Umweltverband will Umbau am Drachenfels stoppen

Stand: 26.01.2023, 12:26 Uhr

Der einstige Traditionshof im Siebengebirge soll zu einem Hotel- und Gastronomiebetrieb umgebaut werden. Dazu gibt es grünes Licht. Doch der BUND möchte die Pläne kippen.

Von Britta Schwanenberg

Wohl jeder der rund 600.000 Touristen, die jedes Jahr am Drachenfels unterwegs sind, kennt den Anblick. Nur einige hundert Meter entfernt von den berühmten Türmen von Schloss Drachenburg ragt ein Baugerüst in den Himmel. Dahinter verbirgt sich der Burghof. Schon im 19. Jahrhundert als Wein- und Kaffeewirtschaft berühmt, seit 30 Jahren aber ungenutzt.

Früher gab es da leckeren Kuchen“, erinnert sich eine Wanderin, „dann kam der Niedergang und jetzt verfällt es von Jahr zu Jahr mehr.

Gastronomie, Ferienwohnungen und Hotelbetrieb – mitten im Naturschutzgebiet?

Seit 2019 gibt hat der Burghof einen neuen Eigentümer. Bernd Siebdrat, Winzer aus Unkel, will das Gebäude aufwendig sanieren. Sein Plan: Sechs Wohnungen, einige Hotelzimmer und eine Einkehrmöglichkeit, die „Siebengebirgsalm“. Der Rhein-Sieg-Kreis hat dafür im Dezember die naturschutzrechtliche Genehmigung gegeben. Unter strengen Auflagen, die zum Beispiel den Anliegerverkehr, das Lichtkonzept und die Lautstärke betreffen.

Der Naturverband BUND war seit Planungsbeginn gegen eine kommerzielle touristische Nutzung. Jetzt hat er beim Verwaltungsgericht Köln Klage gegen den Rhein-Sieg-Kreis eingereicht, um den Umbau zu verhindern. Denn der Hof liegt im so genannten Fauna-Flora-Habitat, es ist ein gemeldetes europäisches Gebiet unter besonderem Schutz.

„Hotelbetrieb unter dem Deckmantel des Denkmalschutzes“

Für Achim Baumgartner vom BUND steht außer Frage: „Hier wird unter dem Deckmantel des Denkmalschutzes ein Großhotelvorhaben im Außenbereich des Naturschutzgebiets voran getrieben: Ein absolutes Tabu!

Allein der Verkehr, die das Projekt und die zukünftigen Gäste verursachten, seien unzumutbar für Fledermäuse, Feuersalamander und viele Tiere mehr. Die nächtliche Beleuchtung im neue Hotel gefährde zudem Insekten.

Tauziehen zwischen Naturschutz und Tourismus

Auch so mancher Wanderer ist ratlos angesichts des langjährigen Tauziehens im Siebengebirge. „Tourismus und Naturschutz – beides gehört ja irgendwie seit über hundert Jahren dazu“, sagt eine Dame, bevor sie mit ihren Wanderstöcken weitereilt.

Und der Bauherr selbst? Er lässt sich durch die Klage nicht aus der Ruhe bringen. Er habe sie nach dem jahrelangen Streit ohnehin erwartet. Sobald die noch fehlende Baugenehmigung da sei, werde er loslegen, sagt Bernd Siebdrat gegenüber dem WDR.

Tatsächlich werde die Genehmigung, so erklärt die Stadt Königswinter auf WDR-Anfrage, innerhalb der nächsten Wochen kommen. Denn die Klage des BUND gegen die naturschutzrechtliche Genehmigung habe keine „aufschiebende Wirkung“. Das heißt, dass die Bauarbeiten nicht vorsorglich gestoppt werden müssen, es kann jederzeit los gehen – das Risiko eines späteren Gerichtsbeschluss gegen die Genehmigungen muss der Bauherr für sich einschätzen.

Über dieses Thema haben wir am 24. Januar 2023 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr berichtet.