Mietskandal in Ehrenfeld Lokalzeit aus Köln 16.08.2024 03:13 Min. Verfügbar bis 16.08.2026 WDR Von Oliver Köhler

Zwangsräumung droht – Hauseigentümer hat ohne Genehmigung gebaut

Stand: 11.09.2024, 10:28 Uhr

In Köln-Ehrenfeld fürchten Mieter eines Mehrfamilienhauses um ihr zu Hause. Ihre Wohnungen wurden ohne Baugenehmigung errichtet.

Von Oliver Köhler

Bettina Isken lebt seit 17 Jahren in einer kleinen Dachgeschoss-Wohnung im Stadtteil Ehrenfeld. Hier fühlt sie sich zuhause. Wegziehen, daran hat sie nie gedacht. Ein Schock, als sie vor einigen Tagen Post von der Stadt Köln bekam: Ihre Wohnung ist ein Schwarzbau, wurde illegal errichtet. In dem Mehrfamilienhaus darf eigentlich niemand wohnen.

"Ich bin aus allen Wolken gefallen. Ich wohne hier seit 17 Jahren, zahle meine Miete immer pünktlich und dann flattert so ein Schreiben ins Haus mit Androhung von der Räumung. Notfalls mit Zwangsmaßnahmen“. Bettina Isken, Bewohnerin

Gefährliche Mängel beim Brandschutz

Als Bettina Isken vor 17 Jahren den Mietvertrag unterschrieb, ahnte sie nicht, dass dieses Gebäude eine Gewerbeimmobilie ist, illegal umgebaut zum Wohnhaus. 9 Wohnungen gibt es hier und jede Menge Gefahren im Fall eines Brandes. Für die Bewohnenden der oberen Stockwerke gibt es keinen zweiten Fluchtweg. Zu Bettina Iskens Dachgeschosswohnung geht es über eine enge Holztreppe. Wenn das Treppenhaus voll Rauch wäre, wäre sie in ihrer Wohnung eingeschlossen.

Gewerbeimmobilie illegal zu Wohnraum umgebaut | Bildquelle: WDR

Wegen der Brandschutzmängel müsste sie ihre Wohnung räumen, teilte die Stadt Bettina Isken mit.

Jahrelanges Warten auf Baugenehmigung?

Der Vermieter ist das Unternehmen „Kaiser Baugruppe“. Die Geschäftsführung schreibt dem WDR, sie versuche bereits seit Jahren von der Stadt Köln eine Baugenehmigung für die Wohnungen zu bekommen.

Mietskandal in Ehrenfeld WDR Studios NRW 19.08.2024 00:40 Min. Verfügbar bis 19.08.2026 WDR Online

Fluchttreppen als Übergangslösung

Die Stadt Köln hat jetzt den Vermieter aufgefordert, Fluchttreppen zu den Wohnungen in den oberen Stockwerken zu bauen. Damit hat der Vermieter bereits begonnen. Der Kölner Baudezernent Markus Greitemann hat sich mittlerweile persönlich in den Fall eingeschaltet.

Er sagt dem WDR: "Die Stadt geht nicht davon aus, dass die Mieterinnen und Mieter da raus müssen. Wir finden eine Lösung, damit sie da verbleiben können." Allerdings müsse der Eigentümer jetzt einen genehmigungs-fähigen Bauantrag einreichen und vor allem die Feuerleitern bauen, damit die Menschen bei einem Brand gerettet werden können.

Mieterverein: Mieter können Kosten zurückfordern

Für Bettina Isken und die anderen Mieterinnen und Mieter gibt es zwar Hoffnung, dass ihre Wohnungen vielleicht nicht zwangsgeräumt werden. Dies sei aber keine Selbstverständlichkeit und in vielen Fällen nicht möglich, erklärt Jörg Hänsel vom Mieterverein Köln.

"Wenn kein zweiter Rettungsweg gebaut werden kann und wenn die Statik nicht den Wohnansprüchen genügt, bleibt nur der Auszug. Dann müssen Mieter ihren wirtschaftlichen Schaden beim Vermieter geltend machen."

Dazu gehörten etwa höhere Mietkosten für eine andere Wohnung oder etwaige Umzugskosten. Ob die Zwangsräumung nun kommt oder nicht: Bettina Isken hat sich in der Zwischenzeit auf die mühsame Suche nach einer Alternative gemacht und hat mittlerweile eine neue Wohnung in Aussicht.

Lokalzeit aus Köln / Statement Jörg Hänsel (Mieterverein) WDR Studios NRW 11.09.2024 00:40 Min. Verfügbar bis 11.09.2026 WDR Online

Unsere Quellen:

  • WDR-Recherche
  • Kaiser Baugruppe
  • Stadt Köln