Gegen 19 Uhr startete die Kundgebung auf dem Freiherr-vom-Stein-Platz - genau gegenüber der Wache Nord. Hier waren die Beamten stationiert, die an dem tödlichen Einsatz gegen Mouhamed Dramé beteiligt waren. Und genau zur Wache zeigten auch die Banner der Kundgebung. "Stoppt Polizeigewalt" und "Es gibt 1.000 Mouhameds - Sie verdienen Gerechtigkeit" war darauf zu lesen.
Auch eine Forderung der Demonstrierenden richtet sich klar an die Wache Nord. Diese solle aufgelöst werden, weil sie immer wieder für Negativschlagzeilen gesorgt hatte und für die Aktivisten zu einem Symbol für Polizeigewalt geworden ist.
"Anklage ein Schritt Richtung Gerechtigkeit"
Für viele Demonstrierende ist die Anklage gegen fünf Polizistinnen und Polizisten im Fall von Mouhamed Dramé ein Erfolg. Viele sind seit den tödlichen Schüssen auf den 16-Jährigen immer wieder auf die Straße gegangen. Auch William Dountio, der immer wieder Demonstrationen organisiert hat und im "Solidaritätskreis Mouhamed" aktiv ist. "Die Anklage ist ein erster positiver Schritt Richtung Gerechtigkeit", berichtet er.
Der Solidaritätskreis werde den kommenden Prozess begleiten, kündigt Dountio an. Dabei gehe es aber nicht darum, dass die Polizisten möglichst lange Strafen bekommen, sondern dass die Familie von Mouhamed Dramé Antworten darauf bekommt, warum der 16-Jährige sterben musste.
Dountio und auch die anderen Demonstranten wissen aber auch, dass ein Gerichtsprozess den Fall nur strafrechtlich aufarbeiten kann. Sie fordern aber auch eine politische Aufarbeitung. Zum Beispiel eine Entwicklung von neuen Einsatzkonzepten für den Umgang mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen.
Demonstrierende fordern Rücktritt von Innenminister Reul
Auch der Rücktritt von Innenminister Herbert Reul (CDU) wurde auf der Kundgebung gefordert, weil er nach den tödlichen Schüssen gesagt hatte, Mouhamed Dramé hätte die Polizeikräfte im Einsatz angegriffen. Diese Aussage konnte durch die Ermittlungen nicht bestätigt werden.