Apothekerskandal: Laumann will Entschädigungen prüfen

Stand: 21.09.2022, 18:03 Uhr

Viele Opfer des Skandal-Apothekers aus Bottrop haben immer noch keine Entschädigung bekommen. Deswegen haben sie heute vor dem Ministerium demonstriert. Gesundheitsminister Laumann will ihre Forderungen jetzt überdenken.

Etwa 20 Betroffene des Bottroper-Apothekerskandals sind nach Düsseldorf gekommen. Sie protestierten vor und im Gesundheitsministerium, sie hatten Plakate dabei auf denen zum Beispiel stand: "Opfer zweiter Klasse" oder "Herr Laumann, reden Sie mit uns". Vor dem Ministerium rollten die Demonstrierenden eine rund zehn Meter lange Liste mit den Namen der Betroffenen aus.

Demonstranten werfen Laumann Wortbruch vor

Die Demonstranten sind unzufrieden mit den Plänen der Landesregierung zur Entschädigung und werfen Gesundheitsminister Laumann Wortbruch vor. Laumann habe versprochen, dass alle Opfer eine finanzielle Entschädigung bekommen. Jetzt soll nur ein Teil von ihnen entschädigt werden.

Der Gesundheitsminister zeigte sich nach einer Diskussion mit den Demonstranten nachdenklich: Man werde die Kriterien für die Entschädigungszahlungen noch einmal überdenken - er bat um Bedenkzeit und sagte: "Geben sie uns mal vier Wochen."

Ministerium: Nicht jeder hat Anspruch

Mehr als 3.500 Patientinnen und Patienten haben gepanschte Krebs-Medikamente vom mittlerweile verurteilten Apotheker bekommen. Aktuell hätten laut Ministerium nur 2.000 Anspruch auf eine Entschädigung.

Die Opfer dagegen sagen: Das habe Minister Laumann letztes Jahr anders versprochen. Das Gesundheitsministerium hatte für jede geschädigte Person 5.000 Euro in Aussicht gestellt. Der Landtag bewilligte insgesamt zehn Millionen Euro.

Bedingung ist allerdings, dass ihr Medikament im Urteil des Landgerichts benannt wird. Dort stehen viele Wirkstoffe aber nicht drin. Es geht meist um vergleichsweise preiswerte Krebs-Medizin, die für eine Urteilsfindung nicht berücksichtigt wurden.

Die Zahl der Geschädigten sei vom Essener Landgericht aus rein prozessökonomischen Gründen verringert worden, um zu einem Urteil zu kommen - sagte Demonstrantin Isabel Egidy. Die Entscheidung tauge nicht für eine gerechte Entschädigung. Laumann entgegnete darauf: "Wir brauchen bei der Auszahlung staatlicher Leistungen aber eine Rechtsgrundlage. Wir orientieren uns an dem Urteil, weil wir nichts anderes haben."

Apotheker inzwischen in Haft

Vor sechs Jahren erschütterte der Apotheker-Skandal aus Bottrop ganz Deutschland. Ein Apotheker hatte jahrelang Krebsmedikamente gestreckt und wurde zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Im vergangenen Monat hatte er versucht, seine Zulassung zurückzubekommen. Die Richter am Verwaltungsgericht in Gelsenkirchen lehnten das ab.

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