Tierquälerei in Bergheim: Vögel sterben in Leim-Fallen

Stand: 07.11.2024, 14:55 Uhr

In einem Wald bei Bergheim sollen Stieglitze in Leim-Fallen verendet sein. Die Polizei vermutet dahinter kommerzielles Interesse.

Von Michelle Mink

Ein kleiner Vogel liegt hilflos im Geäst auf dem Rücken. Auch als sich zwei Hände nach ihm ausstrecken, fliegt er nicht weg. Er ist einer Vogelfalle auf den Leim gegangen – im wahrsten Sinne des Wortes. Der Vogel klebt mit seinen Federn an einem Ast fest.

Spaziergänger entdeckten Falle zufällig

Die ganze Szene ist in einem Handyvideo festgehalten und löst unter den Betrachtenden in den sozialen Netzwerken Wut und Fassungslosigkeit aus. Spaziergänger hatten den Vogel entdeckt. Sie hatten lautes Vogelgezwitscher im Gebüsch gehört und hatten so die Falle entdeckt. Das Tierheim Bergheim hatte Fotos und ein Video gepostet, nachdem es den geretteten Vogel in Obhut genommen hatte.

Die Falle bestand aus einem Lautsprecher, der das Vogelgezwitscher abspielte, und klebrigen Ästen, auf denen augenscheinlich mehrere Stieglitze bereits gestorben waren. Laut der Tierheimleiterin lebten die Tiere in Scharen und folgten deshalb dem Gezwitscher ihrer Artgenossen.

100 Euro für einen lebenden Stieglitz

Stieglitze sind wegen ihres schönen Gesangs beliebt | Bildquelle: Privat

Die Vermutung des Tierheims: Die Vögel sollten nicht sterben, sondern eingefangen und verkauft werden. Ein kleiner Stieglitz bringe aktuell rund 100 Euro auf dem illegalen Markt ein und würde wegen seines Gesangs gefangen.

Geretteter Vogel gestorben

Der gerettete Vogel wurde im Tierheim aufwendig von dem Leim befreit und schien die Prozedur zunächst gut überstanden zu haben. Ein zweiter geretteter Artgenosse war dagegen schon kurz nach der Rettung gestorben. In der Wildvogel-Pflegestation Kirchwald sollte das überlebende Tier aufgepäppelt und wieder freigelassen werden. Doch wie die Pflegestation jetzt bekannt gab, ist auch der zweite Vogel gestorben. Es sei nicht klar, wie viel von dem Klebstoff der Vogel verschluckt habe. Außerdem bedeute der Kontakt mit Menschen, auch wenn es erfahrene Pfleger seien, viel Stress für Wildtiere. Beides könnte tödlich für den Stieglitz gewesen sein. 

Polizei sucht Zeugen

Es wurde Anzeige erstattet. Die Polizei hat Ermittlungen wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz aufgenommen. Der Fall sei keine Bagatelle, denn das Tier in dem Video quäle sich sichtlich. Die Polizei bittet mögliche Zeugen, sich zu melden, telefonisch unter 02271-810 oder per Mail an poststelle.rhein-erft-kreis@polizei.nrw.de.

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