Prozess gegen Vater: Drei Kinder verwahrlost im Wald entdeckt Lokalzeit aus Düsseldorf 11.03.2024 00:24 Min. Verfügbar bis 11.03.2026 WDR

Prozess gegen Vater: Drei Kinder verwahrlost im Wald entdeckt

Stand: 11.03.2024, 19:59 Uhr

Im Oktober 2020 hatten Polizisten in einem Mönchengladbacher Wald drei verwahrloste Kinder gefunden, die mit ihren Eltern in einem Zelt hausten. Der Vater steht seit Montag vor Gericht.

Von Martin Höke

Polizisten hatten 2020 in Mönchengladbach drei völlig verwahrloste Kinder gefunden. Wie sich herausstellte, lebten die zwei acht- und neunjährigen Jungen sowie ihre siebenjährige Schwester dort seit vier Monaten in einem Zelt. Am Montag hat vor dem Mönchengladbacher Amtsgericht der Strafprozess gegen den Vater der Kinder begonnen. Die Anklage wirft dem 50-Jährigen Misshandlung von Schutzbefohlenen und Verletzung der Fürsorge- und  Erziehungspflicht vor.

Anklagevorwurf: Mit dem Gürtel für Ungehorsam bestraft

Vor über drei Jahren soll er den Kindern nicht nur den Besuch von Ärzten und Schule vorenthalten haben. Der Angeklagte soll seine beiden damals fünf- und sechsjährigen Söhne und seine dreijährige Tochter bei Ungehorsam wiederholt mit dem Gürtel geschlagen haben.

 Wegen Schadstoffen in der Wohnung ins Zelt gezogen

Bei seiner Vernehmung hatte er einen Tag nach seiner Festnahme im Oktober 2020 gesagt, dass er und die Familie fünf Monate zuvor ins Zelt gezogen seien, weil es seiner adipösen Frau und Mutter der Kinder wegen der hohen Schadstoffbelastung in ihrer Mietwohnung immer schlechter gegangen sei. "Sie wissen schon: PCB und Dioxine sowie die elektromagnetische Handystrahlung von oben", erklärte er den Vernehmungsbeamten damals.

Vater nennt sich christlich-fundamental

Zum Auftakt saß der Familienvater, der sich selbst als christlich-fundamental beschrieben hat, mit einer Bibel in der Hand auf der Anklagebank und blickte offen in die Kameras.

Anträge verzögern Auftakt

Sein Verteidiger forderte nach der Anklageverlesung direkt die Aussetzung der Hauptverhandlung, weil ihm das 62-seitige Gutachten zur psychologischen Entwicklung der drei Kinder erst am vergangenen Freitag zugegangen sei. Das sei zu spät gewesen, "um sich mit dem Mandanten zu beraten und bis heute die Verteidigung vernünftig vorbereiten zu können".

Nachdem das Amtsgericht den Antrag am Montag abgelehnt hatte, stellte der Verteidiger einen Befangenheitsantrag gegen den vorsitzenden Richter, "weil so kein faires Verfahren möglich" sei, wie er sagte.

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Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort