Die "BILD"-Zeitung hatte im Mai 2021 online geschrieben, dass der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki von Missbrauchsvorwürfen gegen Priester D. gewusst habe. Und trotzdem habe er den Mann 2017 befördert. Zum stellvertretenden Stadtdechanten von Düsseldorf, einer Art Regionalchef im Bistum.
Warnschreiben der Polizei
Priester D. wird vorgeworfen, sexuellen Kontakt mit einem jugendlichen Prostituierten gehabt zu haben. In seiner Personalakte befindet sich ein Warnschreiben der Polizei. Der Priester solle besser nicht mehr an Orten eingesetzt werden, wo er Kontakt zu Kindern und Jugendlichen aufbauen könne.
Das Gericht hat zwei Zeugen geladen, die nun Auskunft darüber geben sollen, ob der Kardinal von den Vorwürfen und der Polizei-Warnung wusste. Eine der Zeuginnen ist die ehemalige Sekretärin des verstorbenen Kölner Kardinals Joachim Meisner. Sie hatte im Erzbistum mit dem Fall D. zu tun, auch zu einer Zeit, als Woelki schon zuständig war.
Der Kardinal vor Gericht?
Als zweiter Zeuge sollte Oliver Vogt aussagen, der ehemalige Missbrauchsbeauftragte des Bistums. Doch er bekam die Einladung vom Gericht erst so kurzfristig, dass er nun nicht erscheinen kann, wie er dem WDR sagte. Aller Voraussicht nach soll er in einem zweiten Termin vernommen werden.
Möglich wäre auch, dass der Kölner Kardinal persönlich als Kläger vor Gericht erscheinen muss, um Auskunft zu geben. Nach Angaben des Gerichts will man aber vorher alle anderen Möglichkeiten nutzen, um zu einer Entscheidung zu kommen. Ein Urteil wird für den ersten Verhandlungstag noch nicht erwartet.
Staatsanwaltschaft ermittelt
In einem zweiten Missbrauchsfall ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Kardinal Woelki. Dabei geht es aber nicht um den Fall des früheren stellvertretenden Stadtdechanten, sondern um den ehemaligen Chef des Kinderhilfswerks "Die Sternsinger". Der prominente Priester, Winfried Pilz, ist mittlerweile verstorben.
Auch im Fall Pilz hatte Woelki in einer eidesstattlichen Versicherung erklärt, nicht vor der vierten Juniwoche 2022 von Pilz als Missbrauchstäter gewusst zu haben. Nachdem durch Zeitungsartikel und Interviews immer mehr Zweifel aufkamen, nahm die Staatsanwaltschaft Köln die Ermittlungen auf.