der Sanitäter dann gewesen, als nach relativ kurzer Zeit im Krankenhaus der Tod des 16-Jährigen festgestellt wurde
Angeklagte wollen sich am nächsten Verhandlungstag äußern
Beim nächsten Verhandlungstermin am Landgericht Dortmund wollen sich mehrere der angeklagten Polizistinnen und Polizisten äußern. Unter anderem der Schütze, der wegen Totschlags angeklagt ist und der Dienstgruppenleiter, der den Einsatz leitete. Bis zu einem Urteil gilt die Unschuldsvermutung.
Alle Angeklagten hatten im bisherigen Verlauf des Prozesses geschwiegen, mehrere Anwälte hatten aber bereits zu Beginn angekündigt, dass ihre Mandaten sich grundsätzlich zur Sache äußern wollen.
Unsere Quellen:
- Reporter im Gerichtssaal
- Zeugenaussagen vor Gericht
- Verteidiger der Angeklagten
Über dieses Thema haben wir am 03.04.2024 auch im Radio berichtet auf WDR 2.