Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Drucker in Lünen vorgestellt

Stand: 23.10.2023, 15:53 Uhr

Schicht für Schicht entsteht in Lünen das erste öffentlich geförderte Mehrfamilienhaus im 3D-Druck. Für Bauministerin Ina Scharrenbach ist das eine Revolution im Hausbau.

Von Sebastian Tischkov

Die Baubranche in NRW hat es schwer: Neubauprojekte werden immer teurer, die Zinsen steigen und bezahlbare Grundstücke sind ebenfalls Mangelware. Neue Hoffnung soll jetzt ein Prestigeprojekt in Lünen bringen: Neubauten aus dem 3D-Drucker, die besonders schnell und einfach gebaut werden können.

"Das ist noch eine junge Technologie. Dieses Haus ist jetzt noch individuell geplant, aber in Zukunft wird es gewisse Standards geben. Das wird effizient sein und es auch einfacher machen, ein Haus umzusetzen", erklärt Jan Graumann von der Baufirma Peri stolz. Sie bauen hier zusammen mit der Lüner Wohnungsbaugesellschaft, die alle sechs Wohnungen in Zukunft vermieten.

Düse ermöglicht auch rund gebaute Wände

Schicht für Schicht: Meterlange Bahnen von Beton bilden die Hauswände | Bildquelle: WDR/Sebastian Tischkov

Das Prinzip ist einfach und erinnert ans Backen von Spritzgebäck: Aus einer riesigen Düse wird ein Betongemisch gespritzt, genau an die Stellen, die mit dem Computer festgelegt werden. Schicht für Schicht aufeinander, etwa wie ganz lange Beton-Würste, bis die gewünschte Höhe erreicht ist. Diese Düse kann so programmiert werden, dass sie auch rund "fährt", und damit kann man erstmals eine abgerundete Wand bauen. 25 Zentimeter schafft der 3D-Drucker so pro Sekunde.

Das Lüner Haus ist nicht das erste, das auf diese Bauweise entsteht. Im ostwestfälischen Beckum steht schon seit zwei Jahren das bundesweit allererste 3D-gedruckte Haus. In Lünen sollen dann gleich sechs Mietparteien in die öffentlich geförderten Wohnungen einziehen können – für den Mietpreis von sechs Euro pro Quadratmeter. Einen Euro günstiger als die Lüner Durchschnittsmiete.

Förderung der Landesregierung

Bezahlbare Mieten sind aber nur möglich, weil die NRW-Landesregierung das Projekt ordentlich fördert. Von den 1,9 Millionen Euro Baukosten bezuschusst das Land gut 1,7 Millionen. So kann das Projekt zumindest in der Kostenfrage konkurrenzfähig sein. "Wenn wir die konventionelle Bauweise und die gedruckte gegenüber stellen, ist da noch eine Differenz von circa 15 bis 20 Prozent", erklärt Architekt Lothar Steinhoff.

Preistreiber für 3D-gedruckte Häuser sind unter anderem langwierige Genehmigungsverfahren, weil jedes dieser Projekte eine Zustimmung im Einzelfall bräuchte. Die gutachterliche Bewertung werde dadurch viel kostenintensiver, erklärt der Architekt des Hauses.

Einzug in gut einem Jahr

Auch Bauministerin Ina Scharrenbach schaut sich den Hausdruck an | Bildquelle: WDR/Sebastian Tischkov

Für NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) ist das Bauen mit dem 3D-Drucker die Zukunft: "Jeder ruft nach CO2-ärmerem Zement, jeder ruft nach Kreislaufwirtschaft, jeder ruft nach bezahlbaren Projekten. Und in diesem Projekt kommt all das zusammen". Viel schneller als ein konventioneller Bau sind die 3D-Häuser übrigens nicht fertiggestellt: Erst im Oktober 2024 sollen die ersten Mieter einziehen können.

Über dieses Thema berichteten wir am 23.10.2023 auch im WDR-Hörfunk: WDR 5 Das Wirtschaftsmagazin, 13:30 Uhr.