Die Regale im neuen Archivgebäude stehen schon in Reih und Glied. Noch sieht alles leer aus, aber direkt daneben warten schon 150 Paletten voller Kartons, die einsortiert werden müssen.
Allerdings sind es nicht die historischen Akten. Es sind vielmehr die der täglichen Verwaltungsarbeit, die bislang im "Neuen Rathaus" untergebracht waren. Auch dessen Tage sind gezählt. Ab dem Sommer beginnen die Vorbereitungen zum Abriss. Die Stadt wird ein neues Verwaltungszentrum bauen.
Hochwasser vom 21.Juli 2021 flutet gesamtes Stadtarchiv
Die Flutnacht hat den Kaiserplatz in Stolberg 1,50 m unter Wasser gesetzt – selbst im Erdgeschoss des erhöht gebauten historischen Rathauses stand es 30 cm hoch. Das Archiv im Keller: hoffnungslos überflutet.
In den nächsten Tagen halfen die Stolberger in einer einzigartigen Aktion mit, das zu retten, was zu retten ist. Gesäubert und gut verpackt lagern seit dem 404 Paletten Akten bei minus 21 Grad tiefgefroren in Troisdorf und warten auf ihre Wiederaufbereitung.
Die Aufträge dazu wird Stolberg zum Teil auch vergeben müssen. Die Stadt schätzt den Aufwand auf rund 40 Mio Euro. Geld, das aus dem Wiederaufbaufonds des Landes kommen wird. Der zweithöchste Betrag übrigens nach dem Neubau des Rathauses.
Neue Räume ein großer Schritt nach vorne
Helle Flure, große Fenster. Die neuen Räume des Stadtarchivs in einem Gebäude der Stolberger Dalli- Werke sind so ganz anders als der Keller im historischen Rathaus. Ein Glücksgriff. Vorerst. Denn auch die neuen Räume werden letztlich nicht all die Akten aufnehmen können, die noch in Troisdorf lagern.
Sechs Paletten an historischen Akten konnte Christian Altena mit seinen Kollegen damals noch vor der Flut retten. Ihre Aufarbeitung ist gerade frisch abgeschlossen. Für Christian Altena die Ruhe vor dem Sturm. Denn die eigentlich Mammutaufgabe beginnt mit dem Rücklauf der 404 Paletten.
Aber selbst wenn das in ein paar Jahren wieder heißen sollte, hunderte Kartons zu packen und zu beschriften: Das Gedächtnis der Stadt hat erst einmal ein neues Zuhause.