Mitten in der Nacht bewegt sich die kleine Gruppe leise auf das Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz zu. Die Frauen und Männer tragen drei Teile einer großen Steckleiter zur Statue.
Wenig später lehnt die Leiter am Rücken des Komponisten und Luis klettert bis ganz nach oben. Dort legt er der Statue eine Augenbinde um, hängt ihr ein Pappschild um den Hals.
Erdüberlastungstag ist Anlass der Protest-Aktion
Luis und seine Mitstreiter sind Klimaaktivisten. Sie gehören den Gruppen "Extinction Rebellion" und "Scientist Rebellion" an. "Mit unserer Aktion wollen wir die Blindheit der Politik und der Gesellschaft gegenüber der Klimakrise anprangern", erklärt er, während zwei junge Frauen mit weißer Farbe die Buchstaben "XR" und "SR" auf den Sockel des Beethoven-Denkmals pinseln.
"Keine Sorge – die Farbe ist leicht abwaschbar, wir wollen nichts kaputt machen", sagt Luis.
Anlass der Aktion ist der so genannte Erdüberlastungstag. Der fällt nach Berechnungen von Umweltorganisationen auf den 2. August und markiert den Tag, an dem die Menschheit im laufenden Jahr alle Ressourcen aufgebraucht hat, welche die Ökosysteme der Erde innerhalb eines ganzen Jahres herstellen können.
Augenbinden auch für Macke-Denkmal, Ernst-Moritz-Arndt- und Kekulé-Statuen
Noch Anfang der Siebziger Jahre lag er am 25. Dezember. Der diesjährige Erdüberlastungstag für Deutschland war dagegen schon am 4. Mai. Wenn alle Menschen so leben würden wie in Deutschland, sagen die Klimaaktivisten, bräuchten die Menschen hier nicht nur eine, sondern drei Erden zum Leben.
Der Münsterplatz bleibt in dieser Nacht nicht das einzige Ziel der Gruppe: Auch das Macke-Denkmal auf der Hofgartenwiese, die Ernst-Moritz-Arndt-Statue am Rheinufer, der Adenauer-Kopf an der B9 und das Friedrich August Kekulé-Denkmal vor dem Chemischen Institut der Bonner Uni in Poppelsdorf bekommen Augenbinden.
Aktionen für mehr Klimaschutz auch in anderen NRW-Städten
Die Bonner Aktivisten fordern die in ihren Augen dringend nötige politische und gesellschaftliche Transformation. "Dazu sollten wir auf alternative Wirtschaftsformen setzen, die ein gutes Leben für alle ermöglichen, jenseits von dogmatischem Wachstumszwang", sagt Elmar Keul von Extinction Rebellion Bonn.
"Denn auf einer Erde mit begrenzten Ressourcen kann es ohnehin kein 'ewiges Wachstum' geben." Auch in anderen Städten des Landes – so zum Beispiel in Essen und Soest finden heute Aktionen von Klima-Aktivisten statt.