Zwischen zwei Terminen lässt sich das Stadtoberhaupt zu einem gemeinsamen Foto überreden. Offenbar weiß Thomas Westphal (SPD) zu dem Zeitpunkt nicht, wer der Mann ist, der unbedingt das Foto will: Steven Feldmann, bekennender Neonazi, bei den meisten Veranstaltungen der rechten Szene in der ersten Reihe. Er ist vorbestraft, saß schon im Gefängnis - und es läuft noch ein Verfahren gegen ihn.
Stadtbekannter Neonazi
Auf Telegram nutzen die Rechtsextremen das Foto direkt für ihre politische Botschaft. Sie nennen den Neonazi Feldmann "einen der bekanntesten Einwohner der Stadt Dortmund - beliebt, charismatisch, bürgernah". Den Oberbürgermeister benutzen sie für ihren Polit-Gag.
Die Stadt Dortmund wehrt sich Stunden später mit einer Pressemitteilung: "Er wird täglich von vielen Menschen angesprochen. Bürgernähe ist ihm sehr wichtig, häufig kommt man dabei ins Gespräch. [...] Bürgernähe möchte sich OB Westphal niemals nehmen lassen, auch wenn manche es sich für sich ausnutzen".
War Neonazi bei Angriff beteiligt?
Brisant: Neonazi Feldmann soll vor einigen Tagen auch an einem Angriff auf einen Trans-Mann in der Innenstadt beteiligt gewesen sein, erzählt Moritz, ein Freund des Opfers dem WDR: "Eine Gruppe von Nazis sind ihn angegangen, haben ihn beleidigt als Transe und dann gab es einen Schlag auf den Hinterkopf". Durch seine Tattoos sei Feldmann aber gut zu erkennen gewesen, sagt der Freund.
Die Polizei nennt den Namen Feldmann in Zusammenhang mit dieser Straftat nicht. Zeugenaussagen würden den mutmaßlichen Haupttäter mit Rechtsextremismus in Verbindung bringen, sagt eine Pressesprecherin der Polizei. Momentan prüfe man, ob es ein verwertbares Video von dem Angriff gibt.
Extremismusexperte: Sowas spiele Rechten in die Karten
Aber selbst wenn Feldmann keine Beteiligung an diesem Angriff nachgewiesen werden kann - hätte der Oberbürgermeister ihn erkennen müssen? Nicht unbedingt, sagt Extremismusexperte Dierk Borstel von der Fachhochschule Dortmund.
Das Problem sei, dass die Stadt den Vorfall sofort offensiv und groß gerechtfertigt habe. Das spiele den Rechten in die Karten: "Genau so arbeitet die rechtsextreme Szene seit Jahren. Sie versucht zu provozieren, sie versucht, Anlässe zu schaffen. Medien berichten darüber. Im Endeffekt haben sie eine Minute Spaß gehabt und freuen sich über das, was wir hier gerade machen".
Über dieses Thema berichten wir am 02. Juni 2023 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Dortmund, 19:30 Uhr.