Mit Messer in die Düsseldorfer Altstadt – "Man will der Gefährlichste, der Kriminellste sein"

Stand: 09.08.2022, 17:11 Uhr

Für einige wird die Düsseldorfer Altstadt immer mehr zum Angstraum. Theo aus Düsseldorf hat in der Vergangenheit oft selbst für Probleme gesorgt. Heute kann er verstehen, dass andere die Altstadt meiden.

"Theo" ist nicht Theos wirklicher Name. Wir sollen ihn so nennen, damit er nicht sofort zu erkennen ist. Er trägt Narben am Bauch und an den Armen, sie erinnern an einen Messerangriff in der Altstadt vor einigen Jahren. Damals ist ein Streit eskaliert. Er sei selbst nicht ganz unschuldig an der Situation gewesen, sagt er.

Theos Narben erinnern an den Vorfall in der Düsseldorfer Altstadt | Bildquelle: WDR

"Ich war stadtbekannt", erklärt der Düsseldorfer. Früher hatte Theo manchmal selbst Waffen dabei, wenn er in der Altstadt unterwegs war. "Man will stark sein, man will der Coole aus der Clique sein, der Gefährlichste, der Kriminellste. Es ist einfach nur das: Ich will krasser als der andere sein."

Immer wieder Eskalation in der Altstadt

In der Düsseldorfer Altstadt, wo sich Kneipe an Kneipe reiht, eskaliert es in letzter Zeit immer häufiger. Erst am Wochenende mussten drei junge Männer nach Messerstechereien im Krankenhaus behandelt werden. Vor vier Wochen ist ein 25-Jähriger von einem Jugendlichen lebensgefährlich mit einem Messer verletzt worden. Im Oktober 2021 war es eine abgebrochene Flasche, die einem 19-Jährigen bei einer Schlägerei zwischen zwei Gruppen direkt ins Herz gerammt wurde. Das Opfer verstarb.

Jugendpsychologe: Respekt verschaffen durch Waffen

Einer, der das Geschehen in der Düsseldorfer Altstadt genau beobachtet, ist Jugendpsychologe Christian Lüdke. Was ihn erschreckt, ist wie sehr das Messer in der Tasche mittlerweile zum Standard geworden zu sein scheint. Oft wollen die jungen Leute sich nur durch das Tragen der Waffe Respekt verschaffen. "Und wenn sie sehen, das funktioniert, dann sind sie irgendwann auch in einer Konfliktsituation bereit, dieses Messer einzusetzen, weil sie jegliche Kontrolle über die eigenen Gefühle und Impulse verloren haben", so Lüdke.

"Was da jetzt abgeht, das ist sehr gefährlich"

Theo geht heute mit einem mulmigeren Gefühl in die Altstadt. Er sei im Laufe der Jahre gelassener geworden. So schnell lasse er sich nicht mehr provozieren. "Damals habe ich gedacht, ich hab nen Stich gekriegt. Wenn ich jetzt sterbe, nehme ich den mit. Aber heutzutage denke ich mir einfach, ich war ein dummer, naiver Junge und was jetzt abgeht, das ist sehr gefährlich."