Wasserknappheit: Wie gut ist NRW vorbereitet?

Stand: 09.08.2022, 10:35 Uhr

Die Niederlande haben wegen der anhaltenden Trockenheit einen Wasser-Notfallplan in Kraft gesetzt. Auch in Nordrhein-Westfalen ist es heiß und trocken, es fehlt Wasser. Doch die Strategie hierzulande sieht anders aus.

Von Celina de Cuveland

Das war's, die Saison ist gelaufen. Seit Dienstag sind viele Routen mit Ausflugsschiffen auf der Weser gestrichen, weitere werden bis zum Wochenende folgen. Denn der Wasserstand des Flusses ist einfach zu niedrig. Der Füllstand der Edertalsperre, die den Fluss speist, liegt nach Angaben des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes bei weniger als einem Viertel und sinkt weiter. Das reiche nicht, um den Fluss mit so viel Wasser zu befüllen, wie es die Schifffahrt brauchen würde.

Auch der Pegelstand des Rheins in Köln ist mit 91 Zentimetern sehr niedrig. Hier fahren zwar noch Schiffe, aber sie können schon seit Wochen nicht mehr voll beladen werden. Der Fluss ist einfach nicht mehr tief genug.

Trinkwasser ist noch nicht knapp

Die Trinkwasserversorgung ist in den meisten Städten und Gemeinden hingegen noch nicht bedenklich. Ein Teil unseres Trinkwassers kommt aus Talsperren. Der Ruhrverband ist für das größte zusammenhängende Talsperrensystem Deutschlands zuständig.

Und der gibt Entwarnung: Die Talsperren seien zwar etwas weniger gefüllt als es sonst für diese Jahreszeit üblich ist. Aber mit 77 Prozent seien sie im Ruhrgebiet immer noch recht voll. Auch beim Wupperverband und dem Wasserverband Eifel-Rur ist das der Fall.

Städte geben Rat und ergreifen Maßnahmen

Grundsätzlich raten Städte und Gemeinden aber dazu, Trinkwasser als wichtige Ressource nicht unnötig zu verschwenden. In Ostwestfalen sollen die Menschen zum Beispiel ihre Pools nicht mehr mit Leitungswasser füllen und auch nicht stundenlang oder gar in den heißesten Stunden des Tages den Garten wässern.

Da ist das Problem, dass die Bürger im Sommer mehr Wasser verbrauchen als die Wasserversorger fördern können. Deshalb kann es sein, dass Wasserspeicher leer laufen und es zu Versorgungsengpässen kommt. NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) rief dazu auf, mit "Wasser genauso sparsam wie mit Energie" umzugehen.

Kein Wasser mehr aus Teichen, Flüssen und Bächen entnehmen

Die Ems bei Greven | Bildquelle: WDR/Detlef Proges

Und damit der Wasserstand in Teichen und Bächen nicht weiter absinkt, darf in einigen Städten und Gemeinden kein Wasser aus ihnen entnommen werden. Im Kreis Borken zum Beispiel dürfen Landwirte kein Wasser mehr aus Flüssen und Teichen entnehmen. Das ist ähnlich wie in den Niederlanden, da dürfen Landwirte ihre Felder jetzt nicht mehr so intensiv bewässern. In Köln dürfen sogar Anwohner kein Wasser mehr aus Bächen und Flüssen holen. Und solch ein Verbot gibt es auch für die Anwohner entlang der gesamten Ems.

Deutschland hat eine langfristige Strategie

Einen nationalen Notfallplan fürs Wassersparen wie in den Niederlanden gibt es in Deutschland aber bisher nicht. Das Land hat eine langfristige Strategie entwickelt, wie sichergestellt werden soll, dass im Jahr 2050 den Menschen und der Umwelt ausreichend Wasser zur Verfügung steht.

Experten wie die Professorin für Ressourcenmanagement Claudia Pahl-Wostl, die am Institut für Geografie und am Institut für Umweltsystemforschung der Universität Osnabrück lehrt und forscht, kritisieren allerdings, dass solch eine Strategie nicht weit genug geht.

In einem Interview hat sie dem Evangelischen Pressedienst gesagt: "Mit der nationalen Wasserstrategie ist Deutschland eigentlich auf einem guten Weg. Darüber hinaus müssen die Regionen für sich ein anpassungsfähiges, ganzheitliches Management entwickeln, das verschiedene Szenarien des Klimawandels berücksichtigt. Denn niemand kann genau vorhersagen, wie der Klimawandel sich auswirken wird."