Aggressive Bettler in Kleve Lokalzeit aus Duisburg 29.07.2024 02:30 Min. Verfügbar bis 29.07.2026 WDR Von Frank Wolters

Aggressive Bettler in Kleve

Stand: 29.07.2024, 18:44 Uhr

Nicht immer sind Bettler in Not. Um wirklich zu helfen, sollten Lebensmittel statt Geld gespendet werden.

Von Frank Wolters

"Haste mal nen Euro?" oder ein zerbeulter Papp-Kaffee-Becher. Zwei Methoden zu betteln, die wohl jeder kennt. Meistens ist das auch gar kein Problem, die Bettler merken schnell, ob jemand etwas geben will oder nicht. Und sind dann auch schnell wieder weg.

Probleme mit aggressivem Betteln

So kannten das Kunden und Händler auch in Kleve rund um das EOC. Eine ehemalige Schuhfabrik, auf deren Gelände ein modernes Einkaufszentrum entstanden ist. Gut 1.000 Parkplätze in der Mitte, rundherum 20 Geschäfte. Offenbar ein lohnendes Ziel für "Profi-Bettler". So nennt sie Axel Schroff, der Edeka-Chef hier.

Profis statt wirklich Hilfesuchende

"Die werden hier an manchen Tagen mit dem Bus her gebracht", so Schroff. "Und dann gehen die teilweise hinter den Leuten her bis zu den Autos und sind dann auch noch wütend und aggressiv, wenn sie nichts kriegen."

Eine andere Variante ist der Verkauf von Obdachlosen-Zeitschriften. Die kennt der Lebensmittelhändler noch aus seiner Zeit in Düsseldorf. "Da ging die Hälfte von den Einnahmen direkt an die Obdachlosen. Heute ist das ein Geschäft", schimpft er.

Behörden machtlos

Die Caritas versucht den Bettlern bei der Wohnungssuche zu helfen | Bildquelle: WDR/Frank Wolters

Eine echte Lösung gibt es nicht. Die Einzelhändler und der Vermieter der Immobilien können die Bettler zwar wegschicken, mehr aber auch nicht. Kaum verwunderlich, dass sie meist kurze Zeit später wieder da sind.

Und solange nichts Gravierendes passiert – oder Kunden die Bettler anzeigen – können weder das städtische Ordnungsamt noch die Polizei etwas ausrichten. Denn Parkplatz und Läden sind Privatgelände.

Hilfe von der Caritas

Die beiden Sozialarbeiterinnen Kathrin Scharfschwert auf der linken Seite und Marie Laakmann auf der rechten Seite bieten Hilfe an | Bildquelle: WDR/Frank Wolters

Erstaunlich: Immer wenn die Sozialarbeiterinnen von der Caritas mit ihrem blauen Mini-Bus auf den Platz kommen, verschwinden die aggressiven Bettler. Denn Marie Laakmann und Kathrin Scharfschwert bieten echte Hilfe für echte Bedürftige.

Unterstützt vom NRW-Landesförderprogramm "Endlich ein Zuhause" verteilen sie Hygieneartikel, helfen bei Behördengängen und versuchen, Wohnungen zu vermitteln. "Wir sind die einzige Hilfe im nördlichen Kreis Kleve, die zu den Leuten fährt, da wünschen wir uns wirklich mehr. Nötig wäre es. Aber das Förderprogramm läuft Anfang 2025 aus", bedauert Laakmann.

Manche wollen lieber betteln

Und dann berichtet der Edeka-Chef noch von einem jungen Mann, der offenbar als Profibettler ganz gut zurechtkommt. "Ich hatte ihn eingestellt, das sah auch alles ganz gut aus. Aber nach drei Monaten war Schluss", so Schroff.

Als Grund gab der junge Mann an, mit der aggressiven Bettelei gut 2.000 Euro und mehr im Monat zusammen zu bekommen. Unter anderem deshalb appellieren die Händler und die Sozialarbeiterinnen gemeinsam: "Wer gerne etwas geben möchte, sollte Lebensmittel spenden."

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Sozialarbeiterinnen von der Caritas
  • Edeka-Chef