Bombensuche unter der B1 in Dortmund per Stollen

Stand: 10.09.2024, 15:27 Uhr

Neben der B1 in Dortmund entsteht gerade ein Stollen wie im Bergbau. Dort wird nach einer Bombe unter der Verkehrsader gesucht.

Von Christof Voigt

Martin Wojkowski und Patrick Matyszewski sind Spezialfacharbeiter einer Leverkusener Baufirma. Und sie bringen altes Bergbau-Knowhow temporär zurück ins Ruhrgebiet. Nicht um hier nach Kohle zu graben, sondern weil unter dem Gehweg direkt an der B1 ein Bombe liegen könnte. Und diesem Blindgänger "Verdachtsfall" können sich die beiden nur von der Seite nähern. Dafür müssen sie jetzt einen Stollen in sechs Meter Tiefe graben.

Noch zwei Meter von der möglichen Bombe unter B1 entfernt

Stück für Stück arbeiten sich Martin Wojkowski und sein Kollege vor | Bildquelle: WDR / Christof Voigt

Mit Spitzhacke und Akku-Meißel ackern die beiden sich Zentimeter um Zentimeter durch den festen Mutterboden nach vorne. Inzwischen sind sie etwa zwei Meter von der möglichen Bombe unter der B1 entfernt, schätzt Martin Wojkowski.

Der 41-jährige hat vor 20 Jahren von ehemaligen Bergleuten gelernt, wie so ein Stollen gegraben werden muss: "Wichtig ist, dass der Stollen immer eine Ei-Form hat, wegen der Statik. Und dann sichern wir die Wände mit Eisendrähten und Spritzbeton ab."

Jeder "Verdachtspunkt" auf Bombenblindgänger muss geprüft werden

Der Verdachtspunkt neben der B1 ist mit Bauzäunen abgesperrt | Bildquelle: WDR / Christof Voigt

Volker Scheipers, Bezirksleiter beim Dortmunder Tiefbauamt, hat den ungewöhnlichen Stollen geplant. Normalerweise lässt er "von oben" graben, wenn die Stadt einen Verdachtspunkt auf einen Bombenblindgänger aus dem zweiten Weltkrieg überprüfen muss. "Aber hier verlaufen direkt über dem Punkt etliche Leitungen. Das sind zum Teil richtig dicke Stromkabelpakete." Und die für eine Blindgänger-Suche umzulegen, sei sehr aufwendig und teurer als der Stollenbau, so Scheipers.

Sondierungsgerät auf den letzten Metern

Damit die beiden Spezialfacharbeiter und Teilzeitbergmänner unten im Stollen nicht aus Versehen mit der Spitzhacke in einem möglichen Blindgänger landen, kommt auf dem letzten Meter ein spezielles Sondierungsgerät zum Einsatz, um die Lage des "Verdachtsfalles" genau bestimmen zu können.

Gefährliches und teures Erbe aus dem zweiten Weltkrieg

Sechs Meter tief liegt der Eingang zum Stollen | Bildquelle: WDR / Christof Voigt

"Gegen Ende der Woche wissen wir, was es ist", glaubt Martin Wojkowski. Dann sei der Stollen bis zum Verdachtspunkt vorgetrieben. Mulmig sei ihm bei der Arbeit nicht. Er lacht: "Wir wissen, was wir tun und am Ende graben wir sehr vorsichtig."

Sollte es sich um einen Bombenblindgänger handeln, wird rund um die Fundstelle evakuiert. In den Jahren 2021 und 2022 musste in der Stadt Dortmund fast wöchentlich eine Bombe entschärft werden, insgesamt 100 Mal. Landesweit mussten die Experten der Kampfmittelbeseitigungsdienste im vergangenen Jahr 1.133 Bomben unschädlich machen.

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Stadt Dortmund
  • Innenministerium NRW

Bombensuche unter der B1 in Dortmund per Stollen WDR Studios NRW 10.09.2024 00:37 Min. Verfügbar bis 10.09.2026 WDR Online