„Jacky“ ist eine von offiziell 680 Wohnungslosen in Leverkusen. Seit zwei Jahren hat sie keine feste Bleibe. Zurzeit lebt sie in einem Zelt unter einem Baum. Ihre prekäre Lebenssituation belastet sie psychisch schwer. Sie fühlt sich unsicher.
Leverkusen: Obdachlosenzahl in fünf Jahren verdoppelt
Deniz Palabiyikli engagiert sich ehrenamtlich in der Leverkusener Obdachlosenhilfe – im Projekt "Kältegang". Sie ist die erste Ansprechpartnerin für "Jacky", die ihr vertraut. Als das Projekt gestartet wurde, das war vor fünf Jahren, seien es hier nur halb so viele Obdachlose gewesen, sagt Deniz. Viele von ihnen seien Anfang, Mitte zwanzig. „Oft sind die auf der Straße gelandet, weil schon das Elternhaus für sie schlecht war. Das ist so eine Art Flucht. Und viele denken, dass sie keine andere Wahl haben, auch mit Drogen in Berührung zu kommen.“
Psychische Probleme oft Ursache für ausfälliges Verhalten
Laut Deniz seien viele junge Obdachlose zudem psychisch labil. Auch die Caritas bestätigt das. Sie betreibt in Leverkusen eine Tagesstätte, in der sich die Wohnungslosen von 07.30 Uhr bis 20 Uhr aufhalten können. Viele wollen duschen, etwas kochen, oder einfach nur reden. Doch einige bereiten auch Sorgen. „Es gibt Menschen, die mal in einer Psychose ein aggressives Verhalten zeigen, das ist so. Manche urinieren auf der Straße, manchmal gibt es Streit untereinander. In diesen Fällen gehen wir mit Mitarbeitern auf die Obdachlosen zu. Man kann mit ihnen reden und erklären, dass sich andere davon gestört fühlen oder Angst haben.“
Grundschulkinder werden Zeugen
Die Caritas-Mitarbeiter müssen entschieden handeln. Gegenüber der Tagesstätte ist direkt eine Grundschule ist. Kinder erleben die Ausfälle der Obdachlosen. Auch Anwohner beschweren sich immer häufiger. Die Stadt will deshalb an der Schule den Sichtschutz verbessern. Sie schickt mittlerweile regelmäßig den kommunalen Ordnungsdienst vorbei.
Ehrenamtliche Initiativen fordern bessere Unterkünfte
Um die Obdachlosen psychisch zu stützen und trotz fehlender Wohnung von der Straße zu bekommen, fordern Ehrenamtler bessere Rückzugs- und Aufenthaltsmöglichkeiten. „Den Menschen fehlt es an Privatsphäre und an der Möglichkeit sich auszuruhen. Das zieht die Menschen runter, das stresst sie. Es wäre schön, wenn es eine Unterkunft gäbe für die Menschen, wo sie sich sicher fühlen über Nacht.“, sagt Obdachlosenhelferin Deniz Palabiyikli.
Auch die Caritas hat auf die prekäre Situation für Obdachlose in Leverkusen reagiert. In einer ehemaligen Kirche im Stadtteil Schlebusch will sie 16 kleine Apartments für Obdachlose errichten.