Für viele war der FC Schalke 04 kaum noch zu retten. Die Leistung mau, der Trainer glücklos - die Zukunft des einstigen Champions-League-Teilnehmers schien düster. Doch dann passierte etwas überraschendes: Chefcoach Kees van Wonderen drehte an ein paar Stellschrauben und die Schalker blühten regelrecht auf.
In den vergangenen sechs Spielen kassierte Königsblau nur eine Niederlage. Insbesondere beim 4:2-Erfolg gegen den damaligen Tabellenführer SC Paderborn überzeugte die Mannschaft. Aber auch die Partie gegen die viertplatzierte Fortuna aus Düsseldorf dominierte Schalke klar, am Ende wäre sogar mehr als das 1:1 drin gewesen. "Die Mannschaft spürt mehr und mehr, dass wir auf einem guten Weg sind", sagte van Wonderen.
Die Spitzen-Teams liegen den Gelsenkirchenern gerade ganz offenbar. Da kommt das Duell am Freitag mit dem aktuellen Liga-Primus vielleicht gerade recht. Bei der SV Elversberg will Schalke seinen guten Lauf fortsetzen und sich nach Möglichkeit weiter von den Abstiegsrängen absetzen.
Neue Sprache, neues System
Doch was sind die Gründe für den plötzlichen Schalker Aufschwung? Da wäre zum einen ein ganz pragmatischer: Statt auf Deutsch hält der Trainer seine Ansprachen auf dem Platz und in der Kabine seit einiger Zeit auf Englisch. Das führte ganz offensichtlich dazu, dass ihn seine Spieler nun deutlich besser verstehen.
Gleichzeitig stellte der Coach, der die Königsblauen im Oktober übernommen und erst in seinem fünften Pflichtspiel den ersten Sieg verbucht hatte, aber auch sein System um. Er lässt nun viel offensiver spielen, als noch zu Beginn seiner Amtszeit. Das macht sich dadurch bemerkbar, dass die Schalker ihre Gegner viel höher pressen und sich deutlich mehr Torchancen erspielen.
So hat auch der hoch gehandelte Paul Seguin endlich seine Position in der Zentrale gefunden. Über ihn läuft derzeit so gut wie alles, auch weil sich der Mittelfeldspieler bei Ballbesitz meist tief in die Abwehr fallen lässt und das Spiel von hinten heraus aufbaut. So ist Seguin aus der Startelf nicht mehr wegzudenken, zumal er auch für die mittlerweile deutlich gefährlicheren Standards der Schalker verantwortlich ist.
Schalker Aufwärtstrend "noch fragil"
In der aktuellen Form können die Knappen spielerisch durchaus mit den Top-Teams der 2. Bundesliga mithalten. Das sollen nun auch die Elversberger zu spüren bekommen, die anderthalb Jahre nach dem Aufstieg plötzlich auf Platz eins stehen. Verzichten muss van Wonderen am Freitag allerdings auf Mittelfeldspieler Amin Younes, der nach einem "kleinen Eingriff im Knie" vorerst ausfällt. Auch Tobias Mohr, der seit Mitte November fehlt, sei erst "im neuen Jahr wieder da", erklärte der Coach.
Und 2025 will Schalke dann weiter angreifen. "Wir haben einen Kader, der stark genug ist, um einige Plätze zu klettern", gab sich der Niederländer durchaus selbstbewusst. Allerdings musste er auch einräumen, dass der Erfolg aktuell "noch fragil" sei. "Es gibt etwas Sonne, aber es ist noch kein Sommer", sagte er angesichts von weiterhin nur vier Punkten Vorsprung auf Rang 16.
Generell hält van Wonderen aber nicht viel davon zu weit in die Zukunft zu blicken. Seine Antwort auf die Frage, was Schalke in dieser Saison noch erreichen kann: "Erstmal Elversberg, dann schauen wir weiter."